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Quelle: dpa/Robert Michael

Kein Ausgleich für ausfallende OPs

Corona setzt Kliniken in Märkisch-Oderland finanziell unter Druck

Die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern im Landkreis Märkisch-Oderland steigt an. Noch gibt es freie Intensivbetten, doch es wird enger. Für die Klinken ist die Versorgung von Covid-Patienten eine Herausforderung - organisatorisch und finanziell. Von Lucia Heisterkamp

Im Landkreis Märkisch-Oderland ist die Anzahl der Corona-Patienten in den Kliniken in den vergangenen Tagen stark angestiegen. 18 Patienten wurden laut dem Lagebericht des Landkreises am Mittwoch stationär in Krankenhäusern behandelt - so viele wie noch nie während der Corona-Pandemie. Zehn davon werden in der Klinik für Unfallchirurgie in Strausberg behandelt, die restlichen in der Immanuel-Klinik Rüdersdorf.

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"Wir wurden vom Anstieg der Corona-Patienten am Wochenende überrannt", sagte der Chefarzt der Klinik in Strausberg, Steffen König, dem rbb. Die Klinik musste sich deshalb kurzfristig von der Versorgung abmelden. Inzwischen habe sich die Lage allerdings wieder beruhigt. Eine Station für Normalpatienten wurde geschlossen, das Personal entsprechend verteilt. "Dadurch sind wir jetzt in der Lage, eine größere Anzahl von Covid-19-Patienten zu versorgen", so König.

Insgesamt reichten die Kapazitäten noch für 23 Behandlungen, davon fünf auf der Intensivstation. Auch die ließen sich erweitern, wenn dafür andere Stationen geschlossen werden, so König.

"Es mangelt nicht an Ausstattung, sondern an Personal"

Der Landkreis Märkisch-Oderland bemüht sich derzeit, weitere Kapazitäten in den Krankenhäusern zu schaffen. "Das Problem ist die Ungewissheit, weil wir nicht wissen, wie viele Menschen ad hoc eine Intensivbehandlung benötigen", sagte ein Sprecher dem rbb. Es mangele nicht an Ausstattung, sondern vielmehr an Personal. "Irgendwann sind die Krankenhauskapazitäten bei uns ausgeschöpft, dann müssen wir die Corona-Patienten anderswo unterbringe", so Berendt. Auch das sei möglich, aber die Situation sei sehr angespannt.

Ein Problem für die Kliniken in Märkisch-Oderland sind auch die fehlenden Ausgleichszahlungen für Eingriffe, die wegen der Behandlung von Corona-Patienten ausfallen müssen. Denn der Klinik-Rettungsschirm vom Bund sieht solche Hilfen nur für Kliniken in Landkreisen vor, deren 7-Tage-Inzidenzwert bei über 100 liegt. In Märkisch-Oderland ist dies nicht der Fall, dort liegt die Inzidenz laut Landesgesundheitsministerium aktuell bei 85,3.

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"Ich sehe die Gefahr, dass die Helden der Corona-Epidemie die Deppen von Morgen sind", sagt Chefarzt Steffen König. Auch die Sprecherin der Immanuel-Klinik Rüdersdorf, Lydia Stüber, kritisiert die fehlenden Finanzhilfen. Ohne Ausgleichszahlungen könne es sich die Klinik nicht leisten, auf Dauer Plätze für Covid-Patienten freizuhalten, sagte Stüber dem rbb. Wenn die Patientenzahlen weiter stiegen, könne sich dies zu einem riesigen Problem entwickeln.

Der Landkreis will sich indes Druck beim Bund machen, damit auch Kliniken in Landkreisen mit geringerer Infektionsdichte Hilfen erhalten. "Falls das nicht klappt und die Kliniken in finanzielle Engpässe kommen, wird der Landkreis sie unterstützen", sagt Pressesprecher Thomas Berendt. Das wichtigste sei derzeit, Kapazitäten zu schaffen, um Leben zu retten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.11.2020, 14:30 Uhr.

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