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Quelle: Uwe Geisler/dpa

Corona-Intensivpatienten in Berlin

Charité-Chef warnt vor Überlastung

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen befindet sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité, bietet das Anlass zu großer Sorge. Er sieht die Universitätsklinik bald "an der Grenze des Machbaren".

Der Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité, Heyo Kroemer, hatt eindringlich vor der Überlastung der Krankenhäuser aufgrund der Corona-Pandemie gewarnt. Derzeit sei die Lage beherrschbar, aber: "Wir sind schon sehr bald an der Grenze des Machbaren", sagte Kroemer am späten Donnerstagabend im Gespräch mit den "Tagesthemen".

Kroemer mahnte, die Politik müsse schnell reagieren, bevor das Gesundheitssystem in Deutschland mit der Belastung nicht mehr fertig werde. Wenn nichts passiere, würden sich neue Menschen infizieren, die - zumindest zum Teil - ins Krankenhaus kämen, so Kroemer.

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Die Charité gehört mit ihren insgesamt rund 3.000 Betten zu den größten Universitätskliniken Europas. Von 442 Betten auf der Intensivstation sind laut Kroemer bereits 129 mit Corona-Patienten belegt. Etwa 70 von ihnen müssten künstlich beatmet und deswegen sehr umfangreich betreut werden. "Das sind alles sehr, sehr hohe Zahlen", so Kroemer. Der Anteil höre sich relativ klein an, sei aber durch die notwendige intensive Betreuung der Covid-Patienten "außerordentlich hoch".

Operations-Programm bereits erheblich gekürzt

Der Charité-Chef erklärte, dass das Personal so sehr belastet sei, dass es nicht mehr lange durchhalten könne. Zudem seien bereits viele Ärzte und Pfleger von anderen Stationen abgezogen worden, um bei der Versorgung der Corona-Patienten zu unterstützen. Deshalb könne die Charité "eine Reihe von Aufgaben" nicht mehr erfüllen. So sei das Operations-Programm bereits auf 65 Prozent des Üblichen gekürzt worden, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Sollte die Klinik noch mehr Covid-19-Patienten bekommen, könne die Klinik zwar weitere Intensivbetten aufbauen, müsse dafür aber andere Bereiche einschränken.

Durch den Wegfall von Operationen entgehen der Charité auch Einnahmen. Bereits im Sommer berichtete die Klinik, dass sie in der Corona-bedingten Lockdown-Phase zwischen Mitte März und Ende Mai 44,3 Millionen Euro weniger eingenommen hat als im Vorjahreszeitraum.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Berlin bleibt derweil weiterhin auf einem hohen Niveau. Binnen 24 Stunden wurden 1.656 neue Fälle (Stand: 10.12.2020, 13 Uhr) gemeldet. Am Vortag waren es noch 1.123 Neuinfektionen gewesen.

Sendung: Tagesthemen, 10.12.2020, 22:15 Uhr

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