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Quelle: dpa/Patrick Pleul

Corona-Pandemie in Polen

Erleichterungen für Grenzpendler, aber härterer Lockdown ab Samstag

Die Test-Pflicht an der deutsch-polnischen Grenze löst seit Montag Verwirrung aus. Lockerungen sollen die Situation für Pendler und Schüler erleichtern. Doch mit der weltweit fünfthöchsten Inzidenz geht Polen ab dem Wochenende in einen härteren Lockdown.

Die Stadt Frankfurt (Oder) hat per Allgemeinverfügung Erleichterungen für Grenzpendler erlassen. Das teilte die Verwaltung am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit der polnischen Nachbarstadt Slubice mit. Deutschland hatte am vergangenen Wochenende Polen aufgrund der hohen Corona-Inzidenz zum Hochrisikogebiet erklärt.

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Laut der neuen Frankfurter Regelung müssten Familien nach dem Besuch ihrer Angehörigen anschließend nicht in Quarantäne. Auch könnten Pendler die zwei vorgeschriebenen Testungen pro Woche zeitlich flexibel gestalten. Darüber hinaus müssten die negativen Testergebnisse nicht bereits bei Grenzübertritt vorliegen, sondern könnten nachgeholt werden. Sie bräuchten zudem einen aktuellen Beschäftigungsnachweis ihres Arbeitgebers und müssen sich dann am Arbeitsort oder auf dem Weg dorthin testen lassen.

Auf die Ausnehmeregeln für polnische Berufspendler, die in Brandenburg arbeiten, hatte das Brandenburger Innenministerium bereits am Montag hingewiesen.

Schulen dürfen polnische Schüler testen

Ähnliches gelte auch für polnische Schüler, die in Frankfurt zur Schule gehen. Zuvor hieß es aus einigen Einrichtungen, dass sie die Schüler nicht testen dürften, beziehungsweise dass Selbsttests von Schülern nicht ausreichten. Stattdessen müsse eine der Teststellen an der Grenze das Ergebnis absegnen.

Dem widersprach das Brandenburger Bildungsministerium am Mittwochabend auf Anfrage des rbb. Eine Sprecherin ließ verlauten: "Die Testungen können an Schulen vorgenommen werden. Eine Bescheinigung der Schule über das Ergebnis kann erfolgen und ist nach Information des Brandenburger Innenministeriums ausreichend."

Der Test müsse aber in der Schule erfolgen, so die Sprecherin weiter. Schulen, die noch nicht ausreichend Tests zur Verfügung hätten, würden von anderen Schulen unterstützt. Weitere Lieferungen seien unterwegs.

Die Stadt Frankfurt teilte mit, sie setze sich nun dafür ein, in Ausnahmefällen Selbsttests mit offiziellen Bestätigungen beispielsweise für Schüler anerkennen zu lassen.

Gratis-Tests für Brandenburg-Pendler

Nach der Einstufung Polens waren zum Wochenbeginn an der deutsch-polnischen Grenze drei mobile Teststationen in Betrieb genommen worden. Sie befinden sich an der Stadtbrücke Frankfurt (Oder), am Zollparkplatz der Autobahn A12 und in einem Industriegebiet in Guben (Spree-Neiße). Dort kam es zeitweise zu langen Warteschlangen. Am Donnerstag zeigte sich die Lage deutlich entspannter.

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Ebensfalls am Donnerstag hieß es dann, dass auch Pendler aus Polen zukünftig zwei Tests die Woche umsonst bekommen sollen. Das bestätigte Joanna Józefiak von Brandmed in Slubice. Sie organisiert die Schnelltest-Zentren entlang der Grenze. Voraussetzung sei auch hier eine aktuelle Bescheinigung des Arbeitsgebers. Wer auf Durchreise etwa nach Berlin ist, muss die Kosten selber tragen.

Polnisches Gesundheitssystem vor dem Kollaps

Auf Polen kommen demnächst härtere Zeiten zu. Angesichts einer drastisch steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen verschärft das Nabchbarland den Lockdown weiter. Ab Samstag würden Möbelgeschäfte und Baumärkte mit großer Verkaufsfläche für einen Zeitraum von zwei Wochen geschlossen, sagte Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Donnerstag. Das gleiche gelte für Friseursalons und Kosmetikstudios. Auch Kindergärten und Krippen müssen schließen, Ausnahmen gelten nur für die Betreuung von Kindern des medizinischen Personals und der Ordnungskräfte. Auch bei Gottesdiensten gelten neue Einschränkungen: Erlaubt ist künftig ein Besucher auf 20 Quadratmeter.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen erreichte den zweiten Tag in Folge einen Rekordwert. Innerhalb von 24 Stunden kamen 34.151 neue Fälle hinzu, die meisten davon (5.430) in Schlesien, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Im gleichen Zeitraum starben 520 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus.

Der bisherige Rekord bei den gemeldeten Neuinfektionen war mit 29.978 erst am Mittwoch erreicht worden.

Das polnische Gesundheitssystem sei an der Grenze des Kollapses, sagte am Donnerstag Premierminister Mateusz Morawiecki. Es sei die schlimmste Entwicklung seit 13 Monaten.

Sendung: 24.03.2021, 16:40 Uhr

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