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Audio: Inforadio | 16.04.2020 | Ricardo Westphal | Quelle: dpa/Jens Kalaene

Straßensperrungen in dicht bebauten Ortsteilen

Spielstraßen statt Spielplätze in Friedrichshain-Kreuzberg

Das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg überprüft die temporäre Sperrung von 30 Straßen, um mehr öffentlichen Platz für Kinder und Familien zu schaffen. Im Visier sind dichtbebaute Ortsteile wie der Samariterkiez und SO36.  

Sämtliche Spiel- und Bolzplätze sind in Berlin aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus schon seit fast vier Wochen gesperrt. Doch das Verbot wiegt vor allem bei Familien in dicht bebauten Gegenden der Hauptstadt besonders schwer. Kein Platz auf dem Gehweg, um Passanten auszuweichen und den Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern einzuhalten, keine Parks oder Grünflächen, in denen sich Kinder austoben können.

Aus diesem Grund prüft das Straßen- und Grünflächenamt des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg die temporäre Beruhigung oder Sperrung von 30 Straßen für den motorisierten Individualverkehr, die im Umfeld von Spielplätzen liegen. Dadurch sollen Spielstraßen entstehen, auf denen sich Familien und Kinder sicher aufhalten können und genug freien Platz haben. "Man kann das Sperrung oder Öffnung nennen", sagt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, Felix Weisbrich. "Je nachdem, ob man zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs ist."

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30 Straßen in unmittelbarer Nähe von Spielplätzen im Visier

Für die Schaffung einer Spielstraße wird eine entsprechende Straße für einen festgelegten Zeitraum für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Weisbrich zufolge sollen dafür Straßen in der Nähe von Spielplätzen ausgesucht werden. "Von den 180 Spielplätzen des Bezirks überprüfen wir 30, die nicht in der Nähe von Grünflächen oder Parks liegen und somit den Anwohnern keine anderen Erholungsorte bieten".

Die genauen Straßen will Weisbrich noch nicht mitteilen. Man überprüfe allerdings den Samariterkiez und SO36. Beide Ortsteile seien extrem hoch verdichtete Gebiete und hätten eine Grünraumversorgung von deutlich unter 6 Quadratmeter pro Einwohner. "Die stehen bei uns im Fokus, da wir überlegen, wie wir den Bewohnern Bewegungsmöglichkeiten bieten können", so Weisbrich.

Unterstützung der Anwohner notwendig

Doch so einfach sei die Entscheidung nicht. "Wir brauchen die Unterstützung der Bevölkerung, um die verkehrsberuhigten Straßen aufzustellen", sagt Weisbrich. Die Erfahrungen in der Böckhstraße zwischen der Admiralsbrücke und dem Kottbusser Damm hätten gezeigt, dass man eine Initiative brauche, die sich vor Ort um die Sperrung kümmere und Autos durchlasse, wenn jemand hineinfahren müsse. "Das soll freundlich sein, kein strenges Ordnungsregime."

Man müsse aber auch dafür sorgen, dass keine Sogwirkung entstehe. "Deswegen muss man Menschen vor Ort haben, die eingreifen und Leute auch schon mal auseinandersetzen."

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Ausweitung auf "kleine Spielplätze"

Einen ersten positiven Ansatz der Straßensperrungen konnte man am Boxhagener Platz sehen. Da wurden die anliegenden Straßen gesperrt und die Stände des Wochenmarktes auf die Straßen gestellt, was Marktgeschehen entzerrt hätte. "Die Stände auf den Straßen konnten zehn Meter Abstand zu einander halten und die Leute konnten sich bewegen und Abstand zu einander halten", sagt Weisbrich.

"Das schwebt uns auch für kleine Spielplätze vor", sagt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts weiter. Mit den Straßensperrungen soll auch nach der Wiedereröffnung der Spielplätze für ausreichend Platz gesorgt werden, um Abstände einzuhalten und die Infektionsketten zu unterbrechen.

Im Mai werde es auch eine Entscheidung über die teilweise Öffnung der Spielplätze geben. Dabei könne es sein, dass Handläufe von Klettergerüsten oder Schaukeln abmontiert würden, um die Übertragungswahrscheinlichkeit des Coronavirus zu verringern. Im Rahmen der Lockerungsmaßnahmen werde es darum gehen, den dringenden Bedarf nach Spielen zu ermöglich, das aber auch verantwortlich zu tun.

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