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Audio: rbbKultur | 07.11.2020 | 06:20 Uhr | Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Überbrückungsgeld für Selbstständige

Not in der Kulturszene

Der Shutdown im November trifft die Kulturschaffenden besonders hart. 75 Prozent des Vorjahresmonatsverdienstes sollen sie deswegen erhalten. Doch manche Jobcenter stellen sich quer. Nicht wenige fragen sich: Wann kommt das Geld? Von Maria Ossowski

Sarah Krispin ist eine junge Berliner Sängerin, in Chören, in Oratorien, seit acht Jahren lebt sie von ihrer Kunst. "Ich kann nicht auftreten. ich kann zwar zu Hause singen oder ein Video aufnehmen und irgendwo posten. Aber es ist nicht annähernd die gleiche Qualität", sagt Krispin dem rbb. Es fehle die Lebendigkeit, die Freude.

Wie alle Künstlerinnen hat auch sie seit neun Monaten quasi Berufsverbot. Für diesen November kann sie nun 75 Prozent des durchschnittlichen Einkommens eines Monats des vergangenen Jahres beziehen. Eine einmalige Überbrückungshilfe, die Kultur-Staatsministerin Monika Grütters (CDU) mit Kollegen im Kabinett durchgesetzt hat.

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Einige Jobcenter zahlen, andere machen Ärger

Diese Hilfen sollen möglichst unkompliziert und schnell verteilt werden. Bis 5.000 Euro ohne Steuerberater. Die entsprechenden Stellen in den Bundesländern sollen das Geld auszahlen. Genau da aber hakt es noch. Diese Liste mit Ansprechpartnern gibt es nicht.

"Ich kann nicht sagen an welchem Tag, jedes der 16 Bundesländer seine Stelle benannt hat", erklärte Grütters dem rbb. Im Moment werde das Antragsformular gefertigt so die Kulutrpolitikerin. "Ich gehe davon aus, dass wir im Verlauf der kommenden Woche öffentlich gehen können."

Alle Solo-Selbständigen können die Grundsicherung beantragen. Das sollte eigentlich flott funktionieren, ohne große Prüfung der Altersrücklagen, mit Übernahme der vollen Miete. Allein, genau daran hakt es ebenfalls. Einige Jobcenter zahlen, andere machen Ärger. Das läßt Künstlerinnen und Künstler noch mehr verzweifeln.

Grönemeyer ruft zu Spenden auf

"Tatsächlich liegt das daran, dass nicht alle Jobcenter dem Bundesministerium unterstellt sind", erklärt Grütters das Ungleichgewicht. "Ich bedauere das sehr, weil in der Corona-Krise einfach zugunsten dieser Ausnahmesituation einheitlich geregelt werden müßte.“

Grütters wirbt zusätzlich für bürgerschaftliches Engagement und Spenden. Herbert Grönemeyer hat Millionäre aufgefordert, Künstler zu unterstützen. Die Deutsche Orchesterstiftung hat zweieinhalb Millionen eingeworben.

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Grütters fände es sympathisch, wenn der "gutverdienende Herr Grönemeyer" in seinen Kreisen für eine solche Solidaraktion werben würde. "Ich möchte mich gerne werbend daran beteiligen und mal gucken, welche Millionäre sich angesprochen fühlen", so die Staatsminsiterin.

Aber das kann nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Sozialpsychologisch, so die Kulturstaatsministerin, sei es notwendig, dass die Menschen in Deutschland wenigstens arbeiten könnten. Nur die Künstlerinnen betrifft dies nicht, sie gehören zur Freizeitaktivität.

"Ich leide sehr mit den Kreativen", betont Grütters. Aber die Regierung sei nicht schuld an dem Virus. Sondern müsse die Verantwortung übernehmen, dass sich das Virus nicht ausbreitet. "Wenn es eine Priorität gibt die Schullen offen zu lassen und man trotzdem 75 Prozent Kontakte reduzieren muss, damit wir Weihnachten feiern können, dann sind harte Maßnahmen unsweichlich."

Beitrag von Maria Ossowski

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