Regionale Unterschiede bei Impfquoten - Durch Brandenburg geht ein "Impfgraben"

Di 14.09.21 | 06:18 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
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Impfungen in Brandenburg mit regionalem Muster
Bild: rbb|24

Nach wie vor hat Brandenburg im Bundesvergleich eine eher geringe Impfquote. Doch auch innerhalb des Bundeslandes gibt es erhebliche Unterschiede, wie eine rbb|24-Datenanalyse zeigt. Von Haluka Maier-Borst

Es reicht nicht. In Portugal, Spanien und Dänemark sind weit über 70 Prozent der Menschen durchgeimpft. Deutschlandweit ist man nur bei 60 Prozent. Ein Wert, der wohl zu gering ist für eine Herdenimmunität gegen Covid-19. Zu gering, um die Zahl der schweren Verläufe so weit zu senken, dass die Intensitvstationen nicht zu stark belastet werden. Doch das ist noch nicht einmal die ganze Geschichte. Denn in einzelnen Regionen liegt die Quote noch niedriger.

So liegt laut Daten des Brandenburger Ministeriums für Gesundheit [msgiv.brandenburg.de] wohl bei gleich mehreren örtlichen Landkreisen die Quote selbst für Erstimpfungen nur bei rund 50 Prozent. Außerdem zeigt sich durch die Altersgruppen hinweg ein klarer Trend: Im Nordwesten wird deutlich mehr geimpft als im Südosten.

Die Daten sind freilich mit Vorsicht zu verwenden, denn nicht für jede Impfung lässt sich zweifelsfrei zuordnen, wo der/die Geimpfte wohnt. So erklärt das Ministerium, dass bei Impfungen in Krankenhäusern gilt, dass diese nicht dem Wohnort der geimpften Personen zugeordnet werden können, und deshalb hier die Daten "der Postleitzahl des Krankenhausstandortes zugeordnet" wurden. Dass also Städte eine höhere Quote haben, kann auch damit zu tun haben, dass schlicht mehr Krankenhäuser dort sind.

Ähnlich ist es bei allen Impfungen in Arztpraxen, die nach dem 1. Juli 2021 durchgeführt wurden und noch nicht abgerechnet wurden. Für ältere Impfungen in Praxen ist hingegen die genaue örtliche Zuordnung möglich. Wirklich sicher kann man sich beim Ort des Geimpften aber nur im Fall der Impfzentren sein. Hier ist für jeden Impfling der Wohnort nachgehalten. Und wer darauf schaut, sieht abermals das klare Nordwest-Südost-Muster.

Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten gibt, die nicht nur durch Ungenauigkeiten bei der Erhebung der Daten zu erklären sind. Aber es bleiben Fragen offen.

Dass in den kreisfreien Städten die Impfquoten höher sind als auf dem Land, ist noch einigermaßen erklärbar. Der Weg zu den Impfzentren ist kürzer als in den ländlichen Regionen. Doch wieso Ostprignitz-Ruppin eine mehr als doppelt so hohe Quote an Erstimpfungen in Impfzentren hat wie Oberspreewald-Lausitz, das überrascht.

Zwei mögliche Erklärungen: Möglicherweise waren die Standorte und die Infrastruktur der Impfzentren im einen Landkreis besser als im anderen und damit war es leichter sich impfen zu lassen. Möglich ist aber auch, dass tatsächlich die Bereitschaft zur Impfung sich gravierend unterscheidet. Dass aber nur das der Grund ist, dagegen spricht das Muster bei den Impfungen in Arztpraxen.

Wie oben erwähnt müssen diese Daten vorsichtig behandelt werden, weil teilweise die Zuordnung schlicht über die Adresse der Praxis und nicht den Wohnort des Patienten geschehen ist. Trotzdem zeigt sich in der Tendenz, dass die Impfungen in Arztpraxen vor allem dort häufiger stattfanden, wo man bei den Impfungen in den Zentren eher das Nachsehen hatte.

Trotzdem reichen diese Impfungen in Praxen noch nicht, um den Rückstand zwischen den Regionen vollends zu schließen. Und auch insgesamt flacht derzeit die Quote der Impfungen in Brandenburg deutlich ab. Wie man auf diesen Trend und diese regionalen Differenzen reagieren will, das hatte rbb|24 beim Gesundheitsministerium erfragt. Eine Antwort lag aber bei Redaktionsschluss nicht vor.

Methodik:

Bei der Einfärbung der Karten wurde ein statistisches Verfahren (Jenks) genutzt, um die verschiedenen Landkreise möglichst fair zu gruppieren. Das heißt, Landkreise mit geringen Unterschieden bei der Impfquote untereinander wurden zusammen gruppiert, Landkreise mit sehr großen Unterschieden in unterschiedliche.

Sendung: Inforadio, 14.09.2001,07:00 Uhr

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Beitrag von Haluka Maier-Borst

49 Kommentare

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  1. 49.

    Das werden wohl die Sorgeberechtigten tun, wie alle anderen Entscheidungen, die Fünfjährige betreffen?

