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Quelle: imago images/Steinach

Prenzlauer Berg

Berliner Traditionskino Colosseum öffnet nicht wieder

Im Mai wurde für das traditionsreiche Kino Colosseum Insolvenz angemeldet, danach gab es noch ein wenig Hoffnung auf einen Weiterbetrieb. Doch jetzt steht fest: Das Haus an der Schönhauser Allee öffnet nach der Corona-Krise nicht wieder.

Wenn am 2. Juli die Kinos in Berlin wieder öffnen, bleiben bei einem Traditionshaus die Türen geschlossen: Das Colosseum in Prenzlauer Berg stellt den Betrieb ein, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Sebastian Laboga am Samstag mitteilte.

Wegen der Hygiene-Auflagen zum Schutz vor Corona-Infektionen sei ein rentabler Betrieb auf absehbare Zeit nicht mehr möglich. Um die Kosten einzuspielen, müssten laut Laboga durchschnittlich 70 Prozent der Plätze belegt sein. Dies sei nicht zu erreichen, wenn Besucher 1,50 Meter Abstand voneinander halten sollen, so der Insovenzverwalter.

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Kinosterben in Berlin setzt sich fort

Nicht nur die Corona-Krise setzt dem Kinobetrieb ein Ende. Der Hauseigentümer habe den Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt und wolle auch an einen anderen Kinobetreiber nicht vermieten, teilte Laboga mit. Eine Investorenlösung für die Betriebsgesellschaft komme daher nicht in Frage. Die rund 45 Beschäftigten seien freigestellt.

Ende Mai hatte Laboga Insolvenz für das Traditionskino angemeldet. Der über zwei Monate andauernde Umsatzausfall wegen der coronabedingten Schließung habe schließlich zum Insolvenzantrag des Unternehmens geführt, teilte Laboga mit.

Mit dem Aus des Colosseum-Kinos setzt sich das Kinosterben in Berlin fort. Ende vergangenen Jahres schloss das Cinestar im Sony-Center, ein Multiplex-Kino mit acht Sälen. Auch das 3D-Kino Imax machte zu. Insgesamt fielen damit laut dem Betreiber genau 2.543 Sitzplätze weg.

Colosseum gehörte zuletzt Brauner-Sohn

Hinter dem Colosseum steht eine fast hundertjährige Kinogeschichte. Die ehemalige Straßenbahn-Wagenhalle aus dem Jahr 1894 an der an der Schönhauser Allee/Ecke Gleimstraße wurde 1924 als Kino eröffnet. Es hatte zwischenzeitlich 1.000 Plätze.

Nach dem Krieg diente das Colosseum zunächst als Kriegslazarett, später als Wärmehalle und schließlich als Theaterspielstätte. 1957 wurde die Wiedereröffnung als Kino gefeiert.

Viele Jahre lang war das Colosseum das Premierenkino Ost-Berlins und damit der gesamten DDR. Gleichzeitig war das Kino ein Ort für Jugendweihefeiern. Nach der Wende stieg der Filmproduzent Artur Brauner als Eigentümer im Colosseum ein.

Frisch saniert ging das Haus 1997 neu an den Start. Seit 2006 gehörte das Colosseum zur UCI-Kinowelt-Gruppe. Kinoinhaber war zuletzt der Berliner Immobilienkaufmann Sammy Brauner, ein Sohn von Artur Brauner. Artur Brauner starb im Juli vorigen Jahres kurz vor seinem 101. Geburtstag.

Sendung: Inforadio, 20.06.2020, 13:00 Uhr

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