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Pflegekräfte auf einer Intensivstation. | Quelle: dpa/Felix Kästle

Offener Brief an Woidke

"Das Gesundheitssystem steht vor einer Zerreißprobe"

Mehr Schutzkleidung, mehr Personal, regelmäßige Tests für die Mitarbeiter: In einem offenen Brief an Ministerpräsident Woidke fordern Krankenhausmitarbeiter brandenburgweit eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise - und zwar sofort. 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Brandenburger Krankenhäuser haben in einem offenen Brief die Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise deutlich kritisiert. In dem Schreiben an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher(Grüne)forderten sie gleichzeitig unter anderem mehr Schutzkleidung und mehr Personal.

Bereits vor der Krise sei die Situation in den Krankenhäusern prekär gewesen, nun stehe das Gesundheitssystem vor einer Zerreißprobe, heißt es in dem Brief.

Gesundheitssystem vor "Zerreißprobe"

Die Unterzeichner, unter anderem Mitarbeiter der Krankenhäuser in Cottbus, Potsdam, Senftenberg, Eisenhüttenstadt oder Frankfurt (Oder), geben an, dass sich in den Kliniken Unsicherheit ausbreite. "Es werden bereits viele Maßnahmen eingeleitet, damit die Auswirkungen bei uns nicht so massiv werden wie in anderen Ländern. Unser Gesundheitssystem wird vor eine Zerreißprobe gestellt.  Wir aber auch", heißt es in dem Brief.

Viele Entscheidungen der vergangenen 20 Jahre seien auf Kosten der Beschäftigten und der Patienten getroffen worden. Viele Mitarbeiter hätten daher ihren Beruf gewechselt, es mangele an Anerkennung und Wertschätzung, so die Unterzeichner.

Die aktuelle Corona-Krise verschlimmere die Lage weiter. "Die Entwicklungen der nächsten Tage, Wochen und Monate können eine ungeahnte Dynamik aufweisen. Schauen wir auf China, Iran, Italien und Spanien, können wir nur erahnen, was demnächst auf uns im Gesundheitswesen zukommt", mahnen die Verfasser an.

Politik und Gesellschaft würden jetzt einen Zusammenhalt fordern und erwarten, dass die Beschäftigten über ihre Grenzen hinausgehen. Auch, wenn sie das tun wollen, stelllen die Verfasser in ihrem Brief Forderungen auf.

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Mehr Schutzkleidung, mehr Personal, Tests für die Mitarbeiter

Die Verfasser fordern von der Landesregierung beispielsweise mehr Schutzkleidung. Das Land Brandenburg müsse einen Weg finden, Masken, Schutzkittel, Schutzbrillen oder Handschuhe zu produzieren. Sofort, wie in dem Brief betont wird. In Bayern und Baden-Württemberg seien Produktionsstätten bereits umgerüstet worden.

Zudem fordern die Unterzeichner schnelle und unbürokratische Neueinstellungen in allen Bereichen der Krankenhäuser. Die Quarantäne-Richtlinien müssten außerdem auch für Klinik-Angestellte gelten. In anderen Ländern sei das Virus auch durch Mitarbeiter des Gesundheitswesens übertragen worden. Das dürfe nicht sein, heißt es.

Darüberhinaus müsse an der Gesunderhaltung der Mitarbeiter gearbeitet werden. So müsse es regelmäßige Tests geben, das Personal mit Obst und Säften versorgt werden und Möglichkeiten für kostenlose Rehabilitation und Physiotherapie gegeben sein. Beschäftigte, die selbst Risikogruppen angehören, sollen besonders geschützt werden.

Abschließend fordern die Verfasser ein Neudenken der Finanzierung des Gesundheitssystems. Die Marktlogik habe dort nichts zu suchen.

Unterstützung durch Gewerkschaft

Unterstützt werden die Verfasser von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Auch sie kritisiert scharf, dass die Krankenhäuser im Land durch die "Mechanismen des Marktes kaputtgespart" worden seien.  

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.04.2020, 14:30 Uhr;

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