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Quelle: dpa/Paul Zinken

Corona-Krise

Saisonarbeiter dürfen nicht mehr einreisen

Kurz vor Beginn der Spargelernte in Brandenburg bangen viele Bauern um Ernteausfälle, weil Saisonarbeiter aus Osteuropa ausbleiben. Nun steht fest: Einen "Passierschein" für die Arbeiter wird es nicht geben. Stattdessen gilt ab Mittwoch ein Einreiseverbot.

Um die Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland zu bremsen, hat das Bundesinnenministerium ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet. Erntehelfern und anderen Saison-Arbeitskräften werde von diesem Mittwoch um 17 Uhr an im Rahmen der bestehenden Grenzkontrollen die Einreise verweigert, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Diese Regelung gelte für die Einreise aus Drittstaaten, aus Großbritannien, für EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die nicht alle Schengen-Regeln vollumfänglich anwenden, sowie für Staaten, "zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt worden sind". Diese Beschränkungen seien "zwingend erforderlich, um Infektionsketten zu unterbrechen", fügte der Sprecher hinzu.

Polen, das immerhin etwa ein Drittel der Erntehelfer in Deutschland stellt, ist von dieser Regelung nicht betroffen. Deutschland führt an seiner Grenze zu Polen keine Kontrollen durch. Nur wer nach Polen einreisen will, wird von den polnischen Grenzbeamten kontrolliert und muss sich dort anschließend in eine vierzehntägige Quarantäne begeben. Ausnahmen für polnische Pendler sollen am Freitag enden. Ob Deutschland in nächster Zeit doch noch Binnengrenzkontrollen für einreisende Polen einführt, ließ Bundesinnenminster Horst Seehofer (CSU) aber offen. Ausschlaggebend dafür sei die weitere Entwicklung des Coronavirus in Polen, hieß es. 

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Brandenburger Spargelbauern besonders betroffen

Für viele Landwirte hat diese Anordnung weitreichenden Folgen: Schon jetzt fehlen ihnen Arbeitskräfte für Ernte und Aussaat. In Brandenburg besonders betroffen sind die Spargelbauern, die jedes Jahr zur Erntezeit tausende Saisonarbeiter beschäftigen. Noch vor wenigen Tagen forderten sie "Passierscheine" für Erntehelfer aus Osteuropa.

Um das Problem abzufedern haben Verbände und das Bundeslandwirtschaftsministerium Internet-Plattformen aufgesetzt, mit Hilfe derer Betriebe und Freiwillige, die auf den Feldern arbeiten könnten, in Kontakt treten können. Nach dem Willen von Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) sollen auch Schüler und Studenten auf den Feldern aushelfen.

Bauernverband: Einreisestopp "so kurz wie möglich"

Der Deutsche Bauernverband forderte, der Einreisestopp müsse so kurz wie möglich gehalten werden. "Das Einreiseverbot für unsere Saisonarbeitskräfte trifft unsere Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart", erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Insbesondere unsere Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe, die auch Teil der kritischen Infrastruktur sind, brauchen dringend Arbeitskräfte." Außerdem müsse es kurzfristig unbürokratische und praktikable Lösungen geben, um Menschen aus Deutschland beschäftigen zu können.

In ganz Deutschland sind nach Angaben des Bauernverbandes jährlich rund 300.000 Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt. Sie kommen überwiegend aus Osteuropa.

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