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Audio: Inforadio | 23.10.2020 | Interview mit Norman Heise | Quelle: dpa/Pedersen

Unterricht nach den Herbstferien

Deutliche Kritik an Scheeres' Schul-Stufenplan wird laut

Landeselternausschuss, Schulleiter und die Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher (GEW) kritisieren den Corona-Stufenplan für Berlins Schulen. Dorn im Auge ist ihnen vor allem der späte Zeitpunkt, zu dem er in Kraft tritt - sie verweisen auf das hohe Infektionsgeschehen.

Der Berliner Landeselternausschuss hat sich skeptisch geäußert, dass die Maßnahmen des Stufenplans der Senatsverwaltung zur Eindämmung der Corona-Pandemie an den Schulen ausreichen.

Dass Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sowie an Berufsschulen auch im Unterricht zunächst ab Montag Masken tragen müssen, wie es am Donnerstag von der Senatsverwaltung beschlossen wurde, werde nicht überall reichen. In einigen Bezirken sei das Infektionsgeschehen schon jetzt sehr hoch, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Norman Heise, am Freitag im rbb.

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Wegen der hohen Infektionszahlen müssten die Gespräche mit den Schulen schon jetzt - und nicht wie geplant - erst am kommenden Donnerstag beginnen, was der Landeselternausschuss dem Senat auch kommuniziert habe, sagte Heise im Inforadio vom rbb.

Er forderte zudem mehr Transparenz auch über unter Quarantäne gestellte Schüler und Lehrer – damit die Öffentlichkeit etwaige Maßnahmen besser nachvollziehen könne. Außerdem sieht er Probleme in der Personallage der Schulen. Denn die Situation verschärfe sich, weil der Herbst ohnehin eine Zeit mit vielen Ausfällen bei Schülern und Lehrkräften sei.

Vorwurf: Scheeres habe zu spät reagiert

Auch Eltern, Schulleiter und Gewerkschafter hatten sich zu Wort gemeldet und bekundet, dass Scheeres zu spät reagiert habe, um der wachsenden Verunsicherung adäquat entgegenzutreten, berichtete der "Tagesspiegel" am Donnerstag. Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren hatte das Vorgehen der Bildungsverwaltung deutlich kritisiert. Es sei, "angesichts der dramatischen Entwicklung der Infektionszahlen" schon am Ende der ersten Woche der Herbstferien klar gewesen, "dass man nicht mit der grünen Stufe starten" könne.

Treptow hatte zuvor schon dem rbb gesagt, dass der von Scheeres initiierte Stufenplan für die Schulen auch dahingehend Schwächen aufweise, dass allein das Gymnasium in Pankow, an dem Treptow Schulleiter ist, von Schülern und Lehrern aus sämtlichen Berliner Bezirken frequentiert werde. Bei der wöchentlichen Absprache zur Infektionslage, die es ab dem kommenden Donnerstag geben soll, müsse er sich theoretisch also mit mindestens zwölf Gesundheitsämtern abstimmen. Er votierte dafür, dass die Schulleitungen die Einschätzung der Schulen allein vornehmen sollten.

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Auch die Gewerkschaft hat ihre Zweifel bekundet

Der sogenannte Corona-Stufenplan der Senatsbildungsverwaltung ist laut der Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schon vor dem Ende der Herbstferien veraltet. Schon vor dem Schulstart kommende Woche sei man längst nicht mehr im grünen Bereich des "Corona-Stufenplans", heißt es von der GEW. Das zeige ein Blick auf das Infektionsgeschehen in Berlin. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte wüssten deshalb nicht, wie die Schulen am Montag wieder öffnen können.

Das Schweigen von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vergrößere die Sorgen umso mehr. Die GEW fordert einen Mix aus Präsenz- und Fernlernen, damit Schulen später nicht komplett geschlossen werden - außerdem fordert sie kleinere Lerngruppen.

Bei der GEW äußerte man nach Informationen des "Tagesspiegels" auch "Zweifel, dass jedes Gesundheitsamt alle seine rund 60 Schulen genauestens im Blick haben und individuelle Beurteilungen vornehmen kann".

Sendung: Inforadio, 23.10.2020, 08:25 Uhr

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