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Audio: Antenne Brandenburg | 09.04.2021 | Aline Lepsch | Quelle: Carl-Thiem-Klinikum

Cottbuser Intensivmediziner

"Am Ende leidet die Bevölkerung, am Ende sind es Schicksale"

Das Robert-Koch-Institut meldet am Freitag bundesweit mehr als 25.000 Corona-Neuinfektionen. Die Zahlen steigen täglich. Die Intensivstationen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum. Von Aline Lepsch

16 Patienten liegen zur Zeit auf der Corona-Intensivstation des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums. Damit sind zwei Drittel der Betten belegt, die Reserve beträgt acht Betten.

Diese Reserve kann schnell aufgebraucht sein, befürchtet der Chefarzt der Intensivtherapie, Jens Soukup. "Gerade das Klinikum Niederlausitz und das Krankenhaus Finsterwalde sind schon sehr gefüllt und sehr belastet von Covid-Patienten", sagt er. "In dieser Woche haben wir Patienten übernommen, die dort gar nicht mehr versorgt wurden, die in die Notaufnahme kamen und nach der Erstversorgung von dort direkt zu uns verlegt worden sind."

Überwachungs-Monitor | Quelle: Carl-Thiem-Klinikum

Zudem werde inzwischen ein überwiegender Teil invasiv beatmet, also mit Tubus und Beatmungsmaschine, erklärt der Intensivmediziner. Die Patienten seien deutlich jünger als während der zweiten Corona-Welle, stellt Soukup fest. Der Altersdurchschnitt auf seiner Station liege bei 62 Jahren.

Weil Jüngere meist weniger Vorerkrankungen haben, werden vielseitigere und längere Behandlungen ausprobiert. Sie liegen damit durchschnittlich länger auf der Intensivstation als ältere Patienten.

Pflegekräfte auf der ITS | Quelle: Carl-Thiem-Klinikum

Personal kommt immer mehr an Belastungsgrenze

Nach Einsachätzung des Chefarztes könne sich der Zustand aber auch die Anzahl der Patienten schnell verändern, dann sind acht freie Betten also nicht mehr viel. Und das Personal, vor allem die Pflegekräfte kämen zunehmend an Belastungsgrenzen, beschreibt Soukup die Situation auf der Intensivstation am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum.

Was ihm Sorge bereite, sei, dass mehrere Modelle schon jetzt prophezeiten, was passieren könnte. Im Modell des Divi-Intensivregisters sei abzusehen, dass die Auslastung der Intensivstationen im Mai wieder auf dem Höchststand der zweiten Welle, also bei 5.500 Intensivbetten, ankommen werde.

Enttäuscht zeigt sich Jens Soukup davon, dass man die Stimmen der Intensivmedizin, der Virologen und aller Mediziner, die Sach- und Fachkenntnis haben, nicht höre und sich darüber hinwegsetze. "Am Ende leidet die Bevölkerung darunter, am Ende sind es Schicksale, am Ende geht es auch auf Kosten des Personals", fasst der Cottbuser Arzt die Situation zusammen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.04.2021, 16.40 Uhr

Beitrag von Aline Lepsch

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