
Verwirrung um Statistik - Brandenburger Corona-Zahlen steigen, doch wer zählt sie wie?
Um Corona-Maßnahmen abzustimmen, arbeiten Behörden mit Hochrechnungen und Vergleichsgrößen. Da nun auch in Brandenburg die Zahlen steigen und dort Einschränkungen anhand von Richtwerten ergehen, stellt sich die Frage: Welche Zahlen gelten?
Mit der gewachsenen Aufmerksamkeit kommen Fragen auf nach den ganz verschiedenen Zahlen und Richtwerten - etwa denen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und denen der Länder und Gemeinden.
Verschiedene Werte, gleiche Tendenz
Das Robert-Koch-Institut [experience.arcgis.com] gab diesen Wert für Cottbus am Freitag mit 36,1 Fällen pro 100.000 Einwohnern an, was unter dem Richtwert von 50 Fällen der als Hotspots definierten Gebiete liegt.
Das Brandenburger Gesundheitsministerium verwendet allerdings aktuellere Zahlen und nutzt dafür als Quelle nicht das RKI. Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erklärt hier, es gelten die Zahlen des Landesamts für Gesundheit. Demnach hat Cottbus am Freitag eine 7-Tage-Inzidenz von 70,2 pro 100.000 Einwohner. Die Stadt Cottbus meldet mittlerweile sogar 75. Nonnemacher sagte, das Robert Koch-Institut nutze andere Datenbanken und hinke mit den Zahlen üblicherweise etwas hinterher.
RKI verweist auf Zeitverzug in seinen Daten
Diesem Hinweis Nonnemachers entspricht auch die offizielle Fußnote des RKI zu seinen Zahlen: Das Institut weist darauf hin, dass zwischen Bekanntwerden eines Infektionsfalls vor Ort und der Veröffentlichung durch das RKI ein Zeitverzug entsteht, so dass es Abweichungen zu anderen Quellen geben kann.
Sendung: Inforadio, 16.10.2020, 18:20 Uhr
6 Kommentare
Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.
Vermutlich beides.
" Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erklärt hier, es gelten die Zahlen des Landesamts für Gesundheit. "
Zahlenakrobatik ist hier nicht angesagt, in ganz Europa schießen die infektionszahlen durch die Decke
Nis Grünberg forscht zur chinesischen Staatsideologie
Hintergrüne , warum kommen die Chinesen besser zu Recht mir der Pandemie ?!
Lesenswert im Tagesspiegel online
Der Neuköllner Amtsarzt Savaskan „sprach sich für eine risikobasierte Pandemiebekämpfung aus - im Sinne des Schutzes aller vulnerablen Gruppen". Das heiße, dass man empfehlen würde, "dass Risikogruppen gesondert den öffentlichen Raum betreten und mit Schutzausrüstung ausgestattet werden".
Und was macht Frau Nonnemacher? Sie schwafelt über Besuchszeiten in Alteneinrichtungen, so wie bereits im März bei einer parlamentarischen Fragestunde. Brandenburg hat kein Konzept zum Schutz der Risikogruppen. Geschätzt 90% sind außerhalb der Alten- und Pflegeeinrichtungen untergebracht, also zu Hause mitten im Brennpunkt des Geschehens.
Es gibt keine qualifizierte Schutzausrüstung und keine asymptomatischen Tests für diese Menschen - ja es handelt sich um Menschen. Frau Nonnemacher macht gar nichts, obwohl sie dafür verantwortlich ist. Will oder kann sie das nicht verstehen?
Unter "Inzidenz" versteht man in der Medizin die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraums. Die "Zahlen", egal welche, beziehen sich aber nicht auf Erkrankungen, sondern auf positive PCR-Testergebnisse, die über Erkrankungen wenig aussagen.
Hier wird nach Zahlen gefragt. Nonnemacher spricht auch nur von Zahlen. Vielleicht sollte man erst mal klarstellen, dass es sich um Menschen handelt!
Zum Sachverhalt
- Wie bereits hier schon mehrfach geschrieben, steigen die Zahlen hauptsächlich in den berlinnahen Regionen. Ursächlich hängt das mit gut funktionierenden Infektionsketten zusammen, wie z.B. Tagestouristen und Pendler.
- Eine zweite Ursache besteht darin, dass im Land Brandenburg vorsätzliche Verstöße gegen die aktuellen Bestimmungen nicht geahndet werden. Ein eigenes Beispiel wurde hier auch schon mehrfach geschildert. Auf Beschwerden dazu lässt Nonnemacher mitteilen, dass sie keinen Handlungsbedarf sieht.
Es wird in Brandenburg demnächst auch steigende Todeszahlen geben. Wie bereits hier auch schon mehrfach gefordert, gibt es in Brandenburg immer noch keine Konzeption zum Schutz der Risikogruppen. Geschätzt 90% von ihnen leben außerhalb von Pflegeheimen
.