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Audio: Radioeins | 13.05.2020 | Interview mit Marion Tibursky | Quelle: imago-images/Martin Müller

Interview | Reisebüro-Chefin aus Berlin

"Bis zu 70 Prozent der Reisebüros von Pleite bedroht"

Reisen werden in der Corona-Pandemie storniert. Die Branche fordert staatliche Hilfen. Ein Aktionsbündnis protestiert am Donnerstag deutschlandweit. Wie es um die Reisebüros steht, erzählt eine der Initiatoren und Reisebüro-Inhaberin, Marion Tibursky, im Interview.

rbb: Frau Tibursky, Sie fordern eine finanzielle Soforthilfe von der Bundesregierung. Wie gefährdet ist die Reisebranche, wenn das Geld in den nächsten Tagen nicht kommt?

Marion Tibursky: Dann sieht es sehr traurig für uns aus. Deutschlandweit gibt es etwa 11.000 Reisebüros und ungefähr 80.000 Mitarbeiter. Darunter sind viele Solo-Selbstständige, sowie kleine und große Reisebüros. Seit Monaten haben wir keine Umsätze und Einnahmen generieren können. Im Gegenteil, wir mussten auch Provisionen zurückzahlen, auch für stornierte Reisen. Provisionen sind aber unser Lebenselixier.

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Unsere Kapitaldecke wird immer dünner. Und man kann davon ausgehen, dass dann, wenn innerhalb der nächsten zwei Monaten nichts passiert, ungefähr 50 bis 70 Prozent aller Reisebüros eventuell pleite sind.

Wie ist die Situation in Ihrem Reisebüro?

Ich habe jetzt noch eine Kapitaldecke, nachdem ich alles runter fahren konnte, was ich nur runterfahren konnte, für vielleicht zweieinhalb Monate. Und danach sieht es sehr düster für mich aus. Ich versuche einen Kredit von der KfW zu bekommen. Aber bedauerlicherweise, da wir keine Einnahmen generieren, sieht es auch in der Richtung sehr schlecht aus. Es ist auch bedauerlich, dass wir auch noch einen Kredit aufnehmen müssen, nur damit wir bestehen bleiben dürfen.

Zur Person

Marion Tibursky ist Chefin des Reisebüros "Tele Tour Reisen" in Berlin-Prenzlauer Berg und Initiatorin des Aktionsbündnis "Wir zeigen Gesicht! Rettet die Reisebüros – rettet die Touristik"

Ab welchem Datum hoffen Sie denn, dass wir wieder reisen können?

Ja, das ist eine ganz schwierige Frage. Wir kriegen auch nur die Presseberichte mit. Ab Mitte Juni sollen demnach die ersten Zielgebiete innerhalb der EU wieder aufmachen, wie zum Beispiel Mallorca oder Österreich. Griechenland würde gerne zum 1. Juli wieder öffnen, das hängt aber natürlich von unseren Politikern ab.

Wie könnten Hygienekonzepte Ihrer Meinung nach aussehen?

Es müssen Hygienespender mit Desinfektionsmittel bereitstehen. Zwischen Tischen und Liegen müssten Abstände eingehalten werden.

An den Stränden werden zum Teil sogar Plexiglaswände aufgebaut, sodass man ungestört sein kann. Es wird auch der Badebetrieb geregelt, dass nur eine bestimmte Anzahl an Personen gleichzeitig im Wasser sein dürfen. Es wird schon ganz viel gemacht. Denn auch bei den Hoteliers geht es letztendlich um deren Existenzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Marion Tibursky führten Tom Böttcher und Marco Seiffert für Radioeins.

Bei dem Text handelt es sich um eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: Radioeins, 13.05.2020, 07:40 Uhr

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