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Audio: Antenne Brandenburg | 15.01.2021 | Eva Kirchner | Quelle: Eva Kirchner/rbb

Wochenserie | Tagebuch aus dem Home-Schooling

Sport frei und danach Jägerschnitzel

Home-Schooling – für viele ist das jetzt Alltag. Auch für rbb-Reporterin Eva Kirchner. Seit zwei Wochen beschult sie ihren Sohn Anton. Welche Herausforderungen, Tücken und Überraschungen das mit sich bringt, daran lässt sie uns teilhaben. Ein Erfahrungsbericht.

Anton geht in die 6. Klasse einer Fürstenwalder Grundschule. Er muss Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften und sogar Kunst und Sport zu Hause machen. rbb-Autorin Eva Kirchner über die Tücken in ihrem Familien-Schulalltag.

Selten habe ich mich so auf Samstag und Sonntag gefreut. Klar, darauf freue ich mich eigentlich immer, aber diesmal ist es anders. So ein Wochenende bekommt nach einer Woche "Unterricht zu Hause" inklusive Motivationseinlagen, Informationsaustausch mit anderen Eltern, dem eigenen Home-Office, dem täglichen Mittagessen kochen, einkaufen und Haushalt schmeißen eine ganz neue Bedeutung. Auch die abendliche Vorbereitung auf den nächsten Schultag fällt heute weg. Ich freue mich auf ein entspanntes Wochenende.

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Dass wir das dringend nötig haben, habe ich heute Morgen gespürt. Es hat heute eine ganze Weile gedauert, bis wir beide in Schwung gekommen sind. Die Lust auf Schule geht gegen Null. Viel spannender war da der Blick aus dem Fenster auf das Schneetreiben.

Aber Mathe, Deutsch, Englisch und Sport machen sich nun mal nicht von allein. Ja, auch Sport wird bei uns gemacht. Und das nicht theoretisch, sondern praktisch. Die Sportlehrerin hat uns zwei A4-Seiten mit unterschiedlichen Übungen zukommen lassen. Vom Hampelmann über Kniebeuge, Sit-Ups bis hin zum Bergsteiger. Bis vor wenigen Tagen bin ich davon ausgegangen, dass sowas nur in den Bergen möglich ist. Aber "Bergsteigen" geht auch bei uns zu Hause, hat mich mein großer Sohn aufgeklärt. Und er hat Anton dann auch gleich vorgemacht, wie die Übungen richtig ausgeführt werden.

Bloß gut! Denn das liegt mir so gar nicht. Ja, ich gebe zu, ich bin keine Sportskanone. Aber Hampelmänner zählen oder die Zeit bei den Sit-Ups nehmen, das kriege ich wunderbar hin. Ich notiere alles akribisch, denn auch das wird nach dem heutigen Tag via Schul-Cloud an die Sportlehrerin zurückgeschickt. Sicher kann man sich über Sinn oder Unsinn dieser Aufgaben streiten. Aber Anton macht es tatsächlich Spaß. Zumindest am Anfang der Sportstunde. Insgesamt zwölf Übungen sind zu absolvieren und das zieht er – unterstützt von meinem Anfeuern – auch durch.

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Und es klappt sogar noch besser, wenn sein großer Bruder als Trainingspartner dazu kommt. Gestern wurde ich von Kollegen gefragt, warum ich meinen "Großen", der Moritz heißt, nie erwähne. Ganz einfach, weil er kein Home-Schooling machen muss. Er darf als Zehntklässler zur Schule gehen. Darüber bin ich froh. Und er auch.

Nur Anton findet das manchmal etwas ungerecht. Allerdings nur solange, bis ich ihn darauf hinweise, dass sein Bruder deshalb viel zeitiger aufstehen muss und oft auch länger in der Schule ist. Dann ist die derzeitige Lösung für Anton wieder akzeptabel. Außerdem hat er festgestellt, dass er, wenn Mama nun auch jeden Tag zu Hause ist, aussuchen bzw. mitbestimmen kann, was mittags auf den Tisch kommt. Und da hat er sich für heute sein Lieblingsessen gewünscht. Den Klassiker schlechthin: Nudeln mit Tomatensoße und Jägerschnitzel. Das kochen wir gemeinsam. Ich bin für die Nudeln und die Soße zuständig, mein Sohn übernimmt das Braten der Jägerschnitzel. Für Anton – und auch für mich - der perfekte Wochenabschluss und ein guter Start ins Wochenende.

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