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Audio: Inforadio | 13.07.2020 | Martin Stürmer | Quelle: dpa/Michael Kappeler

Technische Probleme

Corona-App fehlt digitale Verbindung zu Berliner Gesundheitsämtern

Seit einem Monat gibt es die offizielle Corona-Warn-App - doch in Berlin funktioniert sie nicht so, wie sie sollte. Wer selbst positiv auf das Coronavirus getestet wird und andere warnen will, muss einen Umweg in Kauf nehmen. Es hapert an der Technik.

Die mangelnde Digitalisierung im Berliner Gesundheitswesen wirkt sich auf die seit Mitte Juni verfügbare Corona- Warn-App aus. Nach wie vor funktioniert die digitale Verbindung zwischen der App sowie den Gesundheitsämtern und Laboren via QR-Code nicht. Das geht aus einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Abgeordneten Bernd Schlömer hervor, die dem rbb vorliegt. Zunächst hatte darüber die Deutschen Presse-Agentur berichtet.

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Folge: Wer der App einen positiven Corona-Test melden möchte, um andere zu warnen, muss eine Hotline anrufen. Dann wird mittels bestimmter Fragen verifiziert, ob die Person wirklich erkrankt ist. Ist das der Fall, erhält sie eine Bestätigung auf ihr Smartphone, mittels der dann die Kontaktpersonen über die App informiert werden können. Die können sich dann zum Beispiel selbst testen lassen.

Eigentlich soll dieses anonymisierte Verfahren automatisiert über QR-Codes funktionieren, die Gesundheitsämter und Labore erzeugen, in denen die Corona-Tests ausgewertet werden. Doch das wird in Berlin noch dauern. "Es ist geplant, die derzeit noch erforderliche telefonische Verifikation im Zuge der zunehmenden digitalen Anbindung schrittweise abzubauen", erklärte die Gesundheitsverwaltung.

QR-Code-Problem wird "noch einige Wochen" andauern

Bisher seien die Berliner Gesundheitsämter noch nicht an den Server zur Erzeugung der QR-Codes angeschlossen. "Dies wird voraussichtlich noch einige Wochen in Anspruch nehmen." Gleiches Bild bei den Laboren: "Die technischen Möglichkeiten werden erst in den nächsten Wochen entstehen", hieß es in der Antwort.

Gleichwohl ruft der Senat alle Bürger auf, die Corona-App auf ihr Smartphone herunterzuladen. "Da der Medienbruch eine vorübergehende Erscheinung ist, die Unterbrechung von Infektionsketten zur Bekämpfung der Pandemie jedoch nicht verzögert werden soll, empfiehlt der Senat die Nutzung der Corona-Warn-App auch zum gegenwärtigen Entwicklungsstand", so die Gesundheitsverwaltung.

Nach Einschätzung Schlömers ist die aktuelle Situation Ausdruck von "Stückwerk" und Versäumnissen des Senats. "Die Digitalisierung des Gesundheitswesens gelingt nicht allein mit Apps, und Apps alleine führen nicht zu guten Ergebnissen bei der Pandemiebekämpfung", sagte er der dpa. "Es zeigt sich viel mehr, dass das Gesundheitswesen Berlins insgesamt grundlegenden Erneuerungsbedarf hat und dringend besser aufzustellen ist. Priorität hat dabei ein IT-sicheres und datenschutzkonformes digitales Berichts-, Melde- und Informationswesen zwischen Ämtern, Laboren und Medizinern."

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App-Experte: "Da ist noch viel Luft nach oben"

Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer beobachtet intensiv die Entwicklung der App. Mit bislang mehr als 15 Millionen Downloads stehe die deutsche Warn-App im europäischen Vergleich durchaus gut da, aber: “Da gibt es noch viel Luft nach oben“, sagte er am Montagmorgen im Inforadio des rbb. Gerade ältere Menschen, die ein besonders hohes Infektionsrisiko mit dem Coronavirus hätten, verfügten meistens über ältere Smartphones, auf denen die App nicht genutzt werden kann. “Da wäre eine Abwärtskompatibilität mit älteren Betriebssystemen wichtig, damit auch Senioren die App nutzen können“, so Stürmer.

Urlaubern im Ausland riet er im Inforadio, die dortigen Corona-Warn-Apps herunterzuladen und zu nutzen. Denn die deutsche Warn-App kann nicht mit vergleichbaren Apps im Ausland kommunizieren.

RKI hat schon einige Fehler ausgebügelt

Die offizielle Corona-Warn-App ist seit dem 16. Juni verfügbar, inzwischen wurde sie 15,4 Millionen Mal heruntergeladen (Stand 9. Juli). Das für die App zuständige Robert-Koch-Institut hat kürzlich mit einem weiteren Update kleine Fehler der App beseitigt.

So sollen nun die Anzeige der aktiven Tage auf der Startseite wieder angezeigt und die Oberflächengestaltung, die Texte sowie die Barrierefreiheit verbessert sein. Bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche und der Nutzerfreundlichkeit konzentrieren sich die Entwickler auf das Hochladen der Testergebnisse in der App. Zudem sei die Empfehlung der Anwendung an Freunde vereinfacht.

Sendung: Inforadio, 13.07.2020, 07:08 Uhr

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