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Quelle: dpa

Nur noch ein Anbieter in Berlin aktiv

Corona-Pandemie bremst E-Scooter-Branche kräftig aus

Nur "aus triftigen Gründen" darf man in Berlin noch die Wohnung verlassen - auf E-Scooter greifen dabei die wenigsten zurück. Die meisten Anbieter haben sich vorerst aus der Stadt zurückgezogen. Nur ein Berliner Start-up versucht durchzuhalten. Von Frank Preiss

Seit Wochen sind sie auf den Straßen Berlins kaum noch zu sehen: die vielen Tausend E-Scooter, die so manchem seit jeher ein Dorn im Auge waren. Jetzt hat die Corona-Pandemie zu einer zumindest vorübergehend starken Dezimierung dieser Geräte geführt. In Berlin aktive Anbieter wie die US-Unternehmen Bird, Lime und Jump haben schon Mitte März ihre E-Scooter eingesammelt, die Nachfrage brach bei allen dramatisch ein.

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Auch Voi zog sich zurück

Mit den ausbleibenden Touristen und den strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in Berlin blieben E-Tretroller und E-Roller zuletzt meist ungenutzt, die Nachfrage sank in Richtung Nullpunkt. Zunächst blieben noch zwei Anbieter in Berlin aktiv, von denen einer jedoch nur wenige Tage später seine erste Entscheidung revidierte: Der schwedische Anbieter Voi beklagte Ende März in einer Mitteilung, wegen der Verbreitung des Coronavirus arbeiteten die Menschen zunehmend zu Hause und besuchten keine Restaurants, Kneipen, Theater und Freunde mehr. Daher würden E-Tretroller kaum noch genutzt. "Zum Schutz seiner Nutzer"  werde Voi "den regulären Betrieb in Berlin vorübergehend pausieren". Wenn es die Lage wieder zulasse, werde Voi seinen Dienst wieder aufnehmen, hieß es.

Inzwischen sind nur noch die E-Scooter des Berliner Start-ups Tier Mobility auf den Straßen unterwegs. Bei einer Online-Veranstaltung von KPMG und dem Start-up-Verband erklärte Tier-Chef Lawrence Leuschner Ende März: "Wir haben uns als einziger Anbieter in Berlin dazu entschieden, weiterzumachen." Dem Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider" sagte Leuschner, von den zuvor rund 2.000 E-Scootern seien derzeit noch etwa 700 im Berliner Stadtgebiet verteilt.

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Start-up Tier hat Kurzarbeit beantragt

Er habe beobachtet, dass Beschäftigte in systemrelevanten Berufen nach wie vor noch zur Arbeit kommen müssten und dabei aber zunehmend den öffentlichen Nahverkehr meiden würden. Tier stellt deswegen Menschen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind - etwa medizinischem Personal, Supermarkt-Angestellten oder Polizisten -, die E-Scooter noch bis nach Ostern kostenlos zur Verfügung, wie Leuschner ankündigte.

Intern hat das Start-up unterdessen bereits Sparmaßnahmen eingeleitet, wie Leuschner dem "Business Insider" weiter sagte. Für einen Großteil der rund 200 Mitarbeiter in Berlin sei Kurzarbeit beantragt worden. Zuvor sei die Nachfrage nach E-Scootern in Berlin um 80 Prozent eingebrochen.

Lime orientiert sich auch an Südkorea

Wie und ob es derweil für die übrigen E-Scooter-Anbieter in Berlin weitergehen wird, ist noch völlig offen. Der US-Anbieter Lime hat seine Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen und Logistikdienstleistern vorerst auf Eis gelegt, um Kosten zu sparen, wie Sprecher Florian Anders auf rbb|24-Nachfrage sagte. Einige Partnerunternehmen hätten für Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. "Wir erwarten aber keine direkten Auswirkungen auf die festangestellten Mitarbeiter von Lime in Deutschland", betonte Anders. Derzeit werde überprüft, ob staatliche Finanzhilfen in Anspruch genommen werden könnten.

Mit Blick auf die Hauptsaison, die eigentlich jetzt mit dem warmen Frühlingswetter beginnen sollte, gab sich der Lime-Sprecher optimistisch: "Unsere aktuellen Erfahrungen aus Südkorea zeigen, dass der Bedarf nach Individualmobilität dort gestiegen ist und wieder mehr Menschen mit dem E-Scooter unterwegs sind. Wir behalten die Entwicklungen aber laufend im Blick und können uns gut vorstellen, dass wir mit einer kleinen Flotte schrittweise wieder unseren Betrieb aufnehmen, sobald sich die Lage bessert."

Beitrag von Frank Preiss

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