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Audio: Inforadio | 25.06.2020 | Knut Mildner-Spindler im Interview | Quelle: dpa/Christoph Soeder

Corona-Ausbruch in Friedrichshain-Kreuzberg

Wohnblock-Bewohner können zur Quarantäne in Hotels ziehen

Nach den gehäuften Corona-Infektionen in einem Mietshaus in Friedrichshain-Kreuzberg hat Sozialsenatorin Breitenbach angeboten, die Betroffenen in Hotels unterzubringen. Beim Gesundheitsstadtrat des Bezirks kommt dieser Vorschlag weniger gut an.

Nach dem Corona-Ausbruch in einem Wohnhaus in Friedrichshain-Kreuzberg hat die Berliner Gesundheitsverwaltung den Bezirk am Mittwoch erneut darauf hingewiesen, dass Bewohner in Isolation auch in Hotels ausweichen können.

Dadurch könne die Situation entschärft werden, dass während der Quarantäne viele Menschen auf engem Raum leben müssen, hieß es. Schon in den letzten Wochen hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) die Amtsärzte aller Bezirke auf diese Möglichkeit hingewiesen. Sollten die Bezirke dabei logistische Unterstützung brauchen, könne der Senat ebenfalls helfen.

Die Gesundheitsverwaltung hat zu diesem Zweck 17 Wohneinheiten in Hotels angemietet. Ob der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das erneute Angebot annehmen wird, konnte eine Sprecherin am Nachmittag noch nicht sagen.

Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sagte am Mittwochabend im rbb, dass es freie Plätze in den Hotels gebe. "Letztendlich liegt die Entscheidung beim zuständigen Gesundheitsamt, ob sie das Angebot annehmen", so Breitenbach im rbb-Spezial.

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Skeptisch auf diesen Vorschlag reagiert der Gesundheitsstadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Knut Mildner-Spindler (Linke). Im Inforadio des rbb sagte er am Donnerstagmorgen, man werde das zwar prüfen. "Mir erschließt sich aber nicht so ganz der Sinn, warum wir Menschen, die zwar beengt, aber in ihren eigenen Wohnungen wohnen, wo sie Wäsche waschen, kochen und für sich sorgen können, warum wir sie in Hotels bringen sollen. Ob dort die Verhältnisse nicht auch so beengt sind wie in den Wohnungen, wissen wir nicht", so Mildner-Spindler. Man wolle weiter den eingeschlagenen Weg gehen und mit Sozialarbeitern die Quarantäne begleiten.

Laut Mildner-Spindler haben sich 171 Bewohner des betroffenen Mietshauses freiwillig testen lassen, "bei 45 von ihnen wurde das Coronavirus nachgewiesen. Die und deren nahe Kontaktpersonen stehen unter häuslicher Quarantäne", so der Gesundheitsstadtrat. Damit stünden anders als in Neukölln keine ganzen Wohnhäuser, sondern nur einzelne Haushalte unter Quarantäne. "Wir haben den Eindruck, dass das gut funktioniert", so Mildner-Spindler.

Auch Kinder unter den positiv Getesteten

Die betroffenen Haushalte erhielten Quarantäne-Anordnungen und werden durch das Bezirksamt mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. Es gibt unter den positiv getesteten Personen auch Kinder, die Schulen oder Kindertageseinrichtungen besuchen. Die betroffenen Schulen, Kitas und Jugendfreizeit-Einrichtungen sowie die Schul- beziehungsweise Kita-Aufsicht wurden umgehend informiert. An den betroffenen Schulen und Kitas werden nun ebenfalls Testungen angeboten.

Nach Neukölln und Spandau ist Friedrichshain-Kreuzberg somit der dritte Bezirk, in dem Corona in einem Wohnkomplex ausgebrochen ist.

Der neue Fall zeige, dass in Wohnhäusern mit sehr beengten Lebensverhältnissen eine besonders hohe Ansteckungsgefahr herrsche, sagte Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) am Mittwochmorgen dem rbb. Kritik übte Kalayci in dem Zusammenhang auch an Vermietern, "die sehr viele Menschen in einer Wohnung wohnen lassen, damit sie Geld verdienen".

Sendung: Abendschau, 24.06.2020, 19:30 Uhr

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