rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Quelle: Fabian Sommer/dpa

AfD bezichtigt Müller der Panikmache

Irritation um jungen Corona-Toten in der Charité

In der Berliner Charité soll in der vorigen Woche ein junger Mann an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sein. Doch in der Statistik taucht er nicht auf. Die AfD warf dem Regierendem Bürgermeister Müller deshalb vor, er habe den Todesfall nur erfunden.

Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat dem Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) Panikmache und die Verbreitung einer falschen Erzählung in Bezug auf die Corona-Pandemie vorgeworfen.

Am Donnerstag hatte Müller bei einer Plenarsitzung angemahnt, dass die Lage in der Corona-Pandemie ernst sei und eine Virus-Infektion auch für junge Menschen lebensgefährlich sein könne. Dabei nannte Müller das Beispiel eines jungen Mannes in der Charité, der an Covid-19 gestorben sei. Konkret sprach Müller von einem 30 Jahre alten Türken, einem "Kerl wie ein Baum", der ohne Vorerkrankungen auf die Intensivstation gekommen und verstorben sei.

Mehr zum Thema

Debatte im Abgeordnetenhaus

Müller: Schärfere Corona-Maßnahmen voraussichtlich ab 20. Dezember

AfD spricht von "Fakenews"

Der AfD-Abgeordnete Marc Vallendar suchte darauf in der amtlichen Statistik und wies Müller darauf hin, dass dieser Todesfall nicht in der Statistik des Senats auftauche: "Haben sie diesen Fall erfunden oder ist die Statistik des Senats falsch?", fragte Vallendar.

Darauf entgegnete Berlins Regierender Bürgermeister, dass er sich mit seiner Aussage auf Angaben der Ärzte in der Charité berufe. Auf diese Angaben verlasse er sich, so Müller.

Die AfD-Fraktion warf Müller daraufhin in den sozialen Medien die Verbreitung von "Fakenews" vor und teilte mehrere Bilder der amtlichen Statistik als vermeintliche Belege. "Zum Glück gibt es in der offiziellen Statistik NULL Tote in diesem Alter", so die Fraktion. Der Tweet wurde bis Freitagnachmittag bereits mehr als 250 Mal geteilt und mehr als 650 Mal mit "gefällt mir" markiert.

Müllers Verwechslung

Tatsächlich hat sich ein ähnlicher Fall, wie Müller ihn beschrieben hat, ereignet. Nach Informationen des rbb starb vorige Woche in der Charité allerdings nicht ein 30-jähriger Türke, sondern ein 33 Jahre alter Lkw-Fahrer aus Rumänien, der auf dem Weg durch Deutschland erkrankt war und mehrere Tage in der Charité behandelt wurde.

Insofern dürfte Müller zwei Fälle verwechselt haben: Denn ein 30 Jahre alter türkischer Staatsbürger liege derzeit auf der Intensivstation in der Charité und wird dort künstlich beatmet.

Dass der Fall des verstorbenen Lkw-Fahrers nicht in der offiziellen Berliner Statistik auftaucht, liegt daran, dass Corona-Fälle stets in die Statistik der offiziell gemeldeten Wohnorte einfließen. "Die Meldung hat an das Gesundheitsamt zu erfolgen, in dessen Bezirk sich die betroffene Person derzeitig aufhält oder zuletzt aufhielt", heißt es beim Robert-Koch-Institut [rki.de]. Das bestätigte eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) rbb|24 am Freitag auch noch einmal. Die zuständige Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit war am Freitagnachmittag für Anfragen nicht mehr zu erreichen.

Artikel im mobilen Angebot lesen