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Audio: Inforadio | 22.05.2020 | Sebastian Schöbel | Quelle: dpa/M. Kappeler

rbb exklusiv | Reserve für den Ernstfall

Berliner Corona-Behandlungszentrum startet mit 84 Betten

Innerhalb weniger Wochen wurde in der Berliner Messe ein zusätzliches Corona-Behandlungszentrum aufgebaut - in der Hoffnung, dass es nie gebraucht wird. Nun bemängeln Kritiker, es würden Personal und Ausrüstung fehlen. Von Sebastian Schöbel

Das Corona-Behandlungszentrum in der Berliner Messe soll nächste Woche mit 84 Betten an den Start gehen. Das bestätigte Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Freitag dem rbb. Man liege zeitlich "absolut im Plan", sagte Matz. Bei der abschließenden Begehung und Überprüfung kommende Woche durch die Gesundheitsbehörden des Bezirks rechne er mit keinen Probleme. Projektleiter Albrecht Brömme sagte dem rbb: "Ich bin froh, dass das Behandlungszentrum mit allen behördlichen Weihen versehen betriebsbereit ist."

Stufenweise Inbetriebnahme, je nach Bedarf

Matz wies Kritik zurück, wonach das Behandlungszentrum nicht mit der vollen Kapazität von 488 Betten in Messehalle 26 und 322 Betten in Halle 25 einsatzbereit sei. Die Bauabnahme sei bereits am 11. Mai erfolgt, die Ordnungsbehördliche Genehmigung des Landesamt für Gesundheit und Soziales am 18. Mai. Ausstehend sei nun lediglich die routinemäßige Abschlussprüfung durch das Gesundheitsamt, damit die Betten formal auch belegt werden dürfe. Zuvor hatte unter anderem der "Tagesspiegel" über die fehlende Betriebserlaubnis berichtet.

Es sei immer klar gemacht worden, so Matz, dass man das Zentrum stufenweise in Betrieb nehmen werde, angepasst an den Bedarf in der Corona-Pandemie. "Es ist ja gar nicht sinnvoll, für alle Betten permanent das Personal vorzuhalten und alle Medikamentenkühlschränke zu befüllen, so lange wir genau wissen, dass wir es im Moment gar nicht in Betrieb nehmen müssen." Die Zahl der Betten sei je nach Bedarf erweiterbar, so Matz: Das Behandlungszentrum ist in einzelne Abteilungen aufgeteilt, die sukzessive in Betrieb genommen werden können. "Es ist für den Notfall und im Notfall auch kurzfristig betriebsbereit."

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Keine Konkurrenz um Beatmungsgeräte

Auch der Vorwurf, dass in der umgebauten Messehalle Beatmungsgeräte fehlen würde, sei nicht zutreffend. Die Geräte seien aktuell stark nachgefragt, die Bestellungen des Senats reichten bis in den Sommer hinein. "Wir wollten unter allen Umständen vermeiden, dass die Belieferung von Beatmungsgeräten in das Behandlungszentrum, wo sie erkennbar noch gar nicht gebraucht werden, dazu führt, dass wir Krankenhäusern die Geräte wegnehmen, die sie bestellt haben." Zum Start kommende Wochen würden dher nur zwei Geräte vorgehalten, zu Schulungszwecken.

Das Personal werde derzeit zum Teil noch angeworben, vor allem Pflegekräfte. Die sollen jedoch nicht von den Stationen des Betreibers Vivantes abgezogen sondern zusätzlich angeworben werden. Lediglich ein kleines Kernteam von Vivantes-Spezialisten soll die Betreuung und Ausbildung im Behandlungszentrum leiten. Zudem habe Vivantes der Senatsverwaltung gegenüber deutlich gemacht, dass man den Pflegekräften im Behandlungszentrum nicht nur befristete Abrufverträge anbieten wolle, "sondern dass sie großes Interesse haben, Pflegefachkräfte auch zu übernehmen, und ihnen unbefristete Verträge zu geben."

CDU kritisiert Eröffnung als überhastet

Tim-Christopher Zeelen, der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, warf Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) dennoch vor, zu überstürzt gehandelt zu haben. "Die Senatorin muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie kurzfristig das Behandlungszentrum eröffnet, wenn wichtige Fragen wie Personal, Betriebsgenehmigung, Betreiber-Vertrag und ausreichend Geräte noch nicht geklärt sind." Er erwarte, dass die Senatorin einen "verlässlichen Zeitplan" für die Umsetzung vorlegt. "Es gab immer die Aussage, das die bestehenden Krankenhäuser nicht belastet werden. Ich hoffe das dieses Versprechen der Senatorin noch gilt."

Ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung sagte dazu auf Nachfrage des rbb, dass der Betreiber für das Zentrum mit Vivantes klar feststehe. "Die Trägerschaft ist einhundertprozentig politisch fixiert", so der Sprecher. "Und natürlich gehen wir verantwortlich mit dem Geld der Steuerzahler um. Deswegen setzen wir die Inbetriebnsahme rechtlich gestaffelt um, entsprechend dem Bedarf in der Pandemie."

Beitrag von Sebastian Schöbel

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