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Quelle: imago-images/Stina Stjernkvist

Rückkehrer aus Risikogebieten

Müller kündigt Corona-Tests an Flughäfen ab nächster Woche an

Da bei Reiserückkehrern aus Corona-Risikogebieten die freiwillige Quarantäne oft nicht nachgeprüft werden kann, sollen nun Tests an Flughäfen Sicherheit bringen: In Berlin sollen ab kommender Woche entsprechende Teststellen eingerichtet werden.

Am Flughafen Tegel soll es bereits ab kommender Woche eine Corona-Teststelle für Reiserückkehrer aus Risikogebieten geben. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller im Gespräch mit dem Sender "Spreeradio" an.

Die Tests sollen für die betroffenen Personen kostenfrei sein, so Müller. "Das wird vom Land bezahlt." Ob sie auch verpflichtend sein werden, ist allerdings noch unklar, die Gesundheitsminister der Länder wollen darüber am Freitag abschließend entscheiden, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit auf Nachfrage des rbb mit. Nach aktuellem Stand werde man den Reisenden am Flughafen direkt nach Ankunft ein Angebot machen, so Müller. "Entweder ihr geht in die freiwillige Quarantäne, oder ihr lasst euch hier testen." Man gehe davon aus, so der Regierende Bürgermeister, dass die Quarantäne nur von einer "geringen Zahl von Menschen attraktiv" gefunden wird.

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Dem Vernehmen nach koordiniert die Charité das Projekt. In den Flughäfen geht es unter anderem darum, geeignete Räumlichkeiten für die Tests zu finden; benötigt wird auch Personal. Neben medizinischen Fachleuten sind studentische Hilfskräfte denkbar, die zum Beispiel Kontaktdaten aufnehmen und Fragebögen ausfüllen.

Coronatests auch in Arztpraxen

Derweil haben sich die Senatsverwaltung für Gesundheit und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) darauf verständigt, dass auch in vielen Berliner Arztpraxen Coronatests für symptomfreie Reiserückkehrer angeboten werden sollen. Betroffene sollen sich vorab telefonisch in den Praxen melden. "Als Berechtigung genügt die Glaubhaftmachung durch den Patienten, dass er aus einem Risikogebiet eingereist ist", so die Gesundheitsverwaltung. Fällt der Test positiv aus, werden die Patienten umgehend von den zuständigen Gesundheitsämtern kontaktiert.

Davon ausgeschlossen seien jedoch die 30 Covid-19-Praxen, die von der KV als Anlaufstation für Menschen mit Symptome ausgewählt wurden. Sie sollen weiter nur Tests bei Menschen mit konkretem Verdacht auf Covid-19 anbieten.

Die Gesundheitsverwaltung weist zudem darauf hin, dass auch Personen, die von der Corona-Warn-App die Meldung "erhöhtes Risiko" erhalten, in einer der neuen Corona-Testpraxen vorstellig werden können. Die Kosten zur Durchführung dieser Tests übernehmen für gesetzlich Versicherte die Krankenkassen. Privatversicherte müssen die Kosten in diesem Fall allerdings selber tragen.

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Der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid kritisierte die geplanten Corona-Tests an Flughäfen für Rückkehrer aus Risikogebieten scharf. "Fachlich ist das überhaupt nicht nachvollziehbar", sagte der Mediziner, der als Amtsarzt für den Bezirk Reinickendorf mit dem Flughafen Tegel zuständig ist, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die angestrebten Tests seien nur eine Momentaufnahme, theoretisch müssten die Menschen über Tage und Wochen mehrfach getestet werden, so Larscheid. Bestes und sicherstes Mittel sei weiter eine Quarantäne von 14 Tagen, sagte Larscheid. In dem Zeitraum könnten Menschen regelmäßig getestet werden und am Ende sicher sein, nicht mit Sars-CoV-2 infiziert zu sein. "Absurd ist, dass wir eine entsprechende Rechtsverordnung haben und nun gleichzeitig dafür sorgen, dass diese umgangen werden kann", so Larscheid. "Niemand wird gezwungen, in ein Risikogebiet in Urlaub zu fahren. Wer dieses Risiko dennoch auf sich nimmt auf Kosten der Allgemeinheit, der soll nach Rückkehr in Quarantäne gehen."

Auch bei den Flughafenbetreibern werfen die Tests von Reiserückkehrern Fragen auf. Man stehe zwar "bereit, alles umzusetzen, was hilft und behördlich umzusetzen ist", sagte ein Sprecher des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport am Donnerstag. Zunächst müsse man aber die genauen Vorgaben der Behörden abwarten. Auch in München seien die Betreiber in Gesprächen, es müsse aber noch vieles geklärt werden. "Wir unterstützen das natürlich", sagte ein Sprecher des Airports. Dabei gehe es aber in erster Linie um Räumlichkeiten. Die Umsetzung müsse von staatlicher Seite erfolgen.

Brandenburg sorgt sich um Einreisen mit Bahn, Auto und Schiff

Eine große Frage sei zudem, wie mit Auto-, Bahn- und Schiffsreisenden umgegangen werde, sagte der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. "Bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten geht es nicht nur um den Flugverkehr." Eine Sprecherin der Deutschen Bahn betonte auf Anfrage, derzeit führen generell keine Züge aus Risikogebieten nach Deutschland

Die Einstufung von Staaten als Risikogebiet basiert auf der wissenschaftlichen Expertise des Robert Koch-Instituts (RKI). Weltweit trifft das aktuell für rund 130 Staaten zu, zum Beispiel die Türkei, Israel oder die USA. Dagegen gelten fast alle EU-Staaten - Ausnahme ist Luxemburg - und einige andere europäische Länder wie die Schweiz nicht als Risikogebiet.

Sendung: Inforadio, 23.07.2020, 17:00 Uhr

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