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Quelle: dpa/Wolfgang Kumm

Nach Kritik an "Ampel"

Kalayci will auf Amtsärzte zugehen

Als "medizinisch nicht nachvollziehbar" kritisierten die Berliner Amtsärzte das Corona-Frühwarnsystem des Senats. Gesundheitssenatorin Kalayci kündigt nun im Abgeordnetenhaus an, das Gespräch mit den Medizinern zu suchen.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will auf die Berliner Amtsärzte nach deren Kritik an fehlenden Informationen zugehen. Die Ärzte hätten gesagt, dass sie das vom Senat vorgestellte System nicht verstanden hätten. Die Gesundheitssenatsverwaltung wolle es daher mit ihnen erörtern, sagte Kalayci am Donnerstag in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses. Auch in die Strategie zu Corona-Tests sollten die Mediziner eingebunden werden. "Ich hoffe, dass ich auf das Einverständnis der Amtsärzte und der Bezirke setzen kann", sagte Kalayci.

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"Nicht angehört, nicht eingebunden"

Die Berliner Amtsärzte hatten den Senat am Mittwoch in einem offenen Brief scharf kritisiert. Sie warfen Kalayci vor, sie hätten die Informationen zum neuen Berliner Ampel-Warnsystem und zur neuen Berliner Teststrategie ausschließlich aus der Presse erfahren. "Wir Berliner Amtsärzte und Amtsärztinnen machen darauf aufmerksam, dass wir fachlich-medizinisch in keiner Weise angehört wurden oder eingebunden waren", heißt es in dem Brief, der rbb|24 vorliegt. "Bürger und Bürgerinnen wenden sich an uns mit Anfragen, die wir nicht beantworten können." Das führe zu Irritationen und Verunsicherungen in der Bevölkerung.

Bezirke uneins über Kritik der Amtsärzte

In den Berliner Bezirken gehen die Ansichten über die Kritik der Amtsärzte an Kalayci deutlich auseinander. Katrin Framke (parteilos für Die Linke), Bezirksstadträtin für Gesundheit in Lichtenberg, teilte am Donnerstag mit, sie unterstütze die Amtsärzte ausdrücklich. Transparente Kommunikation und das Einbeziehen der Bezirke seien erfolgsentscheidend. Unterstützung für die Position der Amtsärzte gibt es auch in Hellersdorf-Marzahn und Charlottenburg-Wilmersdorf.

Carolina Böhm (SPD), in Steglitz-Zehlendorf für Gesundheit zuständig, bezeichnete die "Ampel" hingegen als einen "guten und richtigen Weg". Ähnlich hatte sich zuvor ihr Kollege Ephraim Gothe, Gesundheitsstadtrat in Mitte, geäußert.  

Die "Ampel" legt Grenzwerte fest

Gesundheitssenatorin Kalayci hatte das neue Berliner Warnsystem für die Corona-Pandemie am Dienstag vorgestellt. In dem Ampelsystem sind die Reproduktionsrate, die Zahl der Neuinfektionen und die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten die entscheidenden Warnfaktoren. Für die drei Kriterien wurden jeweils Grenzwerte festgelegt. Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid hatte daran bereits deutliche Kritik geübt.

Unmut gab es am Mittwoch auch im Abgeordnetenhaus. Der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier kritisierte, der Senat habe dem Rechtsausschuss nicht rechtzeitig die neuen Corona-Beschlüsse zur Beratung vorgelegt. Das sei eine "Riesensauerei".

Sendung: Abendschau, 14.05.2020, 19.30 Uhr

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