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Quelle: dpa/Britta Pedersen

Nach Vorwürfen von Wissenschaftlern

Müller will Corona-Forschung mit Tierversuchen ermöglichen

Bei der Corona-Forschung sind nach Ansicht des Berliner Regierenden Bürgermeisters Müller Tierversuche "unabdingbar". Nach Vorwürfen von Wissenschaftlern sagte er am Donnerstag, der Senat werde die Berliner Tierschutzkommission "gut organisieren".

Im Kampf gegen das Coronavirus sollen Berliner Wissenschaftler auch Tierversuche einsetzen. Das sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Donnerstag im Parlament.

Müller reagierte damit auf die Kritik an Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt von den Grünen. Mehrere Wissenschaftler, darunter auch Lothar H. Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), hatten einen Brief unter anderem an die Senatskanzlei geschrieben. Darin werfen sie Behrendt vor, Forschungsvorhaben mit Tierversuchen zu blockieren. Behrendt hatte den Vorwurf der Blockade zurückgewiesen und angekündigt, dass kommende Woche gleich zwei neubesetzte Kommissionen ihre Arbeit aufnehmen.

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"Wir gehen sehr sensibel mit dem Bereich Tierversuche um"

"Es ist richtig, dass wir sehr, sehr sensibel umgehen mit dem ganzen Bereich der Tierversuche", sagte Müller, der auch Wissenschaftssenator ist. Zwar gäbe es hervorragende Ansätze für Alternativen zu Tierversuchen. Bei anderen Projekten werde die Belastung für die Tiere verringert, und es würden inzwischen deutlich weniger Tiere eingesetzt als früher. Aber: "So gut diese Ansätze sind, wir können noch nicht in allen Bereichen komplett auf Tierversuche verzichten", so Müller. "Das ist bedauerlich, aber es ist leider so."

Konkret geht es um die Besetzung der Tierschutzkommission. Deren konstituierende Sitzung war mehrmals verschoben worden und soll nach Willen von Behrendt mehrheitlich mit Tierschützern besetzt werden. Müller sagte am Donnerstag im Parlament, er gehe davon aus, dass man hier zu einem guten Ergebnis für den Tierschutz und die Wissenschaft gleichermaßen kommen werde.

Wissenschaftliche Erkenntnisse in der Corona-Pandemie

Der Senat wolle die geplante neue Expertenkommission, die vor dem Einsatz von Tierversuchen gehört werden muss und die Projekte bewerten soll, "gut organisieren". Ziel sei einerseits, dem Tierwohl gerecht zu werden, und andererseits, Spitzenforschung in Berlin weiter zu ermöglichen.

"Wir werden sehr schnell da auch ein vernünftiges Ergebnis haben", zeigte sich Müller überzeugt. Der Regierende Bürgermeister unterstrich, Spitzenforschung sei äußerst wichtig für Berlin. Unternehmen träfen Investitionsentscheidungen, die mit Arbeitsplätzen verbunden seien, weil sie hier eine Schnittstelle zur Wissenschaft und Forschung vorfänden. "Und das dürfen wir nicht riskieren, dass es da zu einem Abbruch kommt." Zudem würden gerade in der aktuellen Phase der Bekämpfung der Corona-Pandemie wissenschaftliche Erkenntnisse gebraucht.

Müller erinnerte an die vergleichsweise schnelle Entwicklung von Impfstoffen. "Und das ist eben leider im Moment nur möglich durch den Einsatz von Tierversuchen, die in diesen Bereichen unabdingbar sind."

Sendung: Inforadio, 19.11.2020, 15:00 Uhr

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