rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2022 | Marie Stumpf | Quelle: dpa-Symbolbild/Friso Gentsch

Corona-Tests bei Kleinkindern

Bei Brandenburger Kitas sind vor Einführung der Testpflicht noch viele Fragen offen

Angesichts steigender Fallzahlen soll der Corona-Test ab Februar auch in Brandenburger Kindertagesstätten zwei Mal pro Woche zur Routine werden. Allerdings fehlt es bislang besonders bei Durchführung und Beschaffung noch an klaren Absprachen.

Seit Dezember wird bereits in Berliner Kindertagesstätten auf das Coronavirus getestet. In Brandenburg soll das ab Februar zur Praxis werden. In Sachen Umsetzung herrscht allerdings in vielen Einrichtungen noch Ratlosigkeit. Unklar ist etwa, wer die Tests beschafft oder wer die Kosten trägt. Am Dienstag berät der Landtag über das Thema.

Für rund 170.000 Kita-Kinder

Berlin erwartet Lieferung von fünf Millionen Lolli-Tests

Fürstenwalder Kita mit 8.800 Euro in Vorleistung

In der Kita Schmusebacke in Fürstenwalde im Kreis Oder-Spree wartet Leiterin Kerstin Krause auf eine Großlieferung der sogenannten Lolli-Tests. Insgesamt hat sie für ihre 125 Kita-Kinder 3.000 Stück geordert. Dafür musste sie in Vorkasse gehen. "Die Kosten belaufen sich auf 8.800 Euro. Für mich als kleiner Träger war es schwierig. Ich habe abends zu Hause gesessen und im Internet geschaut, wo ich die richtigen Tests bekomme, da laut Landkreis nur zwei angeboten werden, die man kaufen darf."

Erzieherin Knüttel: Kinder sollen Kinder sein dürfen

Zwei Mal die Woche sollen alle Kita-Kinder ab einem Jahr laut dem Brandenburgischen Bildungsministerium auf Corona getestet werden. Die Kosten will das Land tragen. Doch wie und wann das Geld fließen soll, ist noch unklar. Genauso offen ist die Frage, ob die Erzieher vor Ort oder die Eltern vorab zu Hause die Tests durchführen sollen. Kerstin Krause von der Kita Schmusebacke hat da eine deutliche Präferenz: "Eine Mutter hat mir gesagt, dass sie das nur zu Hause machen möchte und verbietet uns das in der Kita. Ich sagte ihr, dass wir das auch gar nicht möchten. Es ist ja auch ein Eingriff, wenn man mit dem Stäbchen im Hals oder der Nase rumwurstelt."

Ab Mitte Februar

Brandenburg plant tägliche Corona-Tests in Schulen

Angesichts rasant steigender Omikron-Zahlen will die Brandenburger Landesregierung schon bald schärfere Regeln in Schulen einführen: Nach den Winterferien sollen sich Schüler jeden Tag testen, kündigt die Bildungsministerin an.

Dass die Testpflicht für Kita-Kinder notwendig ist, verstehe die Leiterin. Sie und ihre Erzieherin Christin Knüttel bleiben trotzdem skeptisch. "Es sind immer noch Kinder. Mittlerweile werden sie schon fast mit Corona groß. Sie kennen uns alle nur noch mit Mundschutz, und jetzt noch die Tests. Sie sollen ja auch immer noch ein bisschen Kinder sein.", sagt Knüttel.

Lieferzeit zwischen vier bis acht Wochen

Viele Elternvertreter in Brandenburg begrüßen die Testpflicht aber dennoch. Doch um testen zu können, muss auch das Material da sein. Wer die Tests beschaffen soll, ist aber auch noch nicht geklärt. Geht es nach dem größeren Kita-Träger, dem Deutschen Roten Kreuz, gibt es nur zwei Möglichkeiten, so Stefan Bley vom Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree. "Unsere favorisierte Lösung wäre, das Land, beziehungsweise die Landkreise, bestellen und wir bekommen sie geliefert oder holen sie ab. Wenn wir sie selber kaufen und die Logistik übernehmen, hätte das einen deutlichen Mehraufwand."

Momentan liege die Lieferzeit Bley zufolge aber zwischen vier bis acht Wochen. Auch er sieht aktuell ein wirtschaftliches Risiko bei der Selbstbeschaffung der Einrichtungen mit hohen Beträgen in Vorleistung zu gehen, falls das Land die Beschaffung im Nachhinein nicht übernimmt. Der Gesundheitsdezernent von Märkisch-Oderland, Friedemann Hanke, sieht bislang keine Probleme. "Die Träger der Kindertagesstätten besorgen die Tests und bekommen diese vom Land über den Landkreis erstattet." Vorgaben, welche Tests zu verwenden sind, gebe er derweil nicht.

Beschränkungen wegen Corona

Was in Brandenburg jetzt erlaubt ist - und was verboten

Die coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind derzeit gut überschaubar in Brandenburg. Nur einige Basis-Schutzmaßnahmen gelten noch. Ein Überblick über die aktuellen Regelungen.

Wie Kita-Leiterin Krause, sieht DRK-Sprecher Stefan Bley die Erzieherinnen und Erzieher vor erheblichen Herausforderungen. "Ein fünf- bis sechsjähriges Kind kann sich vielleicht auch selbst testen. Aber bei Kindern zwischen einem und drei Jahren ist das ein erheblicher Eingriff. Wie bei meinem Kind, würde das vermutlich auch in der Kita zu erheblichen Tränen führen. Was passiert, wenn vor allen anderen Augen ein Kind positiv getestet wird, könnte Probleme mit sich bringen."

Oderland-Gesundheitsdezernent Hanke hält dagegen und geht davon aus, dass die Tests zu Hause von den Eltern durchgeführt werden müssen. "Alles andere würde nicht den Realitäten entsprechen. Jeder der mit kleinen Kindern früh am Kindergarten ist, weiß, es ist illusorisch da die Kinder zu testen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2021, 07:30 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

Sendung:  

Artikel im mobilen Angebot lesen