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Audio: Antenne Brandenburg | 07.04.2020 | Quelle: rbb / Michel Nowak

Polnische Pendler fehlen

Storkower Geflügelschlachthof braucht dringend Mitarbeiter

Die Coronavirus-Pandemie trifft viele Unternehmen hart. Beim Storkower Geflügelschlachthof Plukon steigt die Nachfrage - gerade zu Ostern. Doch sie können die Aufträge kaum abarbeiten, da die polnischen Pendler ausfallen. Von Michel Nowak

Ununterbrochen rollen die Transportbänder mit Hühnerbeinen, -flügeln und -filets durch die große Lagerhalle in Storkow. Die Auftragslage bei Plukon – vor allem bekannt für seine Marke "Friki" ist so gut wie lange nicht. Denn während der Corona-Krise wird offenbar auch deutlich mehr Hähnchenfleisch gekauft. "Viele frieren sich das ein", sagt Qualitätsmanagerin Monika Rumm. Dazu komme jetzt auch noch das Ostergeschäft.

Mitarbeiter des Geflügelschlachthof Plukon | Quelle: rbb/Michel Nowak

Die mehr als 320 Beschäftigten arbeiten laut Unternehmen am Limit. Dabei haben gerade die polnischen Pendler – immerhin fast die Hälfte der Belegschaft – eigene Sorgen. Tomek Podjaski etwa kann nicht mehr so einfach die Grenze passieren. "Ich habe eine schwangere Frau und ein kleines Kind zuhause", sagt der Schichtleiter. "Sie sind jetzt allein und das ist schon schwer." Viele hier haben eine ähnliche Situation.

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Pendler sind in Hotels einquartiert

Ein Teil der Mitarbeiter ist in Polen geblieben, 65 weitere hat die Geschäftsführung in Hotels in Bad Saarow und Fürstenwalde einquartiert. Fürs Erste konnten so Engpässe verhindert werden. "Die Produktion hatte sich zusätzlich verdreifacht, das war schon ein Stück weit Ausnahmezustand", so Monika Rumm. "Auch wenn die Arbeitsbereitschaft groß ist, viele Mitarbeiter sind doch an der Belastungsgrenze."

Wie lange die polnischen Pendler auf ihr Zuhause verzichten wollen, ist individuell unterschiedlich. Bei einem Grenzübertritt etwa für die Osterfeiertage müssten sie zwei Wochen in häusliche Quarantäne in Polen bleiben. Für Werkleiter Peter Schenk wäre das ein Horrorszenario. "Da wollen wir jetzt erst mal noch nicht dran denken, wir sind jetzt in Gesprächen mit den polnischen Mitarbeitern. Natürlich in der Hoffnung, dass sie dann auch hier bleiben", sagt Schenk.

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Ohne Drosselung durch die Krise

Schichtleiter Tomek Podjaski will sich noch nicht festlegen, wie lange er seine Frau und sein Kind allein lässt. Es sei ja auch noch nicht ganz klar, wie die polnische Regierung weiter vorgehe. "Ich warte jetzt erst mal ab, wie sich das ganze entwickelt."

Knapp 130.000 Hähnchen werden in Storkow täglich geschlachtet und für die Frischetheken der Supermärkte zerlegt. Viel Arbeit für verschiedene Berufsgruppen. Auch nach Ansicht von Peter Schenk braucht der Betrieb dringend personelle Verstärkung. "Wir müssen natürlich jeden, der zu uns kommt, erstmal anlernen", so der Werkleiter. "Aber wichtig ist, dass wir überhaupt Leute bekommen. Im schlimmsten Fall müsste der Storkower Geflügelschlachthof die Produktion drosseln. Im besten Fall geht die Arbeit – mit bisherigen und neuen Beschäftigten – durch die Krise hindurch weiter.

Beitrag von Michel Nowak

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