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Video: rbb|24 | 27.05.2020 | Material: ARD aktuell, Helena Daehler | Quelle: rbb|24/Steinberg

Einbußen durch Corona-Lockdown

Bus-Unternehmer fordern mit Korso in Berlin Soforthilfen

Hunderte Reisebusse sind am Mittwoch durch die Berliner Innenstadt gefahren. Die Busunternehmen wollen so auf ihre miserable Lage in der Corona-Krise hinweisen. Sie fordern unter anderem eine Gleichstellung zum Flugverkehr.

Die Reisebusbranche hat am Mittwoch eine große Protestfahrt durch die Berliner Innenstadt veranstaltet. Mehrere Hundert Busse waren unterwegs. Wie die Polizei dem rbb mitteilte, wollten die Fahrzeuge auf insgesamt sechs Routen unterwegs sein - unter anderem rund um das Olympiastadion, die Siegessäule, die Leipziger Straße und den Flughafen Tegel. Im Regierungsviertel trafen sich Vertreter mehrerer Verbände mit Bundestagsabgeordneten, um über die schwierige Situation zu diskutieren.

Die Verkehrsinformationszentrale hatte auf Twitter über mehrere kurze Straßensperrungen und Staus in Berlin Mitte und Tiergarten informiert.

Buskorso an der Masurenallee in Berlin-Charlottenburg. | Quelle: rbb|24/Lisa Schwesig

Mit der Aktion wollten die Busunternehmen auf die nach ihrer Aussage dramatische Lage der Branche aufmerksam machen. Wegen der Reisebeschränkungen und des Verbots von Klassen- und Vereinsfahrten stünden viele Unternehmen vor dem Aus, hieß es in der Ankündigung der teilnehmenden Busverbände. Gefordert werden staatliche Zuschüsse und eine bundesweit einheitliche Freigabe des Reiseverkehrs.

Scheuer will Bus-Unternehmen "schnell helfen"

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte derweil an, den Bus-Unternehmen in Deutschland mit einem Hilfspaket unter die Arme greifen zu wollen. Die Bundesregierung wolle "schnell helfen, mit insgesamt 170 Millionen Euro", sagte Scheuer am Mittwoch. Mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sei er hierzu "in sehr guten Gesprächen." Die Hilfe soll Scheuer zufolge "Teil unseres Konjunkturpakets sein, das wir nächste Woche in der Koalition besprechen". Mit dem Geld sollen die Unternehmen demnach ihre Fixkosten zum Vorhalten der Busse oder für ihre Vorleistungen decken können.

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Jedes Jahr ein Einfamilienhaus

Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen, Karl Hülsmann, sagte zur Lage der Busunternehmen dem rbb: "Ein Reisebus kostet ähnlich viel wie ein Einfamilienhaus. Wenn ein Busunternehmer zehn Reisebusse hat, muss er jedes Jahr ein komplettes Einfamilienhaus abbezahlen." Im Winter habe es keine Einnahmen gegeben, weshalb nun die Sommermonate blieben, um alles abzubezahlen. Zudem sei ein Bus nach zehn Jahren wertlos, so Hülsmann am Mittwochmorgen auf Radioeins.

Die Branche erwarte, von den Fixkosten entlastet zu werden. Man habe zuletzt viel Geld investieren müssen, um der Diesel-Abgasnorm zu entsprechen und weiterhin in den Städten fahren zu können. "Die Unternehmen sind höchst verschuldet", sagte Hülsmann. Man brauche keine Kredite, um Raten abzuzahlen zu können, sondern tatsächlich Geld, forderte der Verbandspräsident.

Quelle: mappa.pro

Gleichstellung zum Flugverkehr gefordert

Seit Montag sind viele Unterkünfte im Inland zwar wieder für Reisende geöffnet, für das Ausland gilt allerdings bis mindestens 14. Juni eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Verschiedene Branchenverbände setzen sich daher für eine schnelle Aufhebung der Reisebeschränkungen ein. "Es hängt sehr viel von der Politik ab", sagte Hülsmann. Sie müsse dazu beitragen, dass Busreisen von den Menschen wieder als gut angesehen werden.

Eventuelle Bedenken zu einem erhöhten Infektionsrisiko wies Hülsmann zurück. Die Luft in Reisebussen werde ebenso wie in Flugzeugen regelmäßig von oben nach unten ausgetauscht und abgesogen. Eine Benachteiligung gegenüber dem Flugverkehr könne er daher nicht verstehen.

Sendung: Radioeins, 27.05.2020, 6:40 Uhr

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