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Quelle: rbb/Abendschau

Widersprüche und Handzettel

Maskengegner machen in der Lausitz mobil

In sozialen Netzwerken kursieren Widerspruchsschreiben, Handzettel werden in Briefkästen geworfen. Maskengegner in der Lausitz versuchen, mögliche Anhänger zu mobilisieren - und verbreiten dabei auch Fehlinformationen.

Sie werfen Handzettel in Briefkästen und verschicken Vorlagen für Widersprüche gegen die schulische Maskenpflicht. Maskengegner in der Lausitz versuchen zurzeit verstärkt Anhänger zu mobilisieren. Mit den Schreiben beklagen die Verfasser, dass das Tragen von Masken zu schweren gesundheitlichen Schäden führen würde. Sie rufen dazu auf, die Corona-Verordnung nicht zu beachten und verbreiten gezielt Fehlinformationen.

Kopfzeile des Widerspruchschreibens in Cottbus | Quelle: rbb

Widersprüche erreichen Cottbuser Stadtverwaltung

Seit Montag gilt in allen Cottbuser Schulen durchgängig eine Maskenpflicht auch im Unterricht und auf den Schulhöfen - zehn Widersprüche gegen die neuen Regeln haben die Stadtverwaltung nun bereits erreicht. Zudem würden bei einer Online-Petition aktuell Unterschriften gegen die Verordnung gesammelt.

Einer der Widersprüche stamme auch vom Kreis-Elternbeirat, sagt der Cottbuser Ordnungsdezernent Thomas Bergner. Gegenüber dem rbb betonten Vertreter und besorgte Eltern, nicht in die Nähe von Corona-Leugnern und generellen Maskengegnern gestellt werden zu wollen. Sie gaben allerdings an, Vorbehalte zu haben, wenn ihre Kinder an einem Schultag, auch in den Pausen und anschließend im Hort über acht bis neun Stunden am Stück Masken tragen müssen. Die Regelung der Stadt finden sie zu hart.

Die Zahl der Widersprüche könnte in den kommenden Tagen noch weiter steigen. In sozialen Netzwerken und über den Messenger-Dienst WhatsApp wird aktuell ein Entwurf eines Widerspruchschreibens geteilt, der rbb24 vorliegt. Darin heißt es unter anderem, dass es wissenschaftlich nicht erwiesen sei, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung gegen das Coronavirus helfe und dass nicht erwiesen sei, ob eine Maske gefährlich für Kinderlungen ist.

Des Weiteren wird der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) persönlich dafür verantwortlich gemacht, sollte das Kind des Verfassers durch die Maske Schaden erleiden.

Handzettel gegen die Maskenpflicht | Quelle: rbb

Handzettel mit Falschinformationen in Kolkwitz

In Kolkwitz (Landkreis Spree-Neiße) wurden wiederum Handzettel in Briefkästen geworfen, die ebenfalls die Wirksamkeit der Masken in Frage stellen. Auch sie liegen rbb24 vor. Auf den Zetteln ist der Bundesadler abgebildet, Verfasser sei der "Gesundheitsdienst zur Stärkung des Immunsystems". Eine solche Bundes- oder Landesbehörde existiert nicht. Der Zettel soll ein "Beipackzettel Mund-Nase-Bedeckung" sein, ein großes Emoji, das eine Maske trägt, ist auf der Vorderseite abgebildet.

Auf dem selbsternannten "Beipackzettel" werden zahlreiche körperliche und seelische Nebenwirkungen der Mund-Nase-Bedeckung aufgezählt. So seien Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Sauerstoffmangel auf die Masken zurückzuführen. Der Stress beim Tragen der Maske verursache Herzerkrankungen, heißt es weiter.

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Ärzte widersprechen Aussagen

Die große Mehrheit der Ärzte widerspricht den Aussagen auf den Widersprüchen beziehungsweise Handzetteln. Klaus-Dieter Zastrow von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sagt beispielsweise, dass eine Maske keine Gefahr darstellen würde und der Sauerstoffgehalt im Blut nicht sinke - sofern man sich keine Maske aus luftundurchlässiger Folie selbst bastle. Weltweit würden täglich tausende Ärzte stundenlang mit solchen Masken an OP-Tischen stehen, ohne gesundheitliche Probleme.

Es gebe aber berechtigte Ausnahmen für Kinder und Jugendliche, natürlich aber auch Erwachsene, die Vorerkrankungen an Herz oder Lunge haben. Für die könnte die stärker beanspruchte Atemmuskulatur durchaus Schwierigkeiten verursachen.

Zu den Befürwortern der Maskenpflicht in Schulen gehört auch der Virologe Frank Hufert von der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Für ihn stellt die Maske den besten alltagstauglichen Schutz dar. Noch vor der Ausweitung der Maskenpflicht in den Cottbuser Schulen hatte er genau das gefordert.

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Auch das Brandenburger Verfassungsgericht etwa bestätigte im Juni die Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln. Begründung: Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung dort beeinträchtige die Menschen in Brandenburg in der Regel nur kurzzeitig und nur in bestimmten Situationen. Da der Eingriff die Gefahren einer möglichen Infektion nicht deutlich überwiege, sei die Regel vorläufig hinzunehmen.

Zu Beginn der Pandemie wurde der positive Effekt von Masken von Experten für eher gering erachtet. Doch damals gab es noch wenige Studien und die meisten konzentrierten sich vor allem darauf, ob die Träger von Masken angesteckt würden – nicht ob sie andere anstecken. Inzwischen gibt es aber dazu Studien aus Deutschland [iza.de], den USA [healthaffairs.com] und auch China [bmj.com], die nahelegen, dass die Strategie funktioniert und sich rund 30 Prozent der Neuinfektionen damit womöglich vermeiden lassen. Der amerikanische Sender npr [npr.com] hat das visuell wie folgt aufbereitet für den Fall, dass jede Person eine weitere anstecken würde ohne Schutzmaßnahmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.2020, 16:40 Uhr

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