Zahnmedizin im Profisport - "Ich kann definitiv mehr Leistung bringen"

Fr 12.04.24 | 08:49 Uhr | Von Shea Westhoff
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Antonia Stautz
Bild: IMAGO/Justus Stegemann

Haben gesunde Zähne einen Einfluss auf Leistungsfähigkeit? Die "Sportzahnmedizin" gilt in Deutschland noch als exotisch. Allerdings schwören bereits einige Topathleten aus der Region auf eine Behandlung, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Von Shea Westhoff

Ein glänzendes Blendax-Lächeln kann weder schnell laufen, noch hoch springen oder genau zielen. Auch wenn sie noch so hell strahlt: Die Kauleiste kann eigentlich gar nichts, was einem Leistungssportler im Wettbewerb dienlich sein könnte. Trotzdem setzen in Potsdam zahlreiche Sportler auf die Expertise der Sportzahnärztin Ivette Szabadi - aus nachvollziehbaren Gründen.

"Wenn man im Mund Probleme hat, die man vielleicht auch gar nicht unbedingt bemerkt, kann das große Einflüsse auf den gesamten Körper haben", sagt die Potsdamerin am Rande eines Medientermins zu rbb|24 . "Deswegen ist es sehr, sehr wichtig, dass man als Sportler auch an den Zahnarzt denkt."

Beißschiene linderte Nackenschmerzen

Die Zähne der Profi-Volleyballspielerin Antonia Stautz scheinen das zu belegen. Die 30-Jährige ist Außenangreiferin beim SC Potsdam, der mit der Zahnarztpraxis von Szabadi kooperiert. Bei einem Routine-Check habe die Ärztin bemerkt, dass Stautz' Zähne Spuren von nächtlichem Knirschen aufwiesen. Diese bekam daraufhin eine Beißschiene verpasst, zum Tragen in der Nacht. Der Clou: In der Folge verflüchtigten sich auch die Verspannungen im Nacken, unter denen die Volleyballerin lange gelitten habe. "Natürlich fallen mir seitdem die Trainings leichter", sagt Stautz. "Ich kann definitiv mehr Leistung bringen."

In Deutschland befinde sich die Disziplin der Sportzahnmedizin noch im "Dornröschenschlaf", wie die Medizinerin Szabadi sagt. Anderswo sei man weiter, etwa in den USA, wo bei "jedem Football-Spiel ein Sportzahnarzt am Spielfeldrand" stehe, der "im Zweifelsfall auch das Trauma-Management übernimmt", also bei akuten Zahnverletzungen sofort helfen kann.

Hierzulande versucht der Interessenverband "Deutsche Gesellschaft für Sport-Zahnmedizin" für mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu werben. Es gehe darum, "ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Zusammenhänge von oraler Gesundheit und deren Einfluss auf das sportliche Leistungsniveau" zu schaffen, ist auf der Internetseite zu lesen. Es klingt nur beim ersten Lesen wie ein Versprechen eines zusätzlichen Leistungs-Boosts durch gesunde Zähne. Vielmehr scheint der Fokus auf Prävention zu liegen, die bei Profisportlern umso wichtiger ist, weil der Körper maximal funktionsfähig sein muss – und sich im Wettbewerb das kleinste Wehwehchen als Nachteil entpuppen kann.

"Eine Variante, noch ein bisschen herauszuholen"

"Zahnfleischentzündung ist ein großes Thema, Karies ist ein großes Thema", sagt Szabadi, außerdem Weisheitszähne und Muskelverspannungen. "Was vielleicht den normalen Patienten nicht unbedingt tangiert, kann bei Leistungssportlern, die ja wirklich on point funktionieren müssen, schon den Unterschied machen."

Diskuswerferin Kristin Pudenz lege ebenfalls Wert auf einen umfängliche Zahn-Check im sportmedizinischen Kontext: "Wenn es in der Weltspitze nur noch um die letzten Zentimeter, um die letzten Sekunden oder um was auch immer geht, muss man als Sportlerin schauen: Welche Methoden habe ich, um noch das letzte Quäntchen herauszukitzeln?", sagt die Olympia-Silbermedaillengewinnerin. Sportzahnmedizin sei "eine gute Variante, einfach noch ein bisschen was rauszuholen."

Mangelnde Zahngesundheit betrifft viele Profis

Messbar ist der Einfluss der Zähne natürlich nicht. Auf Nachfrage verweist Szabadi auf eine Studie, die bei den Olympischen Spielen von London im Jahr 2012 durchgeführt worden sei. Demnach hätten ein Großteil der befragten Olympioniken über Zahn- oder Zahnfleischprobleme geklagt. Das beweist allerdings wohl eher, dass die olympischen Athleten damals tendenziell nachlässig in ihrer Zahnpflege waren.

Aber es zeigt auch, dass Zahngesundheit ein Thema ist, auch unter Hochleistungssportlern – und dass es den betroffenen Athleten schwerer gefallen sein könnte, den Fokus voll auf den Wettkampf zu richten, was den entscheidenden Unterschied ausgemacht haben könnte.

Ein strahlendes Lächeln kann wohl die messbare Performance nicht verbessern - aber wenn es fehlt, könnte das die Leistung schwächen. Oder in den Worten von Antonia Stautz: "Es ist superwichtig für uns Athleten, dass wir jeden Tag unsere volle Leistung bringen können. Und wenn es da nur so ein ganz kleines bisschen hakt, kann das enorme Auswirkungen haben."

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2024, 18:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

1 Kommentar

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  1. 1.

    Das lässt sich wohl gut Monetisieren, oder?

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