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Audio: rbb 88.8 | 03.07.2020 | Birgit Raddatz | Quelle: dpa/Odd Andersen

330 Betten in weiterer Messehalle

Linke und CDU wollen Ausbau der Corona-Klinik stoppen

Obwohl noch kein einziger Patient in die provisorische Corona-Klinik auf dem Messegelände eingeliefert worden ist, laufen bereits die Vorbereitungen für noch mehr Betten. Die Kritik an diesem Vorhaben reißt nicht ab - auch in den Reihen des Senats.

Obwohl bislang kein Patient eingeliefert wurde, soll auch die zweite Hälfte der Corona-Notfallklinik auf dem Berliner Messegelände wie geplant fertiggestellt werden. Zunächst müsse die Halle 25 kernsaniert werden, bestätigte Projektleiter Albrecht Broemme dem rbb am Freitag.

Broemme geht davon aus, dass allein die Sanierung der Halle sechs bis sieben Wochen dauern wird. Teile seien asbestverseucht, außerdem brauche es ein neues Lüftungssystem. Am Auftrag der Gesundheitsverwaltung habe sich nichts geändert, es gelte weiterhin, Platz für knapp 800 Notfall-Betten zu schaffen, so Broemme.

Von der Gesundheitsverwaltung des Senats hieß es am Freitag auf Nachfrage des rbb, die Planungen der Halle 25 hätten begonnen. Abhängig vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie in Berlin werde der Senat über das weitere Vorgehen entscheiden.

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Kritik am Ausbau der Corona-Klinik in den Messehallen kommt auch aus den Reihen der Koalitionsfraktionen. Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen steige, sei das keine Rechtfertigung für eine zweite Halle mit Notfall-Betten, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Wolfgang Albers (Linke) am Freitag dem rbb: "Das kommt mir eher wie eine politische Trotzreaktion vor. Unser worst-case-Szenario ist nicht eingetroffen, aber wir behalten dennoch recht. Mit der realen Entwicklung der Pandemie ist das jedenfalls nicht zu begründen."

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tim-Christopher Zeelen, forderte einen Baustopp: "Wir haben als CDU-Fraktion von Anfang an den Bau auf dem Messegelände mitgetragen, weil im Februar überhaupt nicht klar war, wie sich die Pandemie entwickeln würde. Die Fallzahlen sind aber so gut, dass es aus unserer Sicht keinen Sinn macht, weiteres Geld in die Messehalle in ein Provisorium zu investieren", so Zeelen.

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Als "Geister-Krankenhaus" bezeichnet sein Parteikollege Christian Gräff die Covid-Notfallklinik. Die Messe brauche die Kapazitäten nun dringender für geplante Projekte wie die Bahn- und Verkehrsmesse InnoTrans im kommenden Mai. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop machte bereits vergangene Woche klar, dass sie davon ausgehe, den Messebetrieb schnellst möglichst wieder aufnehmen zu wollen, um den Tourismus in der Stadt wieder zu stärken. Unterstützung bekommt sie dabei aus der eigenen Partei, aber auch der CDU sowie von der IHK.

Für die zweite Halle des provisorischen Corona-Krankenhauses sind 330 Betten vorgesehen. Bisher kam die Klinik nicht zum Einsatz. Für die Umbaukosten der im Mai fertiggestellten Messehalle 26 waren 31 Millionen Euro veranschlagt worden.

Sendung: rbb 88.8, 03.07.2020, 12.15 Uhr

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