Kaputte Räder - Probleme bei der Fahrradflotte der Berliner Polizei

Mo 15.04.24 | 14:50 Uhr
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Szmbolbild: Polizisten auf Fahrrädern am 24.09.2023. (Quelle: dpa/dts Nachrichtenagentur)
Bild: dpa/dts Nachrichtenagentur

Radelnde Beamte kontrollieren in Berlin Falschparker, Fahrradfahrer, Fußgänger oder E-Scooter. Jetzt müssen sie aber erstmal ihre eigenen Drahtesel überprüfen - technische Mängel sorgen für den Ausfall von einem Großteil der Räder.

  • Fahrradstaffel musste im April zeitweise auf 155 Fahrräder verzichten
  • Größerer Defekt an einem Modell, Sicherheitsbedenken beim anderen
  • Rund die Hälfte der Räder könnte diese Woche wieder einsetzbar sein
  • Fahrradstaffel erstattete in Berlin im vergangenen Jahr rund 80.000 Anzeigen

Die Berliner Polizei hat ein großes Problem mit ihrer Fahrradflotte. Wie die Polizei rbb|24 am Montag auf Anfrage bestätigte, sollen 155 Fahrräder im April zwischenzeitlich nicht einsetzbar gewesen sein - und damit mehr, als die Fahrradstaffel Beamte zählt. Grund dafür waren technische Mängel und Sicherheitsbedenken. Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" berichtet.

Die Polizei teilte nun allerdings mit, die ersten Fahrräder seien bereits wieder im Einsatz, an anderen sollen die Mängel noch in dieser Woche behoben werden. Insgesamt 60 Beamte arbeiten für die Fahrradstaffel der Berliner Polizei, dazu kommen 66 Beamte, die die Streifendienste in den örtlichen Direktionen machen. In einem internen Schreiben der Landespolizeidirektion, das dem rbb vorliegt, hieß es, der Ausfall der Fahrräder werde "erhebliche Auswirkungen auf die Streifendiensttätigkeit der Fahrradstaffel und die Streifendienste der örtlichen Direktionen haben".

Einem Rad versagte die Bremse, die anderen scheiterten am Arbeitsschutz

Die Defekte sollen bei Rädern von zwei verschiedenen Herstellen aufgetreten sein. 87 Fahrräder der einen Marke wurden demnach aus dem Verkehr gezogen, weil eines der Fahrräder bei einem Fahrsicherheitstraining einen erheblichen Defekt aufwies: Die Vorderradbremse funktionierte bei einer Gefahrenbremsung nicht. Wie sich herausstellte, lag der Defekt an der Vorderradnabe. Offenbar aus Angst vor einem Konstruktions- oder Produktionsfehler verbat die Polizei deshalb zunächst für alle 2020 und 2021 eingekauften Räder dieser Reihe die Nutzung - zum Schutz der Beamten. Das defekte Rad soll nach Polizeiangaben noch Anfang November gewartet worden sein.

Wie eine Polizeisprecherin am Montag auf rbb|24-Anfrage mitteilte, seien inzwischen allerdings 42 der zunächst aussortierten Fahrräder bereits wieder in Betrieb. Die 45 anderen müssten repariert werden. Man sei deshalb im Austausch mit der Wartungsfirma.

Von den 68 Fahrrädern einer anderen Marke sind bislang noch alle außer Betrieb. Diese hatte die Polizei erst in diesem Jahr angeschafft. Anschließend stellten Arbeitsschützer der Polizei fest, dass aufgrund der Verlegung von Bremsleitungen und Schaltzügen eine "erhöhte Sturzgefahr" bestehe. Immerhin: Hier geht die Nachbesserung schnell vonstatten. Bereits am Dienstag soll der Umbau abgeschlossen sein, heißt es auf rbb|24-Anfrage. Ohnehin seien von diesen 68 Rädern nur 38 in Nutzung, die restlichen dienten als Reserve. Wie viel die Fahrräder gekostet haben, wollte die Polizei auf Anfrage aus "vergaberechtlichen Gründen" nicht mitteilen.

"Wir haben auf jeden Fall nicht genug Ersatzräder"

Seit ihrer Gründung 2014 hat Berlin seine Fahrradstaffel stark vergrößert: 126 Fahrradpolizisten waren zum Jahresanfang in der ganzen Stadt im Einsatz, das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen hervor. In diesem Jahr sollten noch mehr Beamte dazu kommen.

Die Berliner Polizei hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, wie sich die nun fehlenden Fahrräder auf die Arbeit der Fahrradstaffel auswirken werden. Bodo Pfalzgraf von der DPolG sagt aber gegenüber rbb|24: "Wir haben auf jeden Fall nicht genug Ersatzräder."

Fast 80.000 Anzeigen erstatteten die Fahrradpolizisten in vergangenen Jahr, 45.000 davon gegen Autofahrer, der Großteil wegen Falschparkens - zum Beispiel auf dem Radweg. Dazu wurden 24.000 Verstöße von Radfahrern und 4.300 von E-Roller-Nutzern angezeigt. Rund 2,4 Millionen Euro spülte das in die Landeskasse.

Polizeigewerkschaft könnte sich Ausweitung des Fahrrad-Einsatzes vorstellen

Die Polizeigewerkschaft bewertet den Einsatz der Fahrradstaffeln insgesamt positiv. Das Instrument der radelnden Beamten sei sinnvoll für die Verkehrssicherheitsarbeit, sagt Pfalzgraf. Er selbst würde die Zweiräder gerne sogar noch mehr einsetzen - elektromotorisiert zur Verbrecherjagd. In anderen Ländern seien zur Bekämpfung bestimmter Kriminalitätsbereiche bereits Beamte mit schusssicheren Westen und anderer schwerer Montur auf E-Bikes unterwegs, das könne er sich auch vorstellen.

Die Fahrradstaffel-Polizisten sind jetzt schon nicht die einzigen Beamten, die zur Dienstausübung den Drahtesel nutzen. Auch Kontaktbereichsbeamte nutzen teilweise Fahrräder für ihren Dienst oder die Verkehrssicherheitsberater der Polizei. Dazu gibt es Ersatzräder. So erkllärt sich, dass mehr Fahrräder aus dem Verkehr gezogen waren, als es überhaupt Beamte in den Fahrradstaffeln gibt.

53 Kommentare

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  1. 52.

    Ich finde es peinlich für Berlin. Aber irgendwie passt es auch wieder zu unserer Schrotti-Hauptstadt :-)

  2. 51.

    Das Gemecker nervt wieder mal. Einst gingen Polizisten zu Fuß durch die Stadtgebiete um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen heute nimmt man halt das Fahrrad spart Geld ( Sprit) schont die Umwelt und alleine der Anblick verheißt nicht gutes für die die etwas nicht ganz auf die Regeln achten wollen.

  3. 50.

    Welche Demokratie meinen sie denn? Fast jeder Staat hat eine eigene Auffassung von Demokratie. So lebt die Schweiz eine andere Demokratie als die USA, Dänemark eine andere wie Schweden usw. , von Russland oder China mal abgesehen.
    Nur ist es nicht nur in Deutschland so, oder vieleicht gerade doch, dass insbesondere die gerade herrschende Regierung, die dt.Demokratie für die beste hält, alle anderen nicht respektiert und am besten sollten alle anderen Staaten sich an Dt. orientieren.

  4. 49.

    Dann müssten diese Leute vom OA sicher arbeiten. Wenn die Sonne höher steht und alle Eisdielen wieder öffnen, dann sieht man sie wieder.

  5. 48.

    Lesen ist nicht ihre Stärke oder? Oder haben sie Was der Verwaltungsapperat aus der guten Idee gemacht hat... einfach überlesen?

  6. 47.

    Klar - alle Radfahrende sind ja auch die, die sich an alle Regeln halten. Besser wäre, diese noch mehr in die Mangel zu nehmen - Ihr Dampfradler seid Furunkel, die, die sich an die Regeln halten sind die Besseren.

  7. 46.

    >"Ich möchte nicht wissen gegen wieviele der heutigen Vorschriften wir verstoßen hätten."
    Gegen eigentlich so ziemlich fast alle!
    1. Eigene Hand an fremdes Eigentum gelegt. Wahrscheinlich noch ohne die Verwaltung zu fragen!
    2. Die Waschbecken und Ersatzfliesen haben Sie nicht nach einer EU-weiten Ausschreibung zum billigsten Preis eingekauft.
    3. Die neue Armaturen waren garantiert keine Wasserspar-Armaturen.
    4. Beim Entfernen des Fugenpilzes haben Sie bestimmt auch keinen Asbest-Vollschutz getragen.
    5. Wo haben Sie das alte Zeug entsorgt? Doch hoffentlich als Sondermüll mit Umweltzertifikat!
    6. und Hauptfehler: Sie haben es einfach so gemacht, schnell und unkompliziert. Sowas geht gar nicht!!
    Sie als Polizist im Dienst seinerzeit hätte es besser wissen müssen. ;-))

  8. 45.

    Sie meinen wohl "war effektiv". Ich habe seit mehr als einem Jahr keine Fahrradstreife mehr in Mitte gesehen und dort gibt es einige Brennpunkte entlang der B 1. Durch die Ausweitung des Reviers wurden die vorhandenen Kräfte mit der Gießkanne verteilt anstatt mehr Polizisten wieder mit dem Rad oder zu Fuß auf Streife zu schicken und so Kontakt zum Bürger aufzunehmen.
    Das was ich an Verkehrsverstößen durch E-Scooter und Fahrradfahrer sehe, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten würde Berlin einen erheblichen Batzen an Bußgeldern in die Kasse spülen, von den Verstößen der Autofahrer ganz abgesehen!

  9. 44.

    " Ich habe nicht die Demokratie in Frage gestellt (ist überings die schlechteste aller Staatsformen, es gibt aber keine bessere), "

    Ein Widerspruch in sich. Und ich halte die Demokratie, trotz aller Fehler, für die beste Staatsform.

