Fanmeile, Sicherheit, Verkehr - Das erwartet Berlin und die Fans aus aller Welt bei der EM

So 07.04.24 | 08:27 Uhr | Von Shea Westhoff
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Fanmeile
Bild: imago images/Eventpress

Nicht mehr lange dauert es, und die Fußball-Europameisterschaft in der Hauptstadt beginnt. Eine Übersicht, worauf sich die Berlinerinnen und Berliner freuen können, und worauf sie sich einstellen müssen.

Eines der weltweit größten Sportevents wird ab dem 14. Juni für einen Monat in Deutschland gastieren, mit Berlin als Epizentrum. Die Europameisterschaft 2024 soll auch von einem riesigen Kulturprogramm umrahmt werden.

Auf die Hauptstadt kommt deswegen einiges zu. So soll sich etwa das Gebiet am Brandenburger Tor und am Reichstagsgebäude in ein großes Festival-Gelände verwandeln, wo ein kostenloses Kulturangebot geschaffen werden soll. Die erwarteten 2,5 Millionen Fußballfans in Berlin erfordern zudem besondere Sicherheitsmaßnahmen und erweiterte Kapazitäten im Bahn- und Busverkehr.

Die wichtigsten Fragen und Antworten, was für die Einwohner der Hauptstadt nun wichtig wird.

Wie viele EM-Spiele werden in der Hauptstadt ausgetragen?

In zehn Stadien kämpfen 24 Teams deutschlandweit um ein erfolgreiches Abschneiden bei der EM 2024. Sechs Partien werden im Berliner Olympiastadion ausgetragen, das während des Turniers 71.000 Zuschauer fasst: zunächst drei Vorrundenspiele, darunter das Topspiel zwischen Spanien und Kroatien (Gruppe B, 15. Juni, 18 Uhr), dazu je ein Achtel- und Viertelfinale und als krönender Abschluss das EM-Finale am 14. Juli (21 Uhr).

Gibt es eine Fanmeile?

Ja, in der sogenannten "Fan-Zone" vor dem Brandenburger Tor. Von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor gab es zuletzt während der WM 2018 eine dauerhafte Fußball-Fanmeile.

In diesem Jahr soll sich das Brandenburger Tor in das größte Fußballtor der Welt verwandeln: Auf der Westseite der Sehenswürdigkeit soll ein überdimensionales Tor-Gehäuse aufgebaut werden, das gleichzeitig als Leinwand für die Übertragungen fungieren wird.

Visualisierung für die EM im Sommer 2024 in Berlin: Brandenburger Tor wird Fußballtor (Quelle: Kulturprojekte Berlin)Im Sommer soll es stehen: das Fußballtor vorm Brandenburger Tor. Bild: Kulturprojekte GmbH

Diesmal werden die Fans nicht auf Asphalt feiern. Auf der Straße des 17. Juni wird ab Höhe der Yitzhak-Rabin-Straße bis zum Brandenburger Tor ein Kunstrasen ausgerollt. Dieser soll auch als Verknüpfung des ansonsten durch die Autostraße getrennten Tiergartens dienen: "Plötzlich verbinden wir die beiden Seiten und schaffen einen temporären Euro-Park", sagt Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der landeseigenen Gesellschaft "Kulturprojekte Berlin".

Gezeigt werden sollen am Brandenburger Tor alle Partien mit deutscher Beteiligung sowie alle in Berlin stattfindenden Spiele, darüber hinaus Begegnungen mit hoher Relevanz. Doch auch abseits der Fußballspiele verspricht sich van Dülmen einen Ort "mit hoher Aufenthaltsqualität, wo man auch mal die Schuhe ausziehen kann" und eine "superattraktive Zwischenfußgängerzone" für sich entdecken könne.

An einigen Abenden soll die Fanzone dazu als Open-Air-Kino fungieren. Auf dem Bildschirm am Brandenburger Tor wird es eine Kinoreihe geben, in der "wir fußballbezogene Filme zeigen", so van Dülmen.

Was passiert am Reichstagsgebäude?

