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Quelle: dpa/Ulrich Baumgarten

Umsatzausfälle durch Coronavirus

Galeria Karstadt Kaufhof beantragt Schutzschirmverfahren

80 Millionen Euro weniger pro Woche: Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat wegen der Umsatzausfälle ein Schutzschirmverfahren beantragt. In Berlin und Brandenburg sind rund zwei Dutzend Filialen des Konzerns betroffen.

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sucht angesichts der Umsatzeinbrüche durch die Corona-Pandemie Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Dem Antrag des Unternehmens auf Einleitung des Verfahrens sei vom Amtsgericht Essen bereits stattgegeben worden, teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Das Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren.

Allein in Berlin und Brandenburg betreibt der Konzern rund zwei Dutzend Fillialen der Marken Galeria Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport. 

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80 Millionen Umsatz pro Woche fehlen

"Die harten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank haben diesen Schritt notwendig gemacht", betonte das Unternehmen, das bundesweit mehr als 28.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Nach eigenen Angaben verliert Galeria Karstadt Kaufhof durch die Schließung der Warenhäuser seit dem 18. März jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz. Zwar bemühte sich der Konzern in den vergangenen Wochen bereits um staatliche Hilfsgelder. Doch erwies sich eine Einigung mit den Banken schwieriger als erhofft.

Mitarbeiter in Zeitarbeit und Stopp von Mietzahlungen

Um die eigenen Kosten zu senken, hatte der Warenhaus-Konzern bereits vor Wochen für weite Teile der Belegschaft Kurzarbeit beantragt. Am Mittwoch geschah dies auch für die 1.300 Mitarbeiter der Zentrale. Außerdem stoppte der Konzern die Mietzahlungen für alle Warenhäuser, Sporthäuser, Reisebüros und Logistikimmobilien. In einem Brief an die Vermieter schrieb das Unternehmen, die wegen der Corona-Pandemie staatlich angeordnete Schließung der Geschäfte lasse dem Unternehmen "keine andere Wahl".

Zugleich bemühte sich der Konzern um staatliche Hilfsgelder. Doch eine Einigung mit den Banken erwies sich, als schwieriger als erhofft. Finanzvorstand Miguel Müllenbach klagte, der Prozess, in dem Geschäftsbanken eine entscheidende Rolle spielen, sei sehr bürokratisch und koste wertvolle Zeit. Der Ausgang sei letztlich ungewiss. Nun habe man nicht mehr länger warten können.

Corona-Epidemie trifft Konzern während Umstrukturierung

Die angeordneten Ladenschließungen für die meisten sogenannten Non-Food-Geschäfte stellen zurzeit viele deutsche Handelsketten vor große Probleme, weil plötzlich der Umsatz fehlt, die Kosten aber weiterlaufen. Für Galeria Karstadt Kaufhof ist die Situation allerdings doppelt schwierig. Denn die Krise trifft das Unternehmen noch mitten im Restrukturierungsprozess.

Finanzvorstand Müllenbach von Galeria Karstadt Kaufhof sagte: "Die Restrukturierung der Warenhäuser war vor dieser Krise auf einem sehr guten Weg." Das Unternehmen habe auf wichtigen Feldern wie der Digitalisierung, der Modernisierung der Logistik und der Neuausrichtung der Sortimente enorme Fortschritte gemacht und es sei dank der finanziellen Beiträge des Gesellschafters de facto schuldenfrei gewesen. Der Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof, René Benko, selbst lobte noch Anfang März die Fortschritte im Sanierungsprozess. Der Stellenabbau im Zuge des Zusammenschlusses sei praktisch abgeschlossen. Die Beschäftigten in den Kaufhäusern hätten nun einen stabilen Arbeitgeber.

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Mit Schutzschirm zur Restrukturierung

Der Konzern betonte, die Geschäftsführung werde das Schutzschirmverfahren nutzen, um die Restrukturierung fortzusetzen und das Unternehmen zukunftsfähig neu aufzustellen. Die Signa-Gruppe des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümers René Benko werde dafür zusätzliche Beträge in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung stellen.

Die Warenhäuser kämpfen schon seit Jahren mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Der Online-Handel, Einkaufscenter und veränderte Einkaufsgewohnheiten forderten ihren Tribut. Der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof galt deshalb als letzte Chance für das in die Jahre gekommene Geschäftsmodell.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Beitrags schrieben wir, dass das KaDeWe in Berlin zur Warenhauskette Galeria Kaufhof Karstadt gehört. Das ist nicht richtig. Das KaDeWe gehört zur KaDeWe Group, die eine eigenständige Firma ist. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.  

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