rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 13.09.2021 | Philipp Manske | Quelle: dpa/ Christophe Gateau

Impfquote in Spree-Neiße am niedrigsten

"Falschinformationen, Unsicherheit, Abwarten"

In Brandenburg ist die Impfquote im bundesweiten Vergleich eher niedriger - und innerhalb des Landes im Spree-Neiße-Kreis am niedrigsten. Woran das liegt, ist unklar. Nun soll eine bundesweite Impfwoche für neuen Schwung in ganz Deutschland sorgen.

In Südbrandenburg sind weniger Menschen gegen Corona geimpft als im Rest des Landes. Das geht aus den regionalen Impfdaten hervor, die das Gesundheitsministerium veröffentlich hat.

Der Spree-Neiße-Kreis hat mit 48,8 Prozent vollständig Geimpfter die niedrigste Quote in Brandenburg. Am anderen Ende der Liste steht Brandenburg/Havel mit 70,3 Prozent. Allerdings lassen die Zahlen nicht immer einen Rückschluss auf den Wohnort der Geimpften zu. In einigen Fällen konnte nur angegeben werden, an welchem Ort geimpft wurde.

Regionale Unterschiede bei Impfquoten

Durch Brandenburg geht ein "Impfgraben"

Nach wie vor hat Brandenburg im Bundesvergleich eine eher geringe Impfquote. Doch auch innerhalb des Bundeslandes gibt es erhebliche Unterschiede, wie eine rbb|24-Datenanalyse zeigt. Von Haluka Maier-Borst

Manche Patienten wollen warten

Die Spremberger Allgemeinmedizinerin Simone Vatter beobachtet eine gewisse Impfmüdigkeit. "Ich denke, dass es eine Menge an Desinformation gibt, dass leider über verschiedenste Medien auch Falschinformationen an die Patienten herangetragen werden", sagte sie Montag dem rbb.

Sie geht davon aus, dass es immer noch "große Angst und Unsicherheit im Umgang mit den Impfstoffen gibt, dass die Leute nicht umfassend informiert sind." Ein dritter Punkt ist ihrer Erfahrung nach, dass viele abwarten. Sie frage dann "Warten auf was?", doch die Patienten könnten es oft nicht sagen, wenn es in Sprechstunden zu dem Thema kommt. "Auch mit Argumentationen kommt man da oftmals schwer dagegen an", sagt Vatter.

Simone Vatter | Quelle: rbb

Steigende Corona-Inzidenzen

Der Spree-Neiße-Kreis umschließt die kreisfreie Stadt Cottbus, beide meldeten am Montag die höchsten Inzidenzwerte im Süden Brandenburgs (Spree-Neiße: 55,7, Cottbus: 104,4). Brandenburgweit ist der Wert in Cottbus am höchsten, gefolgt von Brandenburg/Havel mit einer Inzidenz von 99,9 [kkm.brandenburg.de]

Die steigenden Zahlen bekommt auch das Krankenhaus Spremberg (Spree-Neiße) zu spüren. "Seit Mitte August haben wir wieder ein verstärktes Coronageschehen, also es ist immer wieder ein Positiv-Patient hier im Haus", sagt die Geschäftsführerin Liane Pötsch. In der vergangenen Woche sei die Situation so akut gewesen, dass das Haus mit seinen Kapazitäten "am Ende gewesen" sei.

Aktuell liegen in dem Krankenhaus vier Coronapatienten. Alle sind laut Liane Pötsch nicht geimpft oder haben noch keinen vollständigen Impfschutz. Über ihren Zustand will das Krankenhaus keine Angaben machen. In den beiden anderen Krankenhäusern im Landkreis ist die Lage entspannt: In Forst und Guben sind zurzeit keine Coronapatienten.

Auf den Intensivstationen der südbrandenburger Krankenhäuser lagen zum Wochenstart nur vereinzelt Personen, die mit Corona infiziert sind. Ein Bett sind laut Intensivregister.de jeweils in Cottbus und dem Dahme-Spreewald-Kreis belegt, zwei in Oberspreewald-Lausitz. In den Landkreisen Spree-Neiße und Elbe-Elster liegt aktuell niemand mit Corona auf einer Intensivstation.

Impfwoche will "die letzten Unentschlossenen erreichen"

Ob auf dem Schiff, in der S-Bahn oder vor dem Döner-Imbiss – überall dort kann man sich in Berlin in dieser Woche gegen Corona impfen lassen. Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Berlin, Mario Czaja, hofft, dass sich die Impfquote so noch einmal um vier bis fünf Prozent steigern lässt.

Bewusste Entscheidung gegen Aktionswoche in SPN

Impfen, wo immer es geht, zum Beispiel nebenbei im Sportverein oder im Bus. Genau das soll seit Montag bundesweit in einer Aktionswoche passieren. Der Spree-Neiße-Kreis hat sich dagegen entschieden, solche Angebote zu machen. Das sagte der Gesundheitsdezernent Michael Koch am Montag dem rbb.

"Ich denke wir sollten die Menschen nicht damit anlocken, dass sie eine Bratwurst bekommen, sondern damit überzeugen, dass sie etwas für sich tun, für die Gesellschaft tun." Der Landkreis werde andere Angebote machen, sagt Koch. Allerdings seien dafür Anmeldungen nötig, damit man planen könne und kein Impfstoff weggeschmissen werden müsse. In dieser Woche finden zunächst in der Kreisverwaltung Forst zwei Familienimpftage statt.

Spontane Impfangebote in Brandenburg

In Brandenburg sind in dieser Woche an zahlreichen Orten unkomplizierte Corona-Impfungen ohne Termin möglich. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche bietet zum Beispiel das Impfzentren am BER-Flughafen in Schönefeld (Terminal 5, täglich zwischen 9 und 15 Uhr) Spontanimpfungen an.

Daneben fahren Impfbusse zu Schulen, einer ist unter anderem im Oberspreewald-Lausitz-Kreis unterwegs. In Cottbus sind keine speziellen Angebote geplant. Die Stadt verweist auf die impfenden Hausärzte.

Eine Übersicht zu allen Impfstellen, Öffnungszeiten und angebotenen Impfstoffen gibt es auf der Internetseite [brandenburg-impft.de].

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.09.2021, 16:40 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen