Forderung an Scholz - Weiterer Klimaaktivist beginnt Hungerstreik im Regierungsviertel

Di 16.04.24 | 13:28 Uhr
Archivbild:05.04.2024, Berlin: Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick (2.v.r) geht mit Unterstützern nach an einer Pressekonferenz im Hungerstreik-Camp des Bündnisses "Hungern bis ihr ehrlich seid"durch das Regierungsviertel.(Quelle:dpa/S.Gollnow)
Bild: dpa/S.Gollnow

Ein weiterer Klimaaktivist ist am Dienstag im Berliner Regierungsviertel in einen Hungerstreik getreten. Der 61-jährige Michael Winter aus Garching bei München will damit die beiden hungerstreikenden Klimaaktivisten Richard Cluse und Wolfgang Metzeler-Kick unterstützen, die seit dem 25. März in einem Zeltlager im Spreebogenpark nahe dem Kanzleramt campieren, wie er in Berlin sagte.

Der 56-jährige Cluse befindet sich seit 23 Tagen und der 49-jährige Metzeler-Kick seit 40 Tagen im Hungerstreik. Sie nehmen nur Flüssigkeiten zu sich.

Mit ihrer Aktion "Hungern bis ihr ehrlich seid" wollen die drei Männer erreichen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Regierungserklärung abgibt, in der er die Klimakatastrophe als existenzielle Menschheitskrise anerkennt und die Notwendigkeit eines radikalen Umsteuerns in der Klimapolitik einräumt. Es gehe nur um mehr "Klimaehrlichkeit", wie es heißt.

Bislang kein Kontakt zum Kanzleramt

"Wir sind beide Ingenieure, wir wissen, wovon wir reden", betonten Cluse und Metzeler-Kick laut der Nachrichtenagentur EPD. Es gebe Technologien, um klimaneutral werden zu können und es könnten Techniken bezahlbar entwickelt werden, um klimaschädliches CO2 aus der Luft zu entnehmen. Allein es fehle der Mut und der Wille in der Politik. Dieses "Ignorieren, Versagen und Lügen" sei ein "Skandal und ein Verfassungsbruch".

Unterstützt werden sie in ihren Forderungen von Wissenschaftlern wie dem Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und mehreren Wissenschaftsvereinigungen wie "Scientist Rebellion". Ärztinnen kümmern sich um die Männer. Metzeler-Kick hat nach eigenen Angaben bislang 18 Kilogramm verloren.

Aus dem Kanzleramt und auch aus den Regierungsfraktionen gab es bislang keine Kontaktaufnahme mit den Hungerstreikenden. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte vergangene Woche davor gewarnt, "mit solchen radikalen Formen des Protests" der eigenen Gesundheit zu schaden.

Scholz sprach bereits 2021 nach Hungerstreik mit Klimaaktivisten

In der jüngeren Vergangenheit hat es mehrere Hungerstreiks im Regierungsviertel gegeben. Im Oktober protestierten mehr als ein Dutzend Jesidinnen und Jesiden vor dem Reichstagsgebäude auf diese Weise gegen die drohende Abschiebung in den Irak. Allerdings mit geringem Erfolg. Lediglich Nordrhein-Westfalen setzte entsprechende Abschiebungen anschließend vorübergehend aus [tagesschau.de].

Im September 2021 hatten ein 21 Jahre alter Mann und eine 24 Jahre alte Frau aus Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung wochenlang vor dem Kanzleramt gehungert. Zwei Monate später traf sich Kanzler Scholz mit ihnen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.04.2024, 19.30 Uhr

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