Corona-Pandemie - Berlin schließt ab Montag schrittweise Schulen und Kitas

Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infizierten stellen Schulen und Kitas in Berlin ab Montag stufenweise ihren Betrieb ein. Als erstes trifft es die Oberstufenzentren, ab Dienstag schließen dann alle Schulen und Kitas - zunächst bis zum Ende der Osterferien.
Schulen und Kitas stellen in Berlin ab kommender Woche stufenweise den Betrieb ein. Mit dieser Maßnahme soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden, teilten der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitagnachmittag nach einer Sondersitzung des Senats mit.
Die Schließung soll am Montag mit den Oberstufenzentren und Berufschulen beginnen. Ab Dienstag sollen dann alle Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen schließen.
Allerdings soll es an jeder Schule für Kinder von Eltern aus Berufsgruppen wie etwa Polizei oder Feuerwehr ein Notfallangebot geben. Das Notbetreuungangebot soll von den Schulen selbst organisiert werden. So könnten die Schulleiter entscheiden, ob Mitarbeiter zu Hause arbeiten oder präsent sein müssen. Müller und Scheeres bekräftigten, dass relevante Prüfungen wie Abitur und Mittlerer Schulabschluss (MSA) wie geplant durchgeführt werden können.
Die Maßnahmen sollen vorerst bis zum Ende der Osterferien am 19. April gelten.
Kita-Notversorgung vor allem in der Nähe von Krankenhäusern
Für die Aufrechterhaltung von systemrelevanten Infrastrukturen des Gesundheitswesens will die Senatsverwaltung ein beschränktes Notversorgungssystem zur Kindertagesbetreuung aufrechterhalten. Eine Betreuung soll laut Müller vor allem für Kinder von Eltern sichergestellt werden, die wichtig seien für das Funktionieren der Stadt. Laut Scheeres gehören dazu Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei und medinisches Personal.
So soll besonders in der Nähe von Kliniken ein Betreuungsangebot aufrecht erhalten werden. Zudem sollen an zentralen Orten in den Kiezen jeweils Notfallbetreuungen organisiert werden. Laut Scheeres verhandelt der Senat mit den Trägern darüber, eine Notversorgung von 15 Prozent aufrecht zu erhalten. Die Senatorin betonte aber auch: "Sinn ist ja, dass die Kinder zu Hause bleiben."
Die Berliner Feuerwehr plant bereits einen eigenen Notdienst für die Kinderbetreuung. Bislang ist noch offen, wie dieser umgesetzt wird. "Wir können nicht alle Kinder zusammenholen und betreuen, dann können wir gleich die Schulen offen lassen", sagte Sprecher Thomas Kirstein dem rbb. Die einzelnen Wachen könnten die Betreuung auch selbständig in die Hand nehmen. Laut Kirstein hat sich bislang noch kein Feuerwehrmann mit dem Coronavirus infiziert.
GEW sieht große Probleme für Abiturienten
Bereits vor der Sondersitzung des Senats war bekannt geworden, dass die Berliner Schulen ab der kommenden Woche schließen werden. Daraufhin waren Befürchtungen in der Lehrergewerkschaft GEW laut geworden, für die bevorstehenden Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) und Abitur könnten die Schulschließungen ein Problem werden. "Dafür muss es aber eine Lösung geben", forderte der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann am Freitag. Notfalls müssten die MSA-Prüfungen auf die Zeit kurz vor den Sommerferien verschoben werden. Arbeitgeber seien dann gefordert, mit Bewerbungsfristen großzügig umzugehen. "Es kann nicht sein, dass Jugendliche das ausbaden müssen."
"Auch die Abitur-Prüfungen sind ein Problem", sagte Erdmann. "Der Unterricht wäre noch bis zu den Osterferien gegangen. Wenn er jetzt ausfällt, fallen auch Unterrichtsinhalte weg." Dabei könne es auch um Themen gehen, die bei den Prüfungen eine Rolle spielen, so der GEW-Vorsitzende. "Man muss aber sicherstellen, dass die Schüler in der Lage sind, an den Prüfungen teilzunehmen." Eine Möglichkeit sei auch in diesem Fall, die Prüfungen zu verschieben und die ausgefallenen Unterrichtswochen "hinten dran zu hängen".
Den Unterricht online zu organisieren, hält Erdmann für wenig realistisch. "Das wird nicht übers Wochenende möglich sein, die Schüler mit der notwendigen Technik auszustatten", sagte er. Wenn Kurse oder Klassen bereits zum Beispiel mit der Plattform Lernraum Berlin arbeiten, sei vorstellbar, Unterrichtsmaterial online zur Verfügung zu stellen. Das gehe aber nicht mit Schülern, die das noch nie gemacht haben.
"Jeder von uns wird diese Einschränkungen spüren"
Auch die Berliner Hochschulen treffen vorbeugende Maßnahmen. Alle Präsenzveranstaltungen werden bis auf weiteres eingestellt, wie die Senatskanzlei am Freitag mitteilte. Durch Online-Formate "und andere kreative Möglichkeiten" sollen die Hochschulen den Lehrbetrieb aufrecht erhalten.
Seit Freitag sind auch viele Bibliotheken in der Stadt geschlossen. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) teilte mit, dass sämtliche angeschlossenen Einrichtungen bis zum 19. April für den Publikumsverkehr geschlossen bleiben. Ausgeliehene Medien können bis zum Ende dieser Schließzeit behalten werden, Mahngebühren werden nicht fällig, Rückgabeautomaten bleiben jedoch offen.
Der Regierende Bürgermeister erwartet, dass die Coronakrise noch Wochen oder sogar Monate andauern wird. Im Moment richte der Senat alle Aktivitäten darauf aus, die Ansteckungen gering zu halten und die Begegnungen in der Stadt auf ein Minimum zu reduzieren, sagte Müller: "Jeder von uns wird diese Einschränkungen spüren." Er gehe aber davon aus, dass diese nur für einen befristeten Zeitraum notwendig seien.
Fallzahlen für Berlin und Brandenburg
Stand Freitagnachmittag 15 Uhr gibt es 174 bestätigte Coronafälle in Berlin. Wie in den vergangenen Tagen auch schon, werden die Kontaktpersonen ermittelt, kontaktiert und unter Quarantäne gestellt. Inzwischen werden acht Personen im Krankenhaus isoliert behandelt, der Rest ist in häuslicher Isolation.
In Brandenburg wurden demnach bislang 44 Menschen positiv getestet. In ganz Deutschland waren laut Robert-Koch-Institut 3.062 Fälle bestätigt.