  2. 48.

    Wieder eine sehr gute Übersicht, danke dafür.
    Und wenn ich dann die Kommentare hier lese fällt mir immer wieder der eine Spruch ein: „Corona ist auch ein Intelligenztest“

  3. 47.

    Wer behauptet denn, dass die tatsächlich alle geimpft gewesen waren? So leicht wie es für gewöhnlich ist, den Impfausweis zu fälschen und gleichzeitig so egal es den meisten Dienstleistern ist bei der Kontrolle. Noch NIE bis auf den deutschen Check-In-Schalter wollte je jemand meinen Ausweis passend zum Impfzertifikat sehen (auch nicht der griechische Check-In Schalter).

    Also ist leider auch 2G graue Theorie, wenn es 1. nicht kontrollierbar (Fälschung) ist und 2. überhaupt nicht ernsthaft kontrolliert wird.

  4. 46.

    Haben die alle keinen Hausarzt? Ich kenne sogar Landärzte die sind tatsächlich zu ihren ältesten Patienten gefahren.

  5. 45.

    Da der Impfstoff keine Zulassung für Kinder unter 12 hat, würde sich jeder Arzt strafbar machen der ein Kind mit Vorerkrankungen unter 12 damit impft.

    Ist das wirklich so schwierig alles zu verstehen? Nicht wenige Ärzte weigerten sich sogar die zugelassene Impfstoffe zu geben, als noch nicht die Empfehlung des RKI vorlag.

    Naja das "jeder ist sich selbst der nächste" wird wohl zum ultimativen Kredo unserer Gesellschaft, egal auf welchem Gebiet....

  6. 44.

    Die "ach so tollen Impfstoffe" haben möglicherweise dazu beigetragen, dass nur milde oder gar keine Symptome aufgetreten sind. Vielleicht sollten Sie Berichte auch mal bis über die Schlagzeile hinaus weiterlesen..

    By the Way: was hatte ihr Kommentar gleich nochmal mit dem eigentlichen Artikel zu tun?

  7. 43.

    "Langzeitwirkungen? Würden Sie bei anderen Arzneimitteln, die neu zugelassen sind, auch erst 5 Jahre warten? "
    Sie unterschlagen dabei, dass der Zulassungsprozess in der Regel so um die acht Jahre dauert.

  8. 42.

    Kommen Sie mal nach Forst, da wissen Sie warum die Impfquote so schlecht ist. Verschwörungstheoretiker und AfD haben hier Hochkonjunktur. Manche Geschäftsinhaber und Verkäufer tragen demonstrativ keine Maske. meine Schwiegermutter ( 82 Jahre) wurde sogar " dumm angelabert" ohne Maske und Abstand, weil sie sich hat impfen lassen. Niemand juckts. Das ordnungsamt verteilt bestenfalls ein paar Knöllchen. Und ich kann die Menschen sogar verstehen. Ich bin nach 30 Jahren wirder hierher gezogen, eine der abgehängtesten gegenden Deutschlands.
    Und seit diesem Artikel
    https://www.bild.de/regional/berlin/forst/ist-die-aermste-stadt-brandenburgs-52851804.bild.html
    hat sich nichts geändert eher im gegenteil.

  9. 41.

    Oh, die Impfstoffe sind trotzdem toll. Zum Beispiel wünscht man dem Ungeimpften einen leichten Verlauf, dem Geimpften einen guten Tag.

  10. 40.

    MOL wundert mich nicht - kein eigenes Impfzentrum im Landkreis, das Call-Center - wenn es überhaupt erreichbar war, konnte auch nicht helfen, ein völlig überkompliziertes Anmeldeverfahren im Internet, an Ärzte in der Nähe ist kein Rankommen und in Berlin, durften sie einen Brandenburger nicht impfen. Meine Nachbarn, die beide weit über 70 sind, hatten schon aufgegeben und nur mit viel Zeit und Geduld konnte ich ihnen dann endlich vor drei Wochen einen Impftermin organisieren, der auch erreichbar für sie war. So vergrault man Impfwillige!!! Der Landkreis ist viel zu passiv und lässt seine Bewohner alleine.

  11. 38.

    Zahl der Corona-Infizierten nach »2G«-Party in Münster steigt auf 63 (bei 380 Gästen).
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-news-am-montag-rki-meldet-5511-neuinfektionen-inzidenz-steigt-auf-81-9-a-4415e25d-3947-4cb4-8fd4-e05099dd19ff

    Nur soviel zu den ach so tollen Impfstoffen.

  12. 37.

    "aus Sorge vor starker Impfreaktion oder Langzeitwirkungen auf das freiwillige Angebot zu verzichten. ... Und wenn die Impfung nicht so schützt wie behauptet, gibt es erst recht keinen Grund, Ungeimpfte unter Druck zu setzen."

