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Audio: Inforadio | 10.08.2020 | Anke Michel | Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Hotels melden steigende Buchungszahlen

Berliner Tourismus kämpft sich mühsam aus Corona-Loch

Um fast 60 Prozent ist die Zahl der Berlin-Urlauber im ersten Halbjahr eingebrochen. Die Corona-Krise hat den Tourismusmotor der Hauptstadt abgewürgt. Doch es gibt Hoffnung: Seit Juni kommen wieder mehr Menschen nach Berlin, auch aus dem Ausland.

Die Berliner Tourismusbranche steckt noch in der Corona-Krise, registriert aber einen spürbaren Aufschwung. Seit Juni kämen wieder deutlich mehr Gäste in die Hauptstadt, sagte Burkhard Kieker, Chef der Berliner Tourismusgesellschaft Visit Berlin, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Nach zwei erfolgreichen Monaten Anfang des Jahres habe es mit dem Lockdown im März einen Absturz bis fast auf null gegeben. Seit Juni gebe es aber eine deutliche Erholung, so Kieker: "Wir sind derzeit bei 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Dieses Niveau bei den Gästezahlen erwarte er auch für die zweite Jahreshälfte.

Im Juni 2020 kamen rund 270.000 Gäste nach Berlin, 78 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahrs. Damals übernachteten noch über 1,2 Millionen Touristen in der Hauptstadt. Im Vergleich zu den Monaten März bis Mai ist es aber eine spürbare Verbesserung.

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Wie stark der Berliner Tourismus unter der Corona-Krise leidet, belegen Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, die am Montag veröffentlicht wurden. Demnach bereisten von Januar bis Juni 2,7 Millionen Gäste die Hauptstadt. Das waren 59 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der Übernachtungen sank im ersten Halbjahr entsprechend auf 6,5 Millionen. Die durchschnittliche Bettenauslastung lag im ersten Halbjahr bei nur rund 30 Prozent - im Vorjahreszeitraum waren es noch etwas mehr als 60 Prozent.

Besonders stark brach die Zahl der Gäste aus dem Ausland ein: Auch nach den Lockerungen gab es im Juni rund 93 Prozent weniger ausländische Gäste als im gleichen Monat des Vorjahrs.

Vor allem Gäste aus Übersee kommen - auch auf Grund der Einreisebeschränkungen - nicht mehr nach Berlin. So sank die Zahl der Gäste aus den USA, Australien sowie Asien um über 90 Prozent im Vergleich zum Juni 2019.

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Im Vergleich zu manchen anderen Städten stehe Berlin damit noch gut da, sagte Kieker. "Das liegt daran, dass wir auch bei deutschen Touristen sehr beliebt sind." Es gebe aber auch schon wieder Gäste vor allem aus Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich, die nach Berlin kämen, sagte Kieker. Auch aus Großbritannien sei das zu beobachten.

"Aber viele europäische Gäste fehlen noch." Touristen aus Italien und Spanien etwa reisten noch kaum wieder in die deutsche Hauptstadt. "Der Sommer war ungefähr wie erwartet", sagte Kieker. "Wir blicken skeptisch in den Herbst", schränkte er zugleich ein.

Bettenangebot um 16 Prozent niedriger

Nicht nur bei den Nächtigungszahlen, sondern auch bei den Betrieben hinterlässt das Coronavirus eine Delle. Im Vergleich zum Juni 2020 ging das Bettenangebot für Touristen um über 17 Prozent auf rund 127.000 zurück. Deutlich weniger Hotels, Gaststätten, Jugendherbergen und Pensionen sind diesen Juni geöffnet.

Noch ist unklar, ob diese Betriebe bloß temporär geschlossen sind oder ob diese Zahl das erste Anzeichen einer Pleitewelle im Berliner Tourismus sein könnte.

Visit Berlin hatte Werbekampagne gestartet

In Berlin dürfen seit dem 25. Mai in Hotels und Pensionen wieder Touristen übernachten. Zuvor kamen wegen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise wochenlang nur Geschäftsreisende.

Im Juni hatte der Berliner Senat gemeinsam mit Visit Berlin mehrere Angebote und Werbekampagnen gestartet, um die schwer angeschlagene Tourismusbranche der Haupstadt wieder auf die Beine zu bringen. Viele der neuen Angebote richten sich auch an die Berliner selbst. Mit einer WelcomeBack-Karte sollen sie Ermäßigungen für bekannte Attraktionen der Hauptstadt erhalten.

Zudem wollten Hotels im Sommer mit speziellen Rabatt-Aktionen vor allem Hauptstadt-Bewohner ansprechen. Visit Berlin warb außerdem auf 1.000 Plakatwänden vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen um Besucher. Der Senat stellte für Visit Berln im Nachtragshaushalt 3,3 Millionen Euro bereit. Hinzu kamen die Soforthilfemaßnahmen für die Branche.

Sendung: Fritz, 10.08.2020, 7:30 Uhr

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