  10. 43.

    Sie irren. Ich habe nicht die Demokratie in Frage gestellt (ist überings die schlechteste aller Staatsformen, es gibt aber keine bessere), sondern die Nachlässigkeit, die genau ab 1968 einsetzte. Und wer hat Schuld daran? Fragen Sie mal den ehm. BM Seehofer, falls Sie ihn kennen.

  11. 42.

    Es wäre ja wohl mal angebracht, die Beamten zu fragen, welche Räder gekauft werden sollen.
    Der Bericht lässt anklingen, dass da ein Sesselmensch die Kaufentscheidungen getroffen hat, ohne Ahnung von der Materie zu haben.
    Gute Räder sind teuer.
    - Lager (Edelstahl - Industriekugellager
    - Getriebeschaltung
    - Hydraulische Bremsen, die auch bei Nässe und 100 kg Fahrergewicht zupacken. - Der Anker schlechthin
    - Motorunterstützung bis 45 km/h
    - hervorragende Beleuchtung
    - grundsolider Rahmen

    Das kostet schnell mal 5 bis 10 k Euro.
    Die Wartung muss sicher sein, wie auch die Ersatzteile!

  12. 41.

    Eh, schon peinlich, dass es überhaupt Polizisten auf Fahrräder gibt. Dachte, um Geld einzusammeln würde das Ordnungsamt reichen. Warum kümmern die sich nicht um wichtiges?

  13. 40.

    Ich kann lesen oder hören was ich möchte, Probleme stehen im im Vordergrund. Seit 6 Jahren fahre ich ein E-Bike. Wenn etwas defekt ist wird es umgehend repariert. Wenn die Polizei eine Flotte von E-Bikes betreibt müssen genügend Ersatzräder und Mechaniker vorhanden sein. Das defekte Rad nur abstellen hilft nichts und das Gejammer auch nicht. Aber wir können organisieren was wir wollen, nur selten klappt etwas.

  14. 39.

    Auch Koch/Köchin ist ein Ausbildungsberuf, trotzdem koche ich selbst ganz ohne Ausbildung.

    Wenn die Räder täglich 12-16h im Einsatz sind, wirklich an jedem rag, dann ist doch klar, dass die Dinger regelmäßig gewartet werden müssen. Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn es selbst zu machen. Sondern regelmäßig versetzt einen Service durchführen zu lassen. Problem hier sicher die Ausschreibung, wenn das nicht durch die eigene Werkstatt erfolgen kann.

  15. 38.

    "Was käme denn als nächstes: Revier-Toilette durchweißen?"
    Haben wir "alten Säcke" vor ein "paar" Jahren mal gemacht - auf diesen Toiletten wollten sie nicht (hört sich ähnlich wie weißen an). Bei der Gelegenheit gabs auch gleich ein paar neue Waschbecken ("dritte Wahl") und Armaturen. Fugenpilz raus, kaputte Fliesen gewechselt und neu verfugt. Freizeitarbeit. Fertig war die Laube und es war wieder ein Ort der Muße.
    Ich möchte nicht wissen gegen wieviele der heutigen Vorschriften wir verstoßen hätten.

  16. 37.

    Immer diese Grüppchenbildung :-)
    Erstmal Glückwunsch an alle Hobby-Schrauber, die die Räder im Familien- und Bekanntenkreis warten. Manche können tatsächlich auch zwischen DOT, Mineralöl und Wasser unterscheiden...
    Einen professionell genutzten Fuhrpark in der genannten Größe am Laufen zu halten, ist aber eine ganz andere Nummer. Und sicher nicht Aufgabe der Polizisten. Was käme denn als nächstes: Revier-Toilette durchweißen?

  17. 36.

    "Umgangssprachlich hat sich das zu Bautenzug verschliffen." Äh, nein.

    "Es weiß auch nicht in jedem Fahrradladen jede Fachkraft, was ein Vorbau ist, oder wie man ein altes Rennrad repariert, oder wie man ein festgeklemmtes Sattelrohr befreit."

    Das ist ein, nein mehrere Widersprüche in sich.

    Was ein Vorbau ist sollte jede Fachkraft wissen, ein "altes Rennrad" reparieren... kann alles und nichts heißen...

    "ein festgeklemmtes Sattelrohr befreien"

    Ein Klassiker.

  18. 35.

    "Wa ist aus Deutschland geworden? "

    Ich möchte lieber nicht wissen was sie damit meinen.

    Deutschland ist demokratisch geworden. Hat auch lange gedauert. 1968... §218... §175...

  19. 34.

    Umgangssprachlich hat sich das zu Bautenzug verschliffen. Es weiß auch nicht in jedem Fahrradladen jede Fachkraft, was ein Vorbau ist, oder wie man ein altes Rennrad repariert, oder wie man ein festgeklemmtes Sattelrohr befreit. Angesichts dessen würd ich Oxfords Kirche mal im Dorf lassen.

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