rbb24
  1. rbb|24
  2. Sport
Quelle: imago images/ Jan Huebner

Kalous Skandal-Video

Einmal zu oft der Clown

Salomon Kalou hat der Liga mit seinem Facebook-Video einen riesigen Bärendienst erwiesen. "Typisch Kalou!", könnte man sagen - wenn es nicht so ernst wäre. Die kindliche Naivität des Hertha-Profis hat die Pläne zur Fortsetzung der Saison gefährdet. Von Jakob Rüger

Salomon Kalou ist nicht alleine. Spieler wie ihn gibt es in jedem Fußballteam. Die Spaßvögel, die den Kollegen die Schuhe zusammenbinden, das Handtuch klauen oder Witze machen, wenn alle gerade angespannt sind. Salomon Kalou ist die Stimmungskanone, genau so hat er sich in Berlin immer präsentiert.

Er wirkt wie ein kleines Kind, das seinen Traum vom Fußballprofi leben darf. Diese Unbekümmertheit brachte ihn, neben seinem fußballerischen Talent, immer voran. "Ich habe das Glück, dass ich meinen Traum jeden Tag lebe", sagt Kalou über seine Karriere, die ihn nach Stationen in Rotterdam, London und Lille schließlich nach Berlin führte.

Kommentar

Kommentar zum pikanten Kalou-Video

Temporäre geistige Umnachtung

  

Zwischen Mentor und Kasper

Mehr als fünf Jahre ist es her, dass der Ivorer in der Hauptstadt aufschlug. Das ließ aufhorchen, ein Champions-League-Gewinner [2012 mit dem FC Chelsea] bei Hertha, so etwas hatte es noch nicht gegeben. "Er ist einer der größten Spieler, die je bei Hertha gespielt haben", hat Manager Michael Preetz einmal gesagt. Doch Kalou ließ das nie raushängen.

Keine Allüren, keine Hochnäsigkeit, stattdessen gab er sich offenherzig und nahbar, begegnete seinen Mitmenschen freundlich und respektvoll. Kalou kümmerte sich um junge Spieler, er wandelte stets zwischen Mentor und Kasper. Das machte ihn zum Publikumsliebling in Berlin. Den Kontakt mit den Fans liebte er, beim Autogramme schreiben strahlte er verschmitzt und wirkte stets so glücklich, als habe er gerade selbst eines ergattert. Das ganze Fußball-Business wirkte wie ein großer Spaß für Salomon Kalou.

Ein Video mit Vorsatz?

Bei seinem Skandal-Video aus der Kabine von Hertha BSC sieht man Kalou eine klammheimliche Freude an, wenn er verstohlen in die Kamera blickt. Das freche, diebische Lächeln über einen dummen Jungenstreich. Seine Mitspieler ahnen gerade nicht, dass das Kabinengespräch live in die Welt rausgeht.

Auslöser

Hertha suspendiert den Stürmer

Facebook-Video von Kalou zeigt Hygieneverstöße bei Hertha

  

"Sala, bitte lösch das!", bat Herthas Physiotherapeut David de Mel, als Kalou den Corona-Test von Teamkollege Jordan Torunarigha filmte. "Ich mache doch nur Spaß", entgegnete Kalou mit einem breiten schelmischen Grinsen. Ob Kalou wusste, welche Tragweite sein Video haben wird, das dokumentiert, dass die Hygienevorschriften doch nicht so ganz ernst genommen werden, wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) allen glauben machen will, ist kaum zu glauben.

Fußballprofis sind wie Kinder

Kalous Auftritt war naiv und genau so klingt auch seine Rechtfertigung [sport1.de]: "Es war mein erstes Live-Video dieser Art. Ich wollte das mal ausprobieren und den Fans zeigen, wie es bei uns so abläuft. Der Unterschied zu einem normalen Video, das du postest, ist eben, dass du keine Zeit hast, das hinterher in Ruhe anzusehen. Wenn du live bist, musst du einfach vorsichtiger sein."

Eine bemerkenswerte Erkenntnis für einen so erfahrenen Profi. Normalerweise könnte man mit den Worten abwinken: "Typisch Kalou!" - wenn es nicht so ernst wäre. Manchmal sind Fußballprofis eben wie kleine Kinder, auch wenn sie wie Salomon Kalou bald 35 werden.

Am Ende ist ihm - trotz aller sportlicher Wertschätzung - seine Lieblingsrolle zum Verhängnis geworden. Die des Clowns. Hertha BSC hat den Profi, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, suspendiert. Salomon Kalous Zeit in Berlin endet unrühmlich. Es war ein Spaß zu viel.

Sendung: rbb UM6, 05.05.2020, 18.00 Uhr

Beitrag von Jakob Rüger

Artikel im mobilen Angebot lesen