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Audio: Antenne Brandenburg | Eva Kirchner-Rätsch | 14.05.2020 | Quelle: www.imago-images.de

Fürstenwalde (Oder-Spree)

Suchtberater befürchtet Rückfälle durch Corona-Krise

Keine Gruppentherapie, keine Selbsthilfegruppen: Ein Suchtexperte aus Fürstenwalde kann wegen der Corona-Einschränkungen seinen Klienten jetzt nur noch per Telefon helfen. Er sorgt sich - auch um isolierte Kinder. 

Das Telefon von Suchtberater Bernd Kramarczyk in der Beratungstelle der Arbeiterwohlfahrt in Fürstenwalde klingelt derzeit öfter als sonst. Wegen der Corona-Vorschriften darf hier seit März nur noch telefonisch beraten und geholfen werden. Für die rund 500 Klienten, die an Alkohol, Drogen oder Spielsucht leiden, heißt das: keine Gruppengespräche, keine wöchentlichen Frühstücksrunden und keine Selbsthilfegruppen.

Kramarzczyk sieht darin ein Problem. "Unsere Arbeit lebt vom direkten Kontakt mit den Klienten. Wenn das nicht da ist, ist das für beide Seiten unbefriedigend", sagt Kramarczyk. Er fürchtet, dass die Kontaktbeschränkungen gerade für seine Klienten gefährlich sein könnten. "Es sind viele alleinstehend, haben wenig soziale Kontakte. Das ist das, was für die Klienten am Schlimmsten ist."

Auch Kinder in Gefahr

Ob durch Corona mehr Menschen an Sucht erkranken oder rückfällig werden, lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Kramarczyk ist jedoch besorgt: Drei Viertel seiner Klienten seien alkoholabhängig, sagt er.

Und Kramarczyk sieht auch Kinder gefährdet, die seit Wochen zuhause bleiben müssen. "Das verleitet natürlich dazu stundenlang am Rechner zu sitzen oder sich mit dem Smartphone zu beschäftigen. 30 Stunden in der Woche sind schon bedenklich."

Der Suchtberater rät Eltern zu beobachten, ob sich ihre Kinder zurückziehen und sich nur noch mit Videospielen und "sinnlos-chatten" beschäftigen. Wenn Eltern etwa eine Spielsucht bei ihrem Kind befürchten, können sie sich an eine Suchtberatungsstelle wenden - derzeit aber leider nur telefonisch.

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