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Audio: Antenne Brandenburg | 11.05.2021 | Marie Stumpf | Quelle: Maire Stumpf/rbb

Senioren und die Corona-Freiheiten

"Wir haben viel dafür getan, dass es der jungen Generation gut geht"

Da bisher vor allem ältere Menschen geimpft wurden, gelten die neuen Corona-Lockerungen hauptsächlich für die Generation Ü60. Das sorgt teils für Unmut. Drei Senioren aus Märkisch-Oderland schildern ihre Perspektive. Von Marie Stumpf

Seit dem vergangenen Wochenende haben Menschen, die gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Covid-Erkrankung genesen sind, wieder mehr Freiheiten. So sind etwa wieder größere Treffen erlaubt, da sie als Kontakt nicht mitgerechnet werden. Neben bestimmten Berufsgruppen, wie etwa Polizisten oder Lehrern, profitieren aufgrund der bisherigen Impfstrategie vor allem ältere Menschen, was nicht überall auf Zustimmung stößt. Doch auch unter Senioren finden nicht alle die neuen Regelungen fair.

Mitleid mit der Jugend

Angelika Wolf ist 75 Jahre alt, lebt seit 20 Jahren in Rehfelde (Märkisch-Oderland) und wurde bisher einmal geimpft. Mitte Juni erwartet sie die zweite Spritze und freut sich darauf, endlich wieder einmal verreisen zu können. Auch ihren einzigen Urenkel, der inzwischen schon ein halbes Jahr alt ist, möchte sie ohne Sorge im Arm zu halten. Doch sie hat auch ein schlechtes Gewissen. "Wir Rentner haben schon viel Schönes erlebt. Aber die Jugend, gerade die, die jetzt 16 oder 20 sind - na, was haben die denn schon? Ich denke da zum Beispiel an die Abschlussfeiern und daran, was die Jugendlichen alles nicht machen können. Das tut mir richtig leid."

Dennoch hofft Angelika Wolf auch auf die Lockerungen, denn sie ist seit Ausbruch der Pandemie oft einsam. Vor allem abends fühlt sie sich allein. "Der Mann ist gestorben. Und auch sonst sind hier ab 20 Uhr alle zuhause. Es passiert dann nichts mehr und ist nicht mehr so, wie es war."

Belohnung für überstandene Krankheit

Ein Stückchen näher am "So wie es war" sind Karen und Werner Rohne - beide sind über 70 Jahre alt. Ende März waren die Rehfelder Senioren an Corona erkrankt. Jetzt gehören sie zur Gruppe der Genesenen und haben dadurch wie Geimpfte wieder mehr Möglichkeiten. Werner Rohne findet das richtig: "Besonders die Genesen haben ja eine schlechte Zeit durchgemacht. Dafür ist das eine Belohnung." Und er ergänzt: "Wir haben beim Impfen mit den Älteren begonnen, die auch ein gewisses Lebenswerk vollbracht und damit auch viel dafür getan haben, dass es der jungen Generation auch so gut geht." Darum hoffe der Rentner auf Verständnis von der jüngeren Generation, sagt er.

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Von ihren Corona-Erkrankungen waren beide vor allem erschrocken. "Es ist natürlich so, wenn man tagelang im Bett liegt und sich nicht wohl fühlt, geht einem natürlich auch so einiges durch den Kopf", erzählt Werner Rohde. "Es könnte ja auch das Ende des Lebens sein."

Auch Karen Rhode sagt, dass die Zeit für sie schwer gewesen sei. "Meine Tochter rief immer an und weinte am Telefon. Sie war ziemlich traurig. Und da hab ich ihr dann immer gesagt: Das Fieber wird jeden Tag weniger. Ich habe auch immer zu mir gesagt: Wir müssen sehen, wie wir hier rauskommen."

Die neuen Freiheiten werden Karen und Werner Rohne jetzt vor allem nutzen, um ihre Familie wieder zu sehen. Vorsichtig wollen sie aber weiterhin bleiben, auch zum Wohle ihrer Mitmenschen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.05.2021, 14:40 Uhr

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Beitrag von Marie Stumpf

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