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Quelle: Audio: Inforadio, 16.10.2020, Oliver Soos

Verwirrung um Statistik

Brandenburger Corona-Zahlen steigen, doch wer zählt sie wie?

Um Corona-Maßnahmen abzustimmen, arbeiten Behörden mit Hochrechnungen und Vergleichsgrößen. Da nun auch in Brandenburg die Zahlen steigen und dort Einschränkungen anhand von Richtwerten ergehen, stellt sich die Frage: Welche Zahlen gelten?

Lange verzeichneten die Kreise und Städte in Brandenburg vergleichsweise geringe bis moderate Corona-Infektionszahlen. Die Werte waren niedrig, mehr wollten viele nicht wissen. Doch nun steigen die Zahlen deutlich und gleich mehrere Kreise und Städte erreichen Grenzwerte, die für Einschränkungen sorgen.

Mit der gewachsenen Aufmerksamkeit kommen Fragen auf nach den ganz verschiedenen Zahlen und Richtwerten - etwa denen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und denen der Länder und Gemeinden.
 
Diese Verwirrung herrscht im Moment in Cottbus, dem ersten Corona-Hotspot Brandenburgs. Laut den Zahlen des RKI vom Freitag wurde dort die Obergrenze für Neuinfektionen noch nicht überschritten. Der Richtwert ist hier die 7-Tage-Inzidenz, also die Neuerkrankungsrate in den zurückliegenden sieben Wochentagen.

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Verschiedene Werte, gleiche Tendenz

Das Robert-Koch-Institut [experience.arcgis.com] gab diesen Wert für Cottbus am Freitag mit 36,1 Fällen pro 100.000 Einwohnern an, was unter dem Richtwert von 50 Fällen der als Hotspots definierten Gebiete liegt.

Das Brandenburger Gesundheitsministerium verwendet allerdings aktuellere Zahlen und nutzt dafür als Quelle nicht das RKI. Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erklärt hier, es gelten die Zahlen des Landesamts für Gesundheit. Demnach hat Cottbus am Freitag eine 7-Tage-Inzidenz von 70,2 pro 100.000 Einwohner. Die Stadt Cottbus meldet mittlerweile sogar 75. Nonnemacher sagte, das Robert Koch-Institut nutze andere Datenbanken und hinke mit den Zahlen üblicherweise etwas hinterher.

RKI verweist auf Zeitverzug in seinen Daten

Diesem Hinweis Nonnemachers entspricht auch die offizielle Fußnote des RKI zu seinen Zahlen: Das Institut weist darauf hin, dass zwischen Bekanntwerden eines Infektionsfalls vor Ort und der Veröffentlichung durch das RKI ein Zeitverzug entsteht, so dass es Abweichungen zu anderen Quellen geben kann.

Die Zahlen des RKI sind also sehr oft geringer als die Zahlen des Landes und der Kreise. Hintergrund hierfür ist neben den geringeren Zeitabständen, in denen das RKI seine Zahlen veröffentlicht, auch, dass es seine Zahlen korrigiert, um mit den dann hochgenauen Werten auch Entwicklungen ablesen zu können und mögliche Prognosen zu erstellen. Dies seien sogenannte Qualitätsprüfungen, die eben zu Änderungen der "tagesaktuellen Daten" führten.

Sendung: Inforadio, 16.10.2020, 18:20 Uhr

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