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Quelle: dpa/Michael Kappeler

Hotels und Gastronomie

So viele Beschäftigte sind von den Corona-Einschränkungen betroffen

Restaurants dürfen nur noch öffnen, wenn sie der Versorgung der Bevölkerung dienen. Hotels dürfen aus touristischen Gründen keine neuen Gäste mehr aufnehmen. Das trifft in der Region eine Branche, in der sehr viele Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. Von Götz Gringmuth-Dallmer

Etwa 20.000 Lokale gibt es in Berlin, knapp 800 Beherbergungsbetriebe und mehr als 100.000 Beschäftigte, die von ihrer Arbeit im Hotel und Gastättenberufen leben. In Brandenburg arbeiten mehr als 35.000 Menschen in dieser Branche Vollzeit oder Teilzeit oder gehen einer sogenannten geringfügigen Beschäftigung nach. Einige dürfen zum aktuellen Stand weiterarbeiten, andere nicht.

Gaststätten, die eigene Speisen zubereiten, dürfen in Berlin nur noch von 6 bis 18 Uhr geöffnet haben. Alle anderen müssen geschlossen bleiben. "Darüber hinaus gibt es Einzelfälle, das muss abgewogen werden", so Senatsprecher Julian Mieth auf Anfrage von rbb|24. Wer diese Entscheidung nach welchen Kriterien trifft, scheint im Moment jedoch offenbar völlig unklar.  

Verordnung lässt Fragen offen

Besonders für die kleinen Gastronomen ist die Situation schwierig, da sie oftmals zum Beispiel überhaupt keine Erfahrung damit hätten, wie man Kurzarbeitergeld beantragt. "Gastronomen sind mit der Situation völlig überfordert", beschreibt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsfüher vom Hotel- und Gaststättenverband Berlin (DEHOGA) die Lage in seiner Branche. Er kritisiert, dass die Verordnung zu viele Fragen offen lassen würde. So sei zum Beispiel nicht geklärt, ob Biergärten geöffnet haben dürfen und wenn dann wie lange. Er zeigt aber auch Verständnis: "Alle sind überfordert und haben keine Erfahrung mit einer solchen Situation – auch Politiker".

Auch die Hotels sind betroffen. Sie dürfen laut Verordnung keine touristischen Übernachtungen mehr anbieten. Wie die Sentskanzlei der DEHOGA mitgeteilt hat, trifft das nicht auf Gäste zu, die bereits in den Hotels sind. Diese dürfen bis zu ihrer Abreise bleiben. Ebenso dürfen Gäste bleiben, die zwar eigentlich schon ausgecheckt sind, aber nicht abreisen können.  

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Die Arbeitsagentur verzeichnete im Juni 2019 in Berlin etwa 66.856 Menschen, die in einem Voll- oder Teilzeitjob in Tourismus, Hotel- und Gaststättenberufen arbeiten. Dazu kommen nochmal knapp 40.000 sogenannte geringfügig Beschäftigte. Alle, die selbständig in dieser Branche arbeiten und ebenfalls betroffen sind, werden von dieser Statistik nicht erfasst.

Neben dem Umsatz, der durch die ausbleibenden Berlinerinnen und Berliner nun in der Gastronomie wegfällt, bleibt auch das Geld weg, das normalerweise durch Touristen eingenommen wird.

Die DEHOGA geht davon aus, dass von dem Einkommen, das durch den Tourismus in Berlin erzielt wird, rund 250.000 Menschen leben. Dabei werden auch die Haushaltsmitglieder einberechnet, die selbst nicht erwerbstätig sind.

Wie hart die Stadt die aktuelle Situation wirtschaftlich trifft, zeigen vielleicht diese Zahlen: 2018 gab ein Berlin-Besucher laut DEHOGA im Schnitt 67 Euro pro Tag für Freizeit und Kultur, Verpflegung, Transport, Einkäufe und ggf. Übernachtung aus. Dabei reichte die Spanne der Ausgaben von 34 Euro für Tagesreisende bis zu 207 Euro für Touristen in Hotels und Pensionen und sogar 240 Euro für Messegäste.

Brandenburg: 74 Prozent beklagen Umsatzeinbußen

In Brandenburg haben laut Statistik der Arbeitsagentur im Juni 2019 in Brandenburg knapp 21.833 Menschen in der Branche gearbeitet. Dazu kamen gut 14.000 geringfügig Beschäftigte.

Die Auswirkungen der Hotel- und Gastronomieschließungen spürt die Branche schon jetzt. In einer Blitzumfrage vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronaviruses im Gastgewerbe, die rbb24 vorliegt, haben 190 Unternehmen aus Brandenburg teilgenommen. 74 Prozent von ihnen beklagen bereits Umsatzeinbußen von durchschnittlich 26 Prozent. Wieviele Hotels und Gaststätten jetzt schließen müssen, dazu lagen der IHK Ost-Brandenburg noch keine Zahlen vor. "Gewiss ist, dass es täglich mehr werden", so Sprecherin Norma Groß.

Die IHK Cottbus zählt aktuell (Stand Mittwochnachmittag) rund 200 konkrete Hilfe-Ersuche aus der Wirtschaft von Kleingewerbetreibenden und mittelständischen Betrieben. Den meisten Beratungsbedarf gibt es in dem Bereich demnach zu Kurzarbeitergeld und den Liquidationshilfen sowie zur Auslegung der Verordnung. Die ausbleibenden Umsätze und weiterlaufenden Gewerbemieten brennen den Unternehmen am meisten unter den Nägeln, teilte die Sprecherin Janine Mahler auf Anfrage mit.

Wieviele Menschen aufgrund der aktuellen Situation bisher Kurzarbeitergeld beantragt haben, kann die Arbeitsagentur noch nicht sagen. Die Pressestelle teilte rbbI24 auf Anfrage mit, dass die Anfragen nach Beratung und Kurzarbeitergeld sehr hoch sind. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versuchen, die Anträge so schnell wie möglich zu bearbeiten", so ein Sprecher der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg.

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Beitrag von Götz Gringmuth-Dallmer

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