rbb24
  1. rbb|24
Video: rbb|24 | 21.03.2021 | Material: Brandenburg aktuell | Quelle: rbb/Georg-Stefan Russew

Polen ist seit Sonntag Hochinzidenzgebiet

Viele polnische Berufspendler verzweifelt wegen Testpflicht

Polen ist seit Sonntag Hochinzidenzgebiet. Die Einreise ist seit Mitternacht nur noch mit einem negativen Corona-Test erlaubt. Tausende polnische Berufspendler sind verzweifelt, denn sie wissen nicht, ob sie über die Oder zur Arbeit kommen. Von Georg-Stefan Russew

Nachdem der Bund Polen wegen hoher Corona-Infektionszahlen zum Hochinzidenzgebiet erklärt hat, ist die Einreise seit Sonntag nur noch mit einem negativen Corona-Test erlaubt. Betroffen sind tausende polnische Berufspendler. Viele von ihnen sind verunsichert, auch weil sie vor dem Start der neuen Arbeitswoche zuhause in Polen nur wenige Informationen über die neuen Regeln bekommen haben.

Viele polnische Berufspendler kommen über die Grenze, um nach den Einreiseregeln zu fragen. | Quelle: rbb/Georg-Stefan Russew

Kaum Infos in Polen über neue Einreiseregeln vorhanden

Die Verunsicherung ist am Sonntag beispielsweise am Grenzübergang Kostrzyn direkt spürbar. Unzählige polnischer Berufspendler belagern förmlich eine Streife der Bundespolizei und versuchen, von den deutschen Beamten Infos zu bekommen: Was ist ab Montag Vorschrift? Welche Papiere werden benötigt? Wo kann man sich testen lassen? Gelassen erklären die Beamten den Pendlern, dass sie pro Woche zwei negative Corona-Tests benötigten, sowie eine Bescheinigung des Arbeitgebers, dass sie in Deutschland beschäftigt sind.

Mehr als vier Stunden mussten Slubicer Pendler warten auf einen Coronatest. | Quelle: rbb/Georg-Stefan Russew

"In Polen kann mir von behördlicher Seite niemand etwas Konkretes sagen", klagt Mateusz Sabat. Er lebt in Kostrzyn, betreibt aber in Berlin eine kleine Spedition. Selbst konnte er am Samstag in Gorzow einen negativen Test machen. Aber die 48 Stunden, die ein Test gilt, wären am Montag abgelaufen. "Was soll ich machen?", fragt er einen Polizeihauptmeister. "Könnte ich selbst einen Schnelltest vorweisen?" Der Beamte erklärt, dass das nicht ausreiche. Es müsse ein Schriftstück vorgewiesen werden und kein Teststreifen.

Stundenlang anstehen in Slubice

Olga Johanska, die ebenfalls in Berlin arbeitet und täglich mit dem Auto in die Bundeshauptstadt fährt, hat Angst: "Was wird da bloß alles auf uns zu kommen?" Zwei negative Corona-Tests pro Woche kosten in Polen aktuell 50 Euro und die sind notwendig, um als Berufspendler täglich über die Oder zu kommen. Das könne sie sich auf Dauer nicht leisten. Auch andere bestätigten, dass sie, wenn sie keine Hilfe bekämen, sich einen neuen Job in Polen suchen müssten. "Das ist wirklich beängstigend", ergänzt Johanska. Allein die Corona-Lage in ihrem Land sei schon beklemmend.

Unterdessen bildeten sich in Slubice am Sonntag vor einem Testzentrum lange Schlangen. Vier Stunden und länger nahmen die Berufspendler in Kauf. Wenn dies alle zwei Tage so lange dauere, müssten viele ihre Jobs in Deutschland aufgeben, erklärten einige. "Es ist traurig, schlimm", sagt Natalia Binaczewicz. Sie lebt in Slubice und arbeitet in Frankfurt. "Wie soll das gehen", fragt sie. Corona sei tückisch, aber die Menschen müssten doch arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Joanna Jozefiak. | Quelle: rbb/ Georg-Stefan Russew

Montag öffnen zusätzliche Testzentren an der deutsch-polnischen Grenze

Joanna Jozefiak, die im Auftrag Brandenburgs drei Testcenter auf deutscher Seite errichtet hat und auch in Slubice ein weiteres betreibt, kann die Frustration ihrer Landsleute verstehen. "Sobald man in so eine Krisensituation kommt, kommen auch Ängste und Unsicherheiten auf", sagt sie.

Sie versichert aber, dass das Slubicer Testzentrum 24 Stunden geöffnet ist. Zudem eröffnen am Montagmorgen um sieben Uhr die Center auf der Frankfurter Stadtbrücke und an der A12 an der Ausfahrt Frankfurt-West. Bereits im 5.30 Uhr startet das Testcenter in einem Gubener Industriegebiet. Das bringe Entlastung, so Josefiak. Es werde sich alles einpegeln, versicherte sie noch einmal. "Wir werden die Krisensituation bewältigen." Jozefiak und ihre Mitarbeiter wollen alles tun, damit die Wartezeiten sich schnell reduzieren.

Tests auch in deutschen Betrieben ausreichend

Das Brandenburger Innenministerium erklärte im Zusammenhang mit der Kostenfrage, dass auch polnische Berufspendle in Deutschland Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Corona-Test hätten. Voraussetzung sei, dass sie hier sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, so ein Ministeriumssprecher.

Nach Angaben der Staatskanzlei müssen die Tests nicht in Polen oder direkt an der Grenze vorgenommen werden. Dies kann auch in den Betrieben erfolgen. Diese Regeln gelten auch für Schüler und Studenten sowie für Besuche von Angehörigen. Für alle übrigen Einreisen gilt neben dem vorgeschriebenen negativen Schnelltest auch eine Quarantänepflicht. Stationäre Kontrollen an der Grenze seien nicht vorgesehen, so das Innenministerium. Allerdings seien Stichproben hinter der Grenze möglich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.03.2021, 17:00 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen