rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Quelle: imago images/Emmanuele Contini

Sanierungsplan für Warenhauskette

Karstadt-Kaufhof könnte fast jede zweite Filiale schließen

Mit neuen Konzepten wollte die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof wieder auf die Beine kommen - doch dann kam der Lockdown. Medien zufolge liegt jetzt ein Sanierungsplan vor, doch der besagt für viele Angestellte nichts Gutes.

Bei der in einem Schutzschirmverfahren steckenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof droht Insidern zufolge die Schließung viele Warenhäuser und ein weiterer Abbau von Stellen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters, die "Wirtschaftswoche" und der "Spiegel". Sie beziehen sich dabei auf Insider, die mit einem entsprechenden Sanierungsplan vertraut sein sollen.

Allein in Berlin und Brandenburg betreibt der im Dezember 2018 neu entstandene Konzern rund zwei Dutzend Filialen der Marken Galeria Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport. Aktuell beschäftigt Galeria Karstadt Kaufhof noch rund 28.000 Mitarbeiter. Nach Informationen der "Wirtschaftwoche" rechnen Insider mit dem Abbau von insgesamt rund 5.000 Vollzeitstellen
bei dem Unternehmen.

Noch keine finalen Beschlüsse

Bei dem Warenhauskonzern seien nach aktuellem Diskussionsstand des gerichtlich bestellten Sachwalters Frank Kebekus und des Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz bis zu 80 der knapp über 170 Kaufhäuser vom Aus bedroht, hätten Insider angegeben. In den verbliebenen Häusern könnten dann bis zu zehn Prozent der Stellen abgebaut werden.

Zudem werde mit den Warenhaus-Vermietern über Mietminderungen gesprochen. Die Ergebnisse dieser Verhandlungen könnten noch Auswirkungen auf den Umfang der Schließungspläne haben. Es gebe noch keine finalen Beschlüsse. Der Konzern wollte sich nicht äußern.

Mehr zum Thema

Corona-Krise

Auch Karstadt Kaufhof stoppt Mietzahlungen

   

Mehr als 500 Millionen Euro Verlust durch Corona-Pandemie

Die Geschäftsleitung hatte vor Kurzem die Mitarbeiter bereits auf die Schließung von Warenhäusern und einen Abbau von Stellen eingestimmt. In einem Brief der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter hatte es geheißen, Kebekus und Geiwitz gingen davon aus, "dass die vor uns liegende Sanierung weit entschlossener ausfallen muss, als wir alle uns das wünschen würden". Neben vielen anderen teilweise einschneidenden Maßnahmen könne es auch zu Standortschließungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen, hieß es weiter. Beide arbeiteten an einem Sanierungskonzept für den angeschlagenen Warenhauskonzern, bis Ende Juni solle der Plan fertig sein.

"Galeria Karstadt Kaufhof hat während der Zeit der Komplettschließung mehr als eine halbe Milliarde Euro verloren", hieß es in dem Schreiben weiter. Die Umsätze der letzten acht Wochen, darunter das wichtige Ostergeschäft, fehlten, der Rückstand sei nicht aufzuholen. "Insgesamt dürfte sich der Umsatzverlust auf bis zu einer Milliarde Euro erhöhen", räumte die Geschäftsleitung ein.

Mehr zum Thema

Umsatzausfälle durch Coronavirus

Galeria Karstadt Kaufhof beantragt Schutzschirmverfahren

   

Gewerkschaft Verdi: "Das ist brutal!"

"Filialschließungen und Personalabbau sind keine Strategie", kritisierten der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi. "Das ist brutal! Es hat den Anschein, dass die Unternehmensleitung und der Eigentümer die Coronakrise missbrauchen, um ihre ursprünglichen Planungen von Standortschließungen und Entlassungen doch noch umzusetzen", kommentierte Stefanie Nutzenberger, das für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Sie warnte zudem, eine solch dramatische Schließungswelle werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben. Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht. "Denn die Warenhäuser in den Städten sind Ankerstandorte. Sie sind der Schlüssel für Frequenz und für die Ansiedlung von weiteren Einzelhandelsbetrieben", sagte Nutzenberger. Sie kündigte harten Widerstand gegen die Schließungspläne an und verlangte dabei Unterstützung von der Politik: "Hier sind alle gefordert, von den Bürgermeistern bis hin zur Bundespolitik."

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang April ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet oft in ein reguläres Insolvenzverfahren. Der Konzern gehört der Signa-Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko. Er hatte vor eineinhalb Jahren Galeria Kaufhof übernommen und mit dem früheren Wettbewerber Karstadt verschmolzen.

Sendung: Abendschau, 15.05.2020, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen