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Quelle: DPA/Monika Skolimowska

Corona-Pandemie

Brandenburger Landkreise gehen bei Kita-Betreuung eigene Wege

Brandenburg erweitert die Kita-Betreuung. Doch das ist einigen Landkreisen noch zu wenig, sie wollen mehr Kinder betreuen - und das auch länger und häufiger, als von der Landesregierung vorgegeben. Andere wiederum sehen logistische Probleme.

Auf die von der Brandenburger Landesregierung verkündeten Lockerungen der Kita-Beschränkungen kommen aus den Landkreisen unterschiedliche Reaktionen. Bei der sogenannten "eingeschränkten Regelbetreuung" soll ab kommenden Montag jedes Kind unabhängig vom Beruf der Eltern mindestens einmal in der Woche für vier Stunden in die Kita dürfen. Die Vorgaben werden allerdings nicht in allen Landkreisen gleichmäßig umgesetzt.

Märkisch-Oderland will nah an den Normalbetrieb

So weicht der Landkreis Märkisch-Oderland von den Regeln zur Kita-Betreuung der Landesregierung ab. Bereits am Dienstag teilte der Kreis mit, dass ab kommender Woche die Kindertagesstätten wieder für alle Kinder geöffnet werden sollen [maerkisch-oderland.de]. Allerdings werden die Öffnungszeiten vorerst noch eingeschränkt sein.

Angesichts der derzeitigen Infektionszahlen sind dem Stellvertretenden Landrat Friedmann Hanke zufolge auch bei einem Vollbetrieb der Kindergärten Gruppengrößen und Hygiene-Bedingungen zu gewährleisten. Jedoch werden nicht alle Kitas sofort die Anforderungen umsetzen können. Nach wie vor sei es lediglich ein eingeschränkter Betrieb mit möglicherweise abweichenden Betreuungszeiten. Ziel sei es, dem Normalbetrieb nahe zu kommen.

Das Tragen eines Mund-Naseschutzes für Erzieher und Kinder sei nicht vorgesehen. Hanke sagte dazu: "Man muss in den Realitäten des Lebens bleiben, und das wäre illusorisch und aktuell auch nicht erforderlich." So könne auch nicht verhindert werden, dass Kinder in Fluren durcheinanderlaufen. "Wir müssen den Eltern deutlich sagen, dass durch die Mehröffnung auch die Infektionsgefahr steigt." Sollte es zu Personalmangel bei den Betreuern kommen, könnte gegebenenfalls Sozialarbeiter vom Landkreis abgestellt werden.

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Oder-Spree plant Betreuung nach Altersstufen

Die Vorgaben durch das Bildungsministeriums sieht auch der Landkreis Oder-Spree kritisch und hält sie für nicht praktikabel. Darum wird laut Sozialdezernentin Angelika Zarling ein anderes Konzept gefahren, wie sie am Mittwoch dem rbb sagte.

So würden die Kitas zunächst nur die fünfjährigen Vorschulkinder in die Betreuung aufnehmen. Unter der Voraussetzung, dass ausreichend Plätze vorhanden sind, sollen dann nach und nach weitere Jahrgangsstufen folgen. "Dies bedeutet auch, dass Kinder weiterhin nicht betreut werden können, trotzdem sie einen Anspruch haben", so Zarling. Im Landkreis Oder-Spree wurden in den vergangen zwei Monaten 38 Prozent aller Kita-Kinder im sogenannten Notbetrieb betreut.

Zu Engpässen könnte es etwa in Fürstenwalde kommen. Nach Aussage der Sozialdezernentin gäbe es dort bereits jetzt viele Eltern mit Betreuungsanspruch. Allerdings seien auch die Kindereinrichtungen schon relativ voll. Sind die Kapazitätsgrenzen erreicht, könnten keine Kinder mehr aufgenommen werden.

