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Audio: Antenne Brandenburg | 25.03.2020 | Marie Stumpf | Quelle: dpa/Michael

Pendler in Quarantäne

Kliniken suchen nach Lösungen für polnische Mitarbeiter

Ab Freitagfrüh werden polnische Pendler nach ihrer Rückkehr aus Deutschland in Quarantäne geschickt. Personalausfälle sind absehbar - besonders bitter ist das zurzeit für Kliniken und Pflegedienstleister in Brandenburg. Die Suche nach Lösungen läuft. Von Marie Stumpf

Gerade ist der kilometerlange Stau an den Grenzübergangen nach Polen vorbei, da kündigt sich das nächste Problem an der polnisch-deutschen Grenze an: Ab Donnerstagnacht müssen polnische Staatsbürger, die zum Arbeiten nach Deutschland pendeln, bei ihrer Rückkehr zwei Wochen in Quarantäne. 

Die polnische Regierung teilte zwar mit, dass die Grenzen für den Warenverkehr weiter geöffnet bleiben sollen. Doch die Regelung hat möglicherweise Folgen für das Gesundheitssystem in den Landkreisen an der Grenze, da viele Ärzte und Pflegekräfte aus Polen in Brandenburg arbeiten.

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Für Boba Preuß, Geschäftsführerin beim privaten Pflegedienst Gallus in Frankfurt (Oder), ist die neue Regelung eine Katastrophe. Auch sie hat erst am Mittwoch erfahren, dass ihre polnische Pflegekraft ab Freitag nicht mehr zur Arbeit kommen wird. "Das sind für uns jetzt ganz viele Unklarheiten, angefangen bei der Frage, wie wir die Dienste nun abdecken, weil eine Zwölf-Stunden-Kraft fehlt", sagt sie.

"Wir werden die Mitarbeiterin natürlich weiter bezahlen, weil sie dafür nichts kann. Aber für mich bedeutet das, dass ich jemanden bezahle, die nicht einsetzbar ist." Andere Mitarbeiter müssen für die polnische Kollegin nun einspringen - auf Dauer könnte das zu einer Überlastung und noch mehr Ausfällen führen, befürchtet Preuß.

Pendler sollen in zweiwöchige Quarantäne

Polens Innenminister Michał Kaminski (UED) erklärte am Mittwoch, dass polnische Pendler nun noch zwei Tage Zeit hätten, ihre berufliche Situation zu regeln. "Ab Freitag unterliegen sie der 14-tägigen Quarantäne, wenn sie die Grenze überschreiten", sagte er. "Wir müssen die bisherigen Regelungen verschärfen, weil wir nicht zulassen können, dass weiter ein freier Personenverkehr existiert mit Ländern, in denen die Zahl der Infizierten größer ist als bei uns", sagte Kaminski.    

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Betroffen sind davon auch die rund 17.000 Polen, die regelmäßig nach Brandenburg und Berlin zur Arbeit fahren. Etwa ins Asklepios Klinikum in Schwedt: Dort arbeiten 55 polnische Ärzte, Schwestern und Hebammen. Damit das so bleibt, arbeitet Geschäftsführer Ulrich Gnauck an einer kreativen Lösung. In Teams sollen sich die polnischen Beschäftigten alle zwei Wochen abwechseln.

"Ganz konkret führen wir jetzt Gespräche mit den polnischen Ärzten, wie ihre Bereitschaft ist, 14 Tage am Stück zu arbeiten und dann 14 Tage frei zu haben", sagte Gnauck. Die polnischen Ärzte könnten, wenn gewünscht, auf Kosten der Klinik in Hotels unterkommen. "Wir klären, wer nach Polen wieder einreisen müsste, und wer hier möglicherweise eine Zweitwohnung hat."  

Unterbringung im Krankenhaus oder Hotel?

Im GLG-Krankenhaus Prenzlau in der Uckermark kommt etwa die Hälfte der Ärzte täglich aus Polen. Sie sind unverzichtbar, sagt GLG-Sprecher Andreas Gericke, deshalb suche das Klinikum nach Lösungen. "Wir überlegen, wie wir die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier unterbringen können - sei es im Krankenhaus oder im Hotel, so dass sie hier übernachten und arbeiten können und nicht täglich über die Grenze müssen."

Einfach zwei Wochen am Stück in Deutschland zu arbeiten - das ist für die polnische Mitarbeiterin Boba Preuß vom Frankfurter Pflegedienst keine Option. Denn sie hat zu Hause in ihre Kinder, die sie nicht allein lassen kann und will.  

Beitrag von Marie Stumpf

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