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Audio: Inforadio | 27.03.2020 | Sebastian Schöbel | Quelle: IBB

Zigtausende Berliner in der Warteschlange

Ansturm auf IBB-Soforthilfen legt Webseite lahm

Die Soforthilfe des Berliner Senats ist die Hoffnung von Kleinunternehmern und Solo-Selbstständigen, die wegen der Corona-Krise vor einer Insolvenz Angst haben. Doch zum Start brach der Server zusammen - und Nutzer klagen über Datenpannen.

Wegen eines Massenandrangs auf das neue Corona-Förderprogramm ist am Freitag der Online-Dienst für die Antragsstellung zusammengebrochen. Um Punkt 12 Uhr wurde das Formular der Investitionsbank Berlin-Brandenburg (IBB) für die Förderanträge freigeschaltet - und der Server brach umgehend zusammen.

Es habe 20.000 Anfragen gleichzeitig gegeben, sagte ein Sprecher der Bank auf rbb-Nachfrage. Inzwischen wurde eine digitale Warteschlange eingerichtet. Die Wartezeit beträgt nach Angaben von Antragsstellern mehr als 24 Stunden. Am frühen Nachmittag waren mehr als 60.000 Nutzer in der Warteschlange, am Abend waren es fast 100.000 Menschen.

"200 Anträge sind in der ersten halben Stunde erfolgreich eingegangen", teilte die landeseigene Förderbank zwischenzeitlich mit. "Wir werden die Kapazitäten noch weiter erhöhen, damit noch mehr Personen gleichzeitig ihren Antrag auf den Corona-Zuschuss stellen können." Die Senatsverwaltung für Finanzen kündigte indes an, das Hilfspaket für die Berliner Wirtschaft bei Bedarf noch einmal aufzustocken, von 600 Millionen auf bis zu einer Milliarde Euro

"Die erste Welle werden wir abarbeiten, auch wenn es zu deutlich höheren Haushaltsbelastungen führt, als wir ursprünglich gedacht haben", versicherte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) am Samstag in Berlin. "Weil wir den Unternehmen helfen wollen und wissen, dass es hier mitunter um Tage geht."

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Senat stellt 100 Millionen Euro bereit

Das Förderprogramm soll Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern in der Corona-Krise helfen. Es stehen pro Antrag bis zu 5.000 Euro Soforthilfe bereit. Solo-Selbstständige können alle sechs Monate einen weiteren Antrag stellen, Kleinunternehmer alle drei Monate.

Der Senat stellt zunächst 100 Millionen Euro zur Verfügung, hofft aber, dass zusätzliches Geld durch den Bund bereitgestellt wird. Rund 80 Prozent der Berliner Unternehmen gehören zur Gruppe der Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten. Die IBB hatte außerdem zinslose Überbrückungskredite angeboten. Weil der Kreditrahmen von 100 Millionen Euro rasch ausgeschöpft war, kündigte die IBB an, das Angebot für Darlehen zunächst auszusetzen.

Die Kriterien sollten so aussehen, dass möglichst viele profitieren, sagte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) vergangene Woche. Ohne die Zuwendungen müssten viele Kleinunternehmen wegen des aktuellen Auftragsmangels in die Insolvenz gehen, fürchtet Pop.

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Nutzer melden Datenpannen bei der Antragsstellung

Einige Antragsteller meldeten unterdessen technische Fehler und Datenpannen bei den Online-Anträgen. Ein Nutzer berichtete auf Facebook, er habe anstelle seines eigenen Antrags detaillierte Daten "wildfremder Menschen in Berlin" herunterladen können. Wo sein eigener Antrag geblieben sei, könne er nicht nachvollziehen. Ein anderer Nutzer berichtete rbb|24 von einem ähnlichen Vorfall: "Wenn man nach dem Ausfüllen seinen Antrag runterladen wollte, bekam man den Antrag eines anderen Antragstellers inkl. Adresse, Ausweisnummer, Steuer-ID, Geschäftsform, Bedarf und Bankverbindung." Er befürchte, dass das Formular mit seinen Daten widerum jetzt ein völlig Fremder erhalten habe. 

Eine Nutzerin schrieb rbb|24 am Freitag in einer E-Mail, Anträge konnten für eine "geraume Zeit" nicht vollständig abgeschlossen werden. "Es kommt immer die Nachricht 'Ihr Formular wird gespeichert' und teilweise haben Antragssteller Bestätigungen für Anträge erhalten, die nicht ihre waren." 

Eine Twitter-Nutzerin schreibt, am Freitag sei außerdem die Warteschlage für den Zugriff auf das Antragssystem unterbrochen worden. "Andere Bundesländer haben schnell ein PDF-Formular zur Verfügung gestellt, nur Berlin nicht."

Bundesmittel für laufende Kosten

Dazu können Solo-Selbstständige und Kleinunternehmen weitere Hilfen des Bundes von 9.000 Euro in Anspruch nehmen. Für Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten gibt es aus Bundesmitteln bis zu 15.000 Euro.

Die Bundesmittel können nur für laufende Betriebskosten wie Mieten, Kredite für Betriebsräume, Leasingraten und Ähnliches beantragt werden, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau erklärte. Anträge, die schon vor Fristbeginn eingereicht wurden, werden nicht berücksichtigt.

Sendung: Radioeins, 27.03.2020, 13:40 Uhr

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