Landrat Rolf Lindemann (SPD) kritisiert besonders den Vorschlag von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), Kinder mindestens einen Tag pro Woche für vier Stunden aufzunehmen. Dem erteilt er eine Absage und bezeichnete ihn als "Unfug". Der logistische Aufwand zwischen Kita-Leitung und den Eltern über die Betreuungstermine sei nicht machbar. "Es erlaubt den Eltern auch nicht, ein oder zwei Wochen am Stück durcharbeiten zu können", so der Landrat. Die Situation werde dadurch nicht einfacher, dass Erzieher über 60 Jahre pauschal aus den Diensten herausgenommen wurden.

Oberspreewald-Lausitz: Möglichst viele Kinder an fünf Tagen der Woche betreuen

Auch der Landkreis Oberspreewald-Lausitz hat eigene Regelungen für den weiteren Kita-Betrieb während der Corona-Pandemie bekanntgegeben. Am Mittwoch teilte die Kreisverwaltung mit, dass ab kommender Woche möglichst viele Kinder wieder an fünf Tagen in der Woche betreut werden sollen. "Möglich wird dies, indem die Kitas die in der Eindämmungsverordnung des Landes festgeschriebenen geltenden Orientierungsangaben für Gruppengrößen [...] überschreiten dürfen", heißt es.

Die Entscheidung, von den Vorgaben des Landes abzuweichen, sei gefallen "angesichts des steigenden Drucks auf berufstätige Eltern und des kreisweit sehr niedrigen Infektionsgeschehens". Die am Mittwoch vorgestellten Landesregelungen, seien für den Kreis deshalb nicht praktikabel. Der Landreis erlaubt deshalb wieder größere Gruppen in den Kitas - allerdings weiterhin nicht auf Normalniveau. Tagesmütter und -väter werden hingegen komplett von Einschränkungen befreit.

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Uckermark öffnet ab Juni für Eltern in Arbeit

Der Landkreis Uckermark geht ebenfalls einen eigenen Weg, was die Möglichkeiten Kinder-Betreuung in Kitas und Horten betrifft. Ab 2. Juni könnten alle Kinder von berufstätigen Eltern wieder ganzwöchig in die Kita. Das bestätigte Landrätin Karina Dörk am Freitag auf Anfrage.

In der Uckermark gebe es derzeit kein Infektionsgeschehen, so dass Eltern eine vernünftige Betreuungsalternative zu den Großeltern angeboten werden müsse. Die Notfallbetreuung für systemrelevante Berufe nehmen derzeit bereits 2.230 Kinder wahr.

Laut Sozialdezernent Henryk Wichmann können Eltern die Anträge für die eingeschränkte Regelversorgung ab sofort beim Jugendamt des Landkreises stellen. Dazu müssten beide Elternteile sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder selbständig tätig sein. Insgesamt seien zwischen 3.000 und 3.500 Familien antragsberechtigt

Darum erwartet Wichmann in der nächsten Woche eine regelrechte Antragsflut. Schneller geht die Anmeldung über die Internetseite des Landkreises [uckermark.de]. Dort stehen die entsprechenden Formulare zur Verfügung.

In Frankfurt (Oder) sollen alle Kinder betreut werden

Die Stadt Frankfurt (Oder) geht mit ihren Plänen weit über Empfehlungen der Landesregierung hinaus. Wie die Verwaltungsspitze am Mittwoch in einer Pressemitteilung [frankfurt-oder.de] ankündigte, soll die Betreuung aller Kinder an fünf Tagen in der Woche für jeweils sechs Stunden Aufenthalt ermöglicht werden. Nur für Kinder in der Notbetreuung könnten weiterhin acht Stunden Betreuung angeboten werden.

Um die vorgeschriebenen Hygienepläne zusammen mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes umzusetzen, brauche es allerdings noch etwas Zeit. Darum gestattet die Stadtverwaltung den eingeschränkten Regelbetrieb ab dem 28. Mai, und schätzt, dass die Einrichtungen ab dem 2. Juni imstande sind, unter den Maßnahmen ihren Betrieb wieder aufzunehmen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 20.05.2020, 19.30 Uhr

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