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Quelle: dpa/kneffel)

Schülervertreter sehen Schwierigkeiten nicht berücksichtigt

Abiturstreit: Schüler wollen Hilfe von Müller

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben den Berliner Schulalltag durcheinander gebracht. Die Abiturprüfungen allerdings sollen stattfinden. Die Landesschülervertreter aber sind dagegen - nun hoffen sie auf Unterstützung.

Im Streit um nach Ostern anstehenden Abiturprüfungen hat der Landesschülerausschuss den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), am Samstag um Unterstützung gebeten. "Trotz der gesellschaftlichen Zustände verlangt Bildungssenatorin [Sandra] Scheeres von uns, in unseren wichtigsten Abschlussprüfungen Höchstleistung zu zeigen" heißt es in einem Schreiben. Trotz der wegen der Corona-Krise seit dem 13.März geschlossenen Schulen sollen die Prüfungen stattfinden.

Wegen der aktuellen Umstände hätten einige Schülerinnen und Schüler Ängste beschrieben und litten unter einer massiven psychischen Belastung. Dies mache die Prüfungsvorbereitungen unmöglich, argumentiert der Landesschülerausschuss. Die Vertreter schreiben, sie hofften auf eine Aufhebung der allgemeinen Prüfungspflicht.

Unterstützung bekommen sie dabei von den Gewerkschaften. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bildungsgewerkschaft GEW sprachen sich am Samstag für den Verzicht auf schulische Prüfungen aus. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidenten sowie die Kultusministerkonferenz sollten auf Prüfungen von Abitur, Mittlerem Bildungsabschluss und erstem Bildungsabschluss derzeit verzichten, hieß es. "Corona darf die bestehende Ungleichheit bei den Bildungschancen von Schülern nicht noch verschärfen", betonte der DGB-Chef Reiner Hoffmann.

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Scheres verweist auf die Kultusministerkonferenz

Die SPD-Bildungssenatorin Scheeres hatte vor wenigen Tagen auf die Entscheidung der Kultusministerkonferenz verwiesen, dass Abiturprüfungen unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen stattfinden sollen. Der Schülerausschuss hatte Scheeres' Prüfungsplan auch zunächst zugestimmt, aufgrund vieler Sorgen bei den Schülern aber seine Meinung geändert. Neben den Ängsten vor einer möglichen Ansteckung litten Schüler unter Zeitmangel und Konzentrationsschwierigkeiten, da sie sich um ihre Geschwister oder Angehörige kümmern müssten oder sich bereits infiziert hätten, heißt es in dem Appell.

Daher gebe es nach Ostern keine mit den Jahren zuvor vergleichbaren Prüfungsbedingungen. Der Schülerausschuss schreibt, dass seine Vertreter "die Hoffnung in die Bildungssenatorin dieser Stadt verloren haben", weshalb sie sich nun an den Regierenden Bürgermeister wenden würden. Der Landesschülerausschuss will die Prüfungen nicht komplett absagen lassen.

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Landesschülerausschuss forderte zu Protest auf

In Reaktion auf die Ablehnung der Senatorin, die Prüfungen ausfallen zu lassen, hatte der Landesschülerausschuss vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, Scheeres "mit Mails zu bombardieren". Daraufhin meldete sich die GEW in Berlin zu Wort. Die Bildungssenatorin sei für den Protest die falsche Adressatin. Besser solle man die Kultusministerkonferenz mit den Einwänden konfrontieren, denn wenn Berlin sich nicht an eine bundeseinheitliche Regelung halte und die Abiprüfungen einfach streiche, werde das Berliner Abitur in anderen Bundesländern möglicherweise nicht anerkannt.

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, sind seit dem 17. März alle Schulen in Berlin geschlossen. Seitdem müssen die Schüler zu Hause lernen. Die ersten Abiturklausuren sollen nach bisherigem Stand am Montag, den 20. April, stattfinden - unter strengen Auflagen: Abiturienten und Lehrer müssen unter anderem sicherstellen, dass die Abstandsregeln von mindestens 1,5 bis zwei Metern in jedem Moment eingehalten werden. Es dürfen nicht mehr als zehn Schüler gleichzeitig in einem Raum sein.

Die Prüfungen mitschreiben darf nur, wer versichert, weder unter Quarantäne zu stehen noch einen Fall von Covid-19 im Kontaktbereich zu haben. Alle anderen müssen auf Nachschreibetermine ausweichen, für die allerdings in diesem Jahr weniger Spielraum besteht als sonst, da durch die Corona-Krise bereits einige Abiturprüfungen verschoben wurden, die eigentlich vor den Osterferien hätten stattfinden sollen.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 11.04.2020, 18 Uhr

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