Während der WM 2006 gab es schon mal ein vorübergehend errichtetes Stadion vor dem Bundestag, das soll sich auf dem Platz der Republik nun wiederholen. "Das heißt, da wird ein temporäres, ein kleines Olympiastadion gebaut, das für Public Viewings und Konzerte genutzt wird", so van Dülmen über die Fanzone am Reichstagsgebäude.

Sämtliche 51 Spiele der Europameisterschaft können dort live verfolgt werden. Auf zwei Bühnen gibt es dort dazu ein Kulturprogramm mit Konzerten und Kunstevents. Welche Bands auftreten, sei laut van Dülmen noch nicht abschließend geklärt.

Fan Zone
Die beiden "Fan Zones" während der EM 2024 am Reichstag sowie auf der Straße des 17. Juni. (Bild: Uefa Euro 2024) | Bild: Uefa Euro 2024

Wann starten die Umbauarbeiten?

Die baulichen Vorbereitungen auf die Events am Brandenburger Tor und am Reichstagsgebäude beginnen einen guten Monat vor Turnierstart.

Welche Einschränkungen gibt es im Verkehr?

Durch die Verlegung des Rasens auf der Straße des 17. Juni ruht dort ab Mitte Mai der Autoverkehr. Nach Turnierschluss sollen die Rückbauarbeiten schnell erfolgen, erwartet wird, dass der Verkehr vor dem Brandenburger Tor ab Mitte Juli wieder anrollen kann.

Am Olympiastadion stehen an den sechs Spieltagen keine Parkplätze zur Verfügung, daher wird die Anreise mit dem ÖPNV empfohlen.

Ist der ÖPNV gewappnet?

Laut der Senatsverwaltung für Inneres und Sport ist in Absprache mit den Verkehrsanbietern in den vergangenen zwei Jahren ein Mobilitätskonzept entstanden. Demnach planen die BVG und S-Bahn eine höhere Taktung. "Um allen Zuschauern während des Turnierzeitraums eine reibungslose An- und Abreise mit dem ÖPNV zum Olympiastadion zu gewährleisten, verkehrt sowohl die S-Bahn Berlin als auch die BVG in einem 3:20 min-Takt", heißt es von der Senatsverwaltung auf Anfrage. "Somit können die S-Bahn Berlin insgesamt 21.600 Personen und die BVG insgesamt 14.400 Personen pro Stunde befördern."

Wie wird für die Sicherheit gesorgt?

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport teilte mit, dass mit den anderen Spielorten "abgestimmte polizeiliche Einsatzplanungen" stattfinden würden: Diese beziehen sich gleichsam auf den Schutz der Stadien, Veranstaltungsorte, Unterkünfte und Reisewege.

Pressesprecherin Sabine Beikler erklärte, dass für das anstehende Turnier "eine mit anderen internationalen Sportgroßveranstaltungen vergleichbare abstrakte Gefährdungslage" bestehe.

Wie viele Polizeikräfte in Berlin genau im Einsatz sein werden, ließe sich laut Beikler im Vorfeld allerdings nicht valide benennen. Dafür maßgeblich sei "insbesondere die ständig anzupassende Beurteilung der aktuellen Gefährdungslage".

Welches Programm ist noch geplant?

Im Rahmen der Fußball-EM finden in über ganz Deutschland verteilt zahlreiche Kultur-Events mit Fußballbezug statt. So auch in Berlin, wo Ausstellungen, Theaterstücke und interaktive Veranstaltungen geplant sind. Die verschiedenen Events sind auf der Website der Stiftung "Fußball & Kultur Euro2024" verzeichnet.

Lohnt sich der Aufwand?

Den Mehrwert eines Sport-Großereignisses zu beziffern, ist kompliziert. Was bewirkt ein Image-Zugewinn? Wem nützt sportlicher Erfolg? Welche Branchen gehen nach dem Turnier tatsächlich als Gewinner hervor?

