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Audio: Inforadio | 21.04.2020 | Franziska Giffey im Interview | Quelle: dpa/Roessler

Bundesfamilieministerin im rbb-Interview

Giffey fordert schrittweise Öffnung von Spielplätzen

Seit fünf Wochen sind für die meisten Familien Kitas tabu, auch Spielplätze sind No-Go-Areas. Bei Eltern und Kindern liegen die Nerven blank. Bundesfamilienministerin Giffey will das ändern und arbeitet an Lockerungen, über die letztlich die Länder entscheiden müssen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will sich in der Corona-Krise für weitere Lockerungen in Kitas und auch auf Spielplätzen einsetzen. Das kündigte sie am Dienstag im Inforadio des rbb an.

Die Kitas bis zum 1. August geschlossen zu halten, könne nicht die erste Antwort sein, betonte sie. Noch im laufenden Kita-Jahr müssten Lösungen für Kinder gefunden werden, die noch nicht zurück in die Betreuung dürfen. Sie begrüße, dass die meisten Bundesländer schon Lockerungen bei der Notbetreuung getätigt hätten. So sei beispielsweise gut, dass auch Berlin und Brandenburg von der Zwei-Eltern-Regelung bei systemrelevanten Berufen hin zu einer Ein-Elternteil-Regelung gekommen seien. Wichtig seien aber auch Lösungen für die Kinder von Alleinerziehenden, für Vorschulkinder und für Kinder aus sozial besonders belasteten Familien. "Wir haben in Deutschland 3,5 Millionen Kita-Kinder, hier ist eine Teilentlastung wichtig", sagte Giffey. Man könnte sie in kleineren Gruppen oder zeitlich begrenzt betreuen, schlug sie vor.

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Giffey: Spielplätze für bestimmte Anzahl von Kindern öffnen!

Auch auf Spielplätzen solle es Lockerungen geben, forderte Giffey weiter. Das Kindeswohl müsse grundsätzlich in der Corona-Krise eine größere Rolle spielen: "Kinder leiden darunter, sich nicht frei bewegen zu dürfen, nicht ihre Freunde sowie Opa und Oma sehen und auf Spielplätze gehen zu dürfen. Eine Spielplatzdebatte sollte geführt werden", so Giffey. Konkret forderte sie im Inforadio des rbb eine schrittweise Öffnung von Spielplätzen. Möglich sei, dass nur eine gewisse Anzahl von Kindern auf Spielplätze gehen dürfe. Eltern oder auch eigens damit beauftragte Personen könnten das Spielplatzgeschehen dann beaufsichtigen.

Sowohl diesen Lösungsansatz als auch Giffeys Vorschläge für eine weitere Lockerung der Kita-Notbetreuung würden noch in dieser Woche von einem von ihr eingesetzten Expertengremium beraten, kündigte die SPD-Politikerin an. Die Ergebnisse dieser Beratungen würden dann miteinfließen in die Gespräche von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 30. April mit den Ministerpräsidenten der Länder.

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Deutsche Liga fordert mehr Entlastungen

Zuspruch erhält Giffey von der "Deutschen Liga für das Kind". "Vor allem betroffen sind Kinder in Familien, in denen die Beziehungen ohnehin angespannt sind, in denen die Nerven der Eltern blank liegen, in denen die Eltern aufgrund wirtschaftlicher Sorgen nicht ansprechbar sind", erklärte Liga-Präsidentin Sabine Walper. Bei von Armut betroffenen Familien komme hinzu, dass zusätzlich die kostenfreie oder kostengünstige Essensversorgung in Kitas und Kindertagespflegestellen wegfalle.

Als erster Schritt solle die Notbetreuung auf Kinder aus Familien "mit erhöhtem Bedarf" ausgeweitet werden. Die Liga erklärte: "Neben Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Bereichen tätig sind, betrifft dies vor allem Kinder erwerbstätiger Alleinerziehender und vollzeiterwerbstätiger Paare, Kinder aus belasteten Familien sowie Kinder mit erhöhtem sozialpädagogischen Förderbedarf oder mit erhöhtem Sprachförderbedarf vor der Einschulung."

Sendung: Inforadio, 21.04.2020, 7:05 Uhr

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