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Quelle: dpa/P. Pleul

Urlaub im Inland

Was Corona mit den Preisen für Unterkünfte macht

Wenn die Deutschen ihren Sommerurlaub nicht im Ausland verbringen können, werden Unterkünfte im Inland bestimmt teurer. Das glauben derzeit viele. Doch ist das wirklich so? Von Götz Gringmuth-Dallmer (rbb|24) und Claus Hesseling (NDR)

Wer jetzt für die Sommerferien ein Ferienhaus auf Hiddensee buchen will, zahlt 400 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, so ein Gerücht, dass der Redaktion vor ein paar Tagen zu Ohren kam. Ist das wirklich so?

Der Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat in der vergangenen Woche rund 800 Unternehmen aus der Branche befragt. Demnach erwarten die Befragten für die Sommermonate Juli und August einen Preisanstieg um rund elf Prozent. Doch Daten von großen Ferienwohnungsportalen zeigen ein etwas anderes Bild.

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Im Schnitt moderate Preiserhöhungen

Eine Datenauswertung des Ferienwohnungsportals bestfewo.de [externer Link] zeigt, dass Ferienunterkünfte in der Region Fischland-Darss-Zingst bei einer Abreise im August im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 6,8 Prozent teurer geworden sind, Ferienwohnungen und Häuser auf Rügen um 1,8 Prozent und auf Usedom sogar nur um 0,3 Prozent. Die Preise auf Hiddensee sind sogar ganz leicht um 0,2 Prozent gesunken.

Insgesamt, so stellt der Anbieter bestfewo.de fest, gab es bei 49 Prozent der Buchungen in diesem Jahr eine Preiserhöhung um durchschnittlich zwölf Prozent von 2019 zu 2020, 41 Prozent der Buchungen wurden zum identischen Preis durchgeführt, bei zehn Prozent der Buchungen gab es einen reduzierten Preis von durchschnittlich -5 Prozent. "Für Buchungen in identischen Projekte stellen wir in Summe eine Preiserhöhung von 2019 zu 2020 von 5,38 % fest", so bestfewo.de Geschäftsführer Carsten Gersdorf. 

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Preise grundsätzlich stabil

Diese Daten zeigen allerdings nur eine Tendenz. Das Portal HomeToGo [externer Link] hat ausgewertet, welche Preise den Nutzern angezeigt wurden, die eine Unterkunft für die Sommerferien gesucht haben. Egal wie groß, egal wie lange.

Für Rügen gab es hier bisher für 2020 über 40.000 Angebote, die kosteten im Schnitt 1,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Für die Insel Usedom verzeichnete der Anbieter 30.000 Angebote, der Durchschnittspreis ist hier um etwa 13 Prozent gesunken. An der Mecklenburgischen Ostseeküste sind die Preise laut HomeTogo sogar um 21,43 Prozent gesunken. Von 168,68 Euro pro Nacht in Sommerferien 2019 auf 148,28 Euro in den kommenden Sommerferien.

Jonas Upmann von HomeToGo weist darauf hin, dass die Daten nur eine Momentaufnahme darstellen. Er wertet die Lage so: "Einige Regionen steigen im Durchschnitt im Preis, einige sinken im Durchschnitt im Preis. Man kann daraus ableiten, dass die Preise grundsätzlich stabil geblieben sind, sich aber das Angebot aufgrund der erhöhten Nachfrage verschoben hat."

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Moderate Preissteigerungen sind normal

Und Brandenburg? Zur beliebten Urlaubsregion Spreewald gibt es zu wenige Daten, um dort eine Aussage zu treffen. Im Fläming (+ 9,1 %), Potsdam-Mittelmark (+7,9%) in der Niederlausitz (+7,5%) oder auch in der Uckermark (+5,3 %) verzeichnet die Datenbank von bestfewo Preissteigerungen.

Für Birgit Kunkel von der Tourismus-Marketing Brandenburg GmBH sind moderate Preissteigerungen, die zum Beispiel aufgrund von Modernisierungsmaßnahmen, Angebotserweiterungen oder wegen gestiegener Energiekosten zustande kommen, ganz normal.

"Aufgrund der aktuellen Situation kann von einer weiter steigenden Nachfrage ausgegangen werden. Und da ist der Markt natürlich dynamisch und es kann sein, dass einzelne Anbieter darauf auch mit einer Erhöhung ihrer Preise reagieren", so Kunkel gegenüber rbb|24.

An Stammgäste wird direkt vermietet

Hinzu kommt, dass Vermieter, die insbesondere in der Hauptsaison ihre Wohnungen oder Häuser an Stammgäste direkt vermietet bekommen, sich nicht in den Datenbanken wiederfinden. Das gilt insbesondere, sagen die Vermittlungsprofis für Regionen wie die Nordseeinsel Spiekeroog oder die Ostseeinsel Hiddensee.

Eine weitere Erklärung für eine dünne Datenlage könnte sein: Anbietern von Ferienwohnungen steht es frei, ob sie Ihre Unterkünfte auf Portalen anbieten und für die Vermittlung dort eine Provision zahlen. Wer seine Ferienwohnungen direkt über die eigene Homepage zufriedenstellend vermietet bekommt, spart sich vermutlich die Provision bei diesen Portalen.

Fazit: Die Datenlage kann bestenfalls als Hinweis gewertet werden, dass Ferienunterkünfte in einigen Regionen etwas teurer geworden geworden sind. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich auf Grundlage der vorhandenen Daten jedoch nicht treffen.

Beitrag von Götz Gringmuth-Dallmer (rbb|24), Claus Hesseling (NDR)

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