Auf Anfrage teilt die Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit, dass sich erste Schätzungen auf eine Gesamtwertschöpfung von 600 Millionen Euro für die Stadt Berlin beliefen. Diese Zahl gründe sich u.a. auf eine Evaluation des DFB-Pokal-Finals 2023, nach der "die 74.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Olympiastadion eine Gesamtwertschöpfung von 50,6 Mio. Euro für die Stadt Berlin" generiert hätten. Doppelt so hohe Einnahmen werden erwartet für jedes der sechs EM-Spiele in Berlin.

"Wichtigste Faktoren sind hierbei die Fan Zone am Brandenburger Tor und auf dem Platz der Republik, die während des gesamten Turnierzeitraums geöffnet sein wird und die hohe Anzahl an begleitenden Fans, die von außerhalb Berlins anreisen werden." Die größten Treiber bei der Wertschöpfung seien die Einnahmen in der Hotellerie und Gastronomie.

Den Einnahmen gegenüber stehen laut Senatsverwaltung 83,7 Millionen Euro, die der Senat an finanziellen Mitteln für die Ausrichtung bereitgestellt hat. Zuvor war man noch von 64 Millionen Euro ausgegangen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, dass der Verkehr vor dem Brandenburger Tor erwartungsgemäß nach Turnierende ab Mitte Juni wieder anrollen kann. Das ist falsch, richtig ist Mitte Juli. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten, ihn zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.04.2024, 15:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

51 Kommentare

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  1. 51.

    Ich wohne direkt am Olympiastadion und freue mich bei jedem Fußballspiel über die Männer, die auf unserem Grundstück urinieren und/oder ihre leeren Flaschen hinterlassen, oder sie sogar zerschmettern.
    Und weiterhin bin ich darüber erfreut, dass viele Fußballfans mit ihren Autos unsere Parkplätze auf dem Hof belegen, obwohl es ein Privatgrundstück ist. Leider werden viele Menschen immer ignoranter und aggressiver. Wo soll das bloß noch hinführen?

  2. 50.

    Wenns nicht das viele liebe Geld, die verstopften Straßen oder der Müll allenthalben sind, müssen eben die zu erwartende Gewalt oder 1000 andere Gründe herhalten, um gegen die EM in DE zu meckern. Miesepeter und Angsthäschen gibts immer; da kannste nix machen, Claudia. ;)

  3. 49.

    Zitat: "Und an der "friedlichen" WM waren neben dem damals herrschenden Wetter auch maßgeblich Hansi's Flick-Schuster "schuld". Die waren ja bekanntlich bei Zeiten ausgeschieden."

    Selbst wenn unsere N11 Weltmeister geworden wäre, wäre wohl kein 'Unfrieden' ausgebrochen. ;)

  4. 48.

    Ma davon ab, dass auch viele Europäer, die ihren Wohnsitz ausserhalb des Kontinents haben anreisen werden, um ihre NM zu unterstützen, wollen sicher auch viele Nicht-Europäer die EM Stimmung in Deutschland genießen, nehme ich mal an.

  5. 47.

    Bei dem was in der Welt los ist, glaube ich nicht an eine friedliche EM.

  6. 46.

    Fans aus aller Welt? Oder nur aus Europa?

  7. 45.

    Antwort auf "Michi" vom Montag, 08.04.2024 | 00:41 Uhr
    "Ich befürchte nach den aktuellen Kriminalitätszahlen leider Randale und Gewaltexzesse." Dann dürfte es gar keine Veranstaltungen mehr geben, Kriminalität ist allgegenwärtig und braucht keine Anlass!

  8. 44.

    Es wird wohl eher im Schatten der EM neue Überwachungs- und Gängelungsgesetze geben.

  9. 43.

    Und an der "friedlichen" WM waren neben dem damals herrschenden Wetter auch maßgeblich Hansi's Flick-Schuster "schuld". Die waren ja bekanntlich bei Zeiten ausgeschieden.

  10. 41.

    Im Vorfeld der EM und vor allem der Europawahl könnten die Politiker ja noch die Steuergesetzgebung für Spitzenverdiener, Millionäre und Aktiengesellschaften anpassen, um die Schere zwischen Arm und Reich etwas zu schließen. Das wäre doch mal ein tolles Zeichen!

  11. 40.

    Nur Alkohol oder nur Drogen wären das geringste Problem.
    Ich befürchte nach den aktuellen Kriminalitätszahlen leider Randale und Gewaltexzesse.
    Diese Vorab-Wohlfühlstimmung mag zwar schön sein - aber der Realität für die Anwohner entspricht sie meistens nicht.
    Aber wenn Krawalltouristen die "harten Strafen" Berlins kennen und verinnerlichen, wird es sicherlich ruhig bleiben.

  12. 39.

    Wenn es nur eine Sportveranstaltung wäre, könnte man sagen, meinetwegen, gehört dazu.
    Aber ich ahne schon wieder, wie das alles politisch aufgeblasen werden wird.
    Mit allerlei Werbung, Botschaften, Fähnchen und Bildern.
    Und es wird im Vorfeld wahrscheinlich extra Reinigungszyklen für dreckige Orte in zentraler Lage geben.
    Man möchte ja den Gästen nicht anbieten, was man sonst den Berliner Werktätigen anbietet.
    Mir leuchtet auch ein, dass man sich aus dem Ei pellt, aber es wäre schön, wenn es danach Ordnung und Sauberkeit auch weiterhin geben wird.

  13. 38.

    Antwort auf "Sommer" vom Sonntag, 07.04.2024 | 20:56 Uhr
    "Für alles unnötige haben wir Geld ...." Dass mit den EM-Geldern auch Sportanlagen in Schuss gebracht, soziale Projekte gefördert und ein Kulturprogramm organisiert wird, haben Sie sicher überlesen, oder? Und dass die Fußballfans auch Geld bringen haben Sie auch noch nicht gehört?

  14. 37.

    Antwort auf "Altwestberlinerin " vom Sonntag, 07.04.2024 | 15:25 Uhr
    "...die "Beräumung" der Stadtautobahn FERIENbaustelle Nähe Gradestraße wurde nicht fertig, schon ohne Berufsverkehr Stau bis Tegel, und dann noch zu sowas wie EM ZUSÄTZLICH, ich MAG gar nicht daran denken...." Dann denken Sie doch einfach nicht daran! Die Spiele finden weder am Tage, noch auf der Stadtautobahn statt!

  15. 36.

    Antwort auf "Spandauer" vom Sonntag, 07.04.2024 | 16:59 Uhr
    "Ich freue mich auf die EM in Berlin." Ich auch!
    "Auch über die, die die Nase rümpften, wenn man sich zu unserem Land, unsere Heimat bekennt, nur weil man mit der schwarz-rot-goldenen Nationalflagge herum läuft, sich in den Farben unserer Nation schminkt und einen längst verloren gegangenen Patriotismus pflegt...." Die könnte man schon 2006 leicht übersehen und ignorieren - Miesepeter gibt's überall.

  16. 35.

    Für alles unnötige haben wir Geld , nur nicht für die Schulen,Alten,Krankenhäuser Kita,abwandernde Betriebe usw. Randale und Dreck sind angesagt. Hauptsache die Regierung kann sich auf die Schulter klopfen in dem angeblich reichen Land.

  17. 34.

    Bleibt zu hoffen, dass die unsäglichen Autokorsi von feiernde Fans nicht geduldet werden!

  18. 32.

    Die WM22 fand in Katar, nicht Kuweit, szn. am anderen Ende der Welt statt. Und natürlich wird sich das Publikum bei einer EM, die in einer freiheitlichen Demokratie in der Mitte Europas ausgetragen wird, deutlich von dem in einer entlegenen Erbmonarchie mit Scharia Recht unterscheiden. Zumal die Anreisewege kurz sind und die Konkurrenz unter den Teilnehmern einer EM nochmal größer bzw. konzentrierter als die bei einer WM ausfällt.

    Auf eine schöne und friedliche EM hoffen nat. (fast) alle, aber unschöne "Randerscheinungen" werden wohl nicht gänzlich ausbleiben.

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