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Video: rbb|24 | 24.04.2020 | Material: rbb|24, ARD-Aktuell, Livestream Youtube | Quelle: dpa/Reuhl

Globaler Klimastreik

Fridays for Future demonstriert vor Bundestag

Etwa Zehntausend Schilder hat die Fridays-For-Future-Bewegung im Vorfeld ihres globalen Klimastreiks gesammelt und 72 Stunden eingelagert, um Infektionen auszuschließen. Am Freitag verteilten wenige Aktivisten diese Schilder vor dem Bundestag.

Um trotz der Corona-Krise für den Klimaschutz zu demonstrieren, verteilen die Aktivisten der Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) am Freitag Schilder vor dem Berliner Bundestag, statt sich in großen Gruppen zu versammeln. FFF schätzt, dass für die Kunstaktion etwa Zehntausend Schilder allein für Berlin zusammengekommen sind. 

"Zwischen Zehntausend Schildern ist genug Platz, um Abstand zu halten"

Unter dem Motto "Fight every Crisis" ("Bekämpft jede Krise") will die Bewegung weiterhin darauf aufmerksam machen, dass die Klimakrise auch während und nach der Corona-Pandemie nicht in Vergessenheit geraten darf. Denn im Gegensatz zur Corona-Krise betreffe die Klimakrise nicht nur die Menschen, die aktuell auf der Erde leben. "Umweltprobleme haben auch Auswirkungen auf die nächsten Generationen", sagte die Aktivistin. 

Bei der Demonstration in Berlin würden alle aktuellen Corona-Regelungen beachtet, sagte FFF-Aktivistin Carla Reemtsma am Freitag dem rbb. "Wir haben eine Versammlung angemeldet von 20 Leuten, die die Schilder auf der Reichstagswiese verteilen", sagte die FFF-Aktivistin radioeins. Dabei würden die Teilnehmer den Abstand wahren. "Zehntausend Schilder sind ja auch genug, um viel Platz einzunehmen", so Reemtsma. Außerdem sind Mundschutze verteilt worden, teilte die Bewegung mit.

 

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Schilder lagerten 72 Stunden ein

An der groß angelegten Aktion sollen sich auch FFF-Ortsgruppen aus Brandenburg beteiligen. "Viele haben in den vergangenen Tagen Plakate mit dem Lastenrad oder per Post nach Berlin gebracht", sagte Wiegmann. Zudem soll es in einigen brandenburgischen Kommunen ebenfalls vereinzelt Aktionen geben. "Jede Ortsgruppe entscheidet das autonom. Aber die meisten planen Banner-Aktionen", sagte die Pressekoordinatorin.

Auch in vielen anderen deutschen Großstädten sind an diesem Freitag Kunstaktionen geplant, bei denen ebenfalls gesammelte Schilder verteilt werden sollen. Alle gesammelten Plakate seien vor der Aktion für mindestens 72 Stunden in Boxen versiegelt worden, um Infektionen auszuschließen, teilte die Bewegung mit.

Mehr Möglichkeiten im Netz

Zusätzlich zu den Schilder-Aktionen in mehreren deutschen Städten wollen die Aktivisten ihren Protest größtenteils ins Netz verlegen, da aufgrund der Corona-Pandemie derzeit ein Kontaktverbot gilt und Menschenansammlungen verboten sind: Streikende können sich demnach über den Hashtag #Netzstreikfürsklima in Form von Livestreams, Videobeiträgen oder Bildern in den sozialen Medien am Protest beteiligen.

"Es wird einen Demonstrations-Livestream geben, der das klassische Bühnenprogramm mit Musik und Rednern ersetzt, es wird Reden geben mit AktivistInnen und WissenschaftlerInnen mit prominenten Rednern, AktivistInnen", sagte FFF-Sprecherin Carla Reemtsma. Dieses digitale Format biete zudem auch neue Möglichkeiten, "die wir bei normalen Demonstrationen auf der Straße nicht machen können - zum Beispiel eine Liveschalte in den Amazonas-Regenwald".

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FFF zeigt Verständnis für Einschränkungen

Um Fridays for Future war es in den vergangenen Wochen ruhiger geworden. Aufgrund der Verordnungen zur Eindämmung des Coronavirus, hatte die Klimabewegung zuletzt verstärkt auf Online-Inhalte gesetzt, um auf die Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Doch mit dem Klimastreik am Freitag soll der Protest wieder lautstärker werden: "Man spürt wieder den Spirit der Bewegung", sagte FFF-Pressekoordinatorin Karla Wiegmann.

Und auch Carla Reemtsma betont: "Natürlich wird die Klimakrise während der Corona-Krise in den Hintergrund gerückt. Die Frage ist, ob wir in Berlin die Antworten auf Corona geben, auch für die Klimakrise Antworten bekommen, die ökologisch und sozial gerecht sind." Denn die Klimakrise mache auch in Corona-Zeiten keine Pause. 

Für die Corona-Auflagen und die damit verbundene Einschränkung der Versammlungsfreiheit zeigen die Aktivisten Verständnis. Für die Organisation des nun etwas anderen Klimastreiks hätten die Organisatoren deswegen in den vergangenen drei bis vier Wochen eng mit Ordnungsamt und Polizei zusammengearbeitet, sagte Karla Wiegmann. "Sie haben uns beraten, wie wir den Klimastreik trotzdem stattfinden lassen können", so die Pressekoordinatorin.

FFF fordert ökologisch gerechte Konjunkturpakete

Zudem habe durch die derzeitige Situation auch ein Umdenken stattgefunden: Neben virtuellen Protestformen habe die Bewegung auch an ihren Botschaften gearbeitet, so Reemtsma: "Wir setzen uns gerade ganz viel mit den Konjunkturpaketen auseinander, die Antworten geben sollen während und vor allem nach der Pandemie, und die eine Wirtschaftskrise abfangen soll. Aber diese Pakete müssen ökologisch und sozial gerecht sein." Es dürften danach nicht einfach Konzerne gerettet werden, ohne dass sie sich an bestimmte Verpflichtungen halten, fordert Reemtsma.

Beim bislang letzten globalen Klimastreik Ende November beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 630.000 Menschen deutschlandweit an den Klimaprotesten. Allein in Berlin sprach die Polizei von knapp 100.000 Teilnehmern.

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