    Langzeitwirkungen? Würden Sie bei anderen Arzneimitteln, die neu zugelassen sind, auch erst 5 Jahre warten? Gut, Ihre persönliche Sache, wenn Sie das Nutzen-Risiko-Verhältnis lieber zu deutlich mehr Risiko verschieben. Sie gefährden aber bei einer leicht übertragbaren Infektionskrankheit trotzdem andere, die sich nicht impfen lassen können, im Gegensatz bspw. zu einer Herzerkrankung.

    Bitte berücksichtigen Sie zur Wirksamkeit auch: Die Entwicklung von Impfstoffen ist gegen bestimmte Erreger gerichtet. Gegen den ursprünglichen Erreger ist der Impfstoff wirksam. Verändern sich Erreger, kann die Wirksamkeit abnehmen, vielleicht sogar abhanden kommen. wir müssen schneller sein als die Veränderung, um ihr die Möglichkeit zu Entfaltung zu nehmen. Daher der Druck.

  13. 36.

    Ich denke auch, dass die Zahlen täuschen. Viele Brandenburger, speziell im Speckgürtel arbeiten ja in Berlin, und da auch zunehmend Betriebsärzte geimpft haben könnnte der Anteil der geimpften Brandenburger höher liegen.

  14. 35.

    Sehr geehrter Herr Weber, der Kommentator hat das indirekt sehr wohl beachtet. Kinder haben keine besonders hohe Gefahr, am Corona-Virus schwer bis tödlich zu erkranken. Durch den üblicherweise sehr engen Kontakt besteht sogar eine höhere Gefahr, sich bei infizierten Geimpften anzustecken, als das bei Erwachsenen untereinander zu erwarten ist. Kinder mit Risikofaktoren können unabhängig von der StiKo-Empfehlung auf ärztlichen Rat hin geimpft werden. Nur sollte es bei einer Impfung eben immer so sein, dass die Chancen (Immunisierung) die Risiken (schwere Erkrankung vs. Impfreaktionen) deutlich überwiegen. In aller Regel sind aber bei Kindern die Nebenwirkungen höher als die Symptome der Corona-Infektion. Daher ist eine massenweise, unindizierte Impfung von Kindern mehr im Sinne der Pharmaindustrie, als im Sinne der allgemeinen Gesundheit.

  15. 34.

    Eine Vorbestellung geht in der Tat nicht. Man kann halt im Gegensatz zu bspw. einem Handy, was bald erscheint, nicht etwas vorbestellen, das aktuell noch verboten ist zu handeln (fehlende Zulassung). Und wann die Zulassung kommt, na das dauert noch ein wenig, selbst wenn es November werden sollte.
    Ich finde aber gut, dass Sie sich dann impfen lassen.
    Woher haben Sie denn aber die Information über die besseren Studiendaten des neuen Impfstoffs? Was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich "besser"?
    Sehen Sie es mal so: Die anderen Impfstoffe wurden nun schon mehrere hundert Millionen mal angewendet und sind damit in der Datenlage deutlich voraus.

  16. 33.

    Genau darauf mache ich hier seit Langem aufmerksam! Sie haben absolut Recht mit Ihren sehr gut ausgedrückten Ausführungen! Mir als Geimpftem sind die Ungeimpften herzlich gleichgültig in Bezug auf eine Bedrohung für mich. Ich vertraue auf den Impfstoff, sonst hätte ich es gleich lassen können. Das heißt dann eben auch andersherum, dass ich keine Notwendigkeit mehr sehe, Menschen massiv einzuschränken, denn jeder von denen hat zwischenzeitlich das Impfangebot bekomnmen und entweder wahrgenommen oder eben aus persönlichen, freiheitlichen Erwägungen für sich abgelehnt.

  17. 32.

    Nennen Sie mir bitte mal eine dieser "ominösen" Langzeitfolgen? (also die ersten Millionen Impfungen bald 9 Monate her)

    Ich hol schonmal Popcorn.....

    PS: Wie gut dass die Impfgegner uns Impfbefürworter ja bald los sind, da nach gängigen Facebook-Theorien wir alle nach der Wahl sterben.

  18. 31.

    Wie schön, dass ich mit meinem Eindruck nicht alleine bin. Hier in Sachsen ist es aber auch extrem, eigentlich auf dem Land außerhalb der Städte noch schlimmer als in dem brandenburgischen Teil der Lausitz.

    Ich finde ja Impfgegner sollten das generell viel mehr durchziehen, auch was Schutzimpfungen gegen Tetanus usw angeht.....dann mendelt sich das raus.....

  19. 30.

    Das in der Demokratie Populisten immer mehr Einfluss bekommen?

    Komisch als es populistisch genehm war die Masern-Impfpflicht zu schaffen, ging das unter Spahn ganz schnell. Jetzt ergießen sich CDU/SPD/FDP in populistischer Ausschließeritis. Die einzigen die noch Sachverstand an den Tag legen sind die Grünen, die wenigstens die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nicht ausschließen.

    PS: Der EuGH hatte letztens geurteilt wie das mit Impfpflichten so ist. Die Tschechische Impfpflicht die seeeeehr weitgehend ist wurde bestätigt. Soviel zum Thema geht verfassungstechnisch nicht......

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