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Audio: Inforadio | 11.05.2020 | Britta Ernst im Interview | Quelle: imago images/Jörg Halisch

Brandenburger Bildungsministerin

"Kein Normalbetrieb in Schulen bis zu den Sommerferien"

Drei weitere Klassenstufen können in Berlin und Brandenburg ab Montag wieder in die Schulen zurückkehren – allerdings nur tageweise. Für Brandenburg macht die dortige Bildungsministerin im rbb klar: Es ist noch ein weiter Weg hin zum gewohnten Schul-Alltag.

Ab diesem Montag können in Berlin und Brandenburg mehrere Klassenstufen wieder Unterricht in den Schulen absolvieren. Zurück zum zeitlich beschränkten Präsenzunterricht geht es in Berlin für die Jahrgangsstufen 1 und 5 der Grundschulen, Integrierten Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen sowie Förderschulen. Dazu kommt die Jahrgangsstufe 7 an den Gymnasien und den anderen Schultypen. In Brandenburg gehen ab diesem Montag die 5. Klassen der Grund- und Förderschulen wieder zur Schule.

In Berlin soll allen Schülern bis spätestens zum 29. Mai Präsenzunterricht mit reduzierter Stundentafel erteilt werden, in Brandenburg wird dieses Ziel bis zu den Sommerferien am 25. Juni angestrebt. Das bekräftigte die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Montag im rbb. Sie schränkte aber zugleich ein: “Das wird nicht im Regelbetrieb gehen. Solange wir keinen Impfstoff oder ausgefeilte Testverfahren haben, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, müssen wir Abstand halten. Das heißt, wir müssen Lerngruppen teilen", so Ernst im rbb-Inforadio.

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Ernst ist gegen "Corona-Bonus" für Abiturienten

Ernst räumte ein, dass die Brandenburger Schulen hier räumlich an ihre Grenzen stoßen. Deshalb würden die Schüler bis zu den Sommerferien vermutlich tageweise zum Unterricht kommen. Am Montag wolle sie sich mit dem Landesschulbeirat über die nächsten Schritte unterhalten, kündigte sie an. Am Dienstag wolle sie die Öffentlichkeit über Ergebnisse informieren.

Den Vorschlag, Abiturienten in diesem Jahr einen Corona-Bonus zu geben, lehnte Ernst ab. Die Bedingungen seien in diesem Schuljahr zwar andere gewesen, sagte Ernst. Aber der Stoff sei vermittelt worden und in der Phase des Home-Schooling hätten sie sich komplett auf das Abitur konzentrieren können. "Ich finde, wir warten die Prüfungsergebnisse jetzt erst einmal ab und schauen, was unsere Schülerinnen und Schüler daraus gemacht haben." In Brandenburg und auch in Berlin wurden ab dem 20. April Abiturprüfungen durchgeführt.

FDP: "Eher touristisches als echtes Bildungsangebot"

Für die oppositionelle FDP im Berliner Abgeordnetenhaus kommt die - schrittweise - Schulöffnung zu schnell. Der FDP-Abgeordnete Paul Fresdorf sagte an die Adresse von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Sonntag: "Sie hätte die letzten Wochen nutzen müssen, um einen Plan für einen am Regelunterricht nahen Neustart der Schulen aufzustellen. Dies ist nicht geschehen, stattdessen besuchen die Kinder teilweise für weniger als zehn Tage bis zu den Sommerferien die Schule, was eher ein touristisches als ein echtes Bildungsangebot ist."

Die FDP-Fraktion habe ein 14-tägiges Rotationsprinzip mit Halbklassen und Desinfektion vor der Schule vorgeschlagen, damit die Kinder zwei Wochen am Stück Unterricht erhalten und danach wieder zwei Wochen zu Hause lernen könnten. Die Bildungspolitik bleibe die größte Baustelle im Land Berlin.

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Viele Eltern atmen auf

Auch vom Landeselternausschuss und vom Philologenverband gab es bereits teilweise Kritik, aber auch Zustimmung. Nach Überzeugung des Vorsitzenden des Landeselternausschusses, Norman Heise, hat die Entscheidung, die Schulen zu öffnen, viele Eltern aber gefreut. "Mit Sicherheit die, die sagen: "Mein Kind muss mal wieder zur Schule und ich brauche mal wieder Raum zum kurz Durchatmen." Denn diese letzten Wochen waren für viele sehr aufreibend, die Doppelbelastung, Homeoffice und Homeschooling zu machen und den Alltag in der Familie auf die Beine zu stellen."

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dirk Stettner, forderte die Senatorin zudem auf, sich am Montagmorgen vor der Grundschule am Kollwitzplatz aus erster Hand informieren lassen, "welche Probleme ihre sehr schlecht vorbereitete weitere Öffnung den Schulen in der Coronakrise bereitet - von der Klassenraum-Organisation bis hin zur Überwachung der Hygienevorgaben."

Bibliotheken wieder geöffnet

Neben den Öffnungen der Schulen für weitere Jahrgangsstufen sind in Berlin und Brandenburg am 11. Mai weitere Lockerungen in Kraft getreten: In Berlin sind nun auch wieder Bibliotheken geöffnet, zudem ist in Musikschulen wieder Unterricht möglich - aber auch hier nur unter strengen Hygiene- und Abstandsvorgaben.

Sendung: Inforadio, 11.05.2020, 7:20 